Kapitel 2 - The struggle of growing up

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Ben (Bones) Springfield war zu seinem Spitznamen gekommen, weil er so aussah, als hätte er viel zu schwere Knochen. Alles an ihm wirkte ein wenig zu groß und ein bisschen unförmig. Das mochte aber auch an seiner Lieblingsbeschäftigung - Essen, am besten ungesund und davon viel - liegen.

Gerade saß er bequem auf seinem Ausziehsofa, eine Tüte Nachos vor sich, und ging seiner zweiten Lieblingsbeschäftigung nach, dem Beobachten der Freizeitaktivitäten seiner Freunde. Er hatte die Snapmap geöffnet und zoomte die einzelnen Emojis heran um genau zu lokalisieren wo sie sich gerade befanden. Zu seiner Erleichterung zeigte Dees Emoji an, dass sie zu Hause war. Schnell überprüfte er die Standorte seiner anderen Freunde und stellte fest, dass sich keiner von ihnen bei Dee aufhielt.

Das war nämlich Bones' größte Angst, dass sich Dee, die er jetzt seit gut einem Jahr heftig verehrte, verlieben oder, noch schlimmer, eine Beziehung beginnen würde. An seinem geheimen Plan, sie zu fragen, ob sie mit ihm auf den diesjährigen Schulball gehen würde, feilte er schon seit einer ganzen Weile. Bisher hatte er allerdings noch nicht den Mut aufgebracht, sie einzuladen. Ihm war klar, dass ihm jemand zuvorkommen würde, wenn er noch länger wartete.

Er gähnte und stemmte sich dann vom Sofa hoch. Wenn er heute Abend noch los wollte, musste er langsam mal in die Gänge kommen.

„Ben?"

Fordernd tönte die Stimme seiner Mutter zu ihm hinauf.

Er blendete sie aus, wie einen nervigen Tinnitus. Und verspürte sofort den Anflug eines schlechten Gewissens. Wenn er sich gleich auf den Weg zum Strand machte, würde er ihr sowieso begegnen. An seiner Mutter führte nun mal kein Weg vorbei.

Er zog sich seine Turnschuhe an, wobei er die Schnürsenkel offen ließ, warf sich ein Sweatshirt über und wagte sich dann in die Höhle des Löwen. Oder besser gesagt der Löwin.

Sie warteten beide unten am Ende der Treppe auf ihn.

Herbert, der stets zum Spielen aufgelegte Golden Retriever, und seine Mutter.

Während Herbert freudig mit dem Schwanz wedelte, hatte Bones' Mom die Stirn in Falten gelegt, wodurch sie dem vierbeinigen Freund auf eine verblüffende Weise ähnelte.

Ihr Ton jedoch revidierte den Eindruck augenblicklich.

„Musst du denn nicht noch was für die Schule tun? Und überhaupt, wo willst du denn schon wieder hin?

Bones verkniff sich eine ungehaltene Bemerkung.

„Nur kurz zum Strand. Ich treffe mich mit meinen Freunden."

„Aber ich wollte jetzt was kochen, ich habe extra eingekauft."

Bones hörte deutlich den Vorwurf in ihrer Stimme. Seine Mutter wirkte irgendwie verloren, wie sie da vor ihm stand, mit diesem versteckten Flehen in den Augen.

Seit dem plötzlichen Tod seines Vaters vor einigen Jahren schenkte sie ihm ihre uneingeschränkte Aufmerksamkeit. Je mehr er seine eigenen Interessen entwickelte, Zeit mit seinen Freunden verbrachte oder sich in sein Zimmer zurückzog, desto größer wurde die Anhänglichkeit seiner Mutter.

Melde dich doch einfach mal bei Tinder an, dachte er ein wenig hilflos, bevor er erwiderte:

„Mom, ich habe echt keinen Hunger, nicht böse sein. Aber ich bleibe nicht so lange weg, versprochen."

Er ließ ihr nicht die Möglichkeit, sich darüber zu beschweren, drückte Herbert einen Kuss auf die blonde, puschelige Stirn und öffnete entschlossen die Haustür.

***

Isabelle hörte die Schritte ihres Vaters auf der Holztreppe. Hastig nahm sie ihre Füße von dem teuer aussehenden Glastisch und setzte sich in eine aufrechte Position. Ihr penibler Dad würde sie sonst wieder zurechtweisen. Er war immer so darauf bedacht, dass sich alle Familienmitglieder anständig benahmen, vor allem jetzt, seit er eine neue Freundin hatte. Diese dämliche Freundin entwickelte sich mehr und mehr zum Problem. Ihre Eltern waren jetzt seit zwei Jahren getrennt, was sich als weit weniger problematisch herausstellte, als Isabelle und ihre jüngere Schwester befürchtet hatten. Bis dann die Neue plötzlich auf der Matte stand. Diese Schleimerin hatte sowohl ihren Vater, als auch ihre Schwester Becky um den Finger gewickelt. Offenbar war Isabelle die Einzige, die die Frau und ihre Einschmeichelungsversuche durchschaute.

The Soulcollector - Rätselhafte TodesfälleWhere stories live. Discover now