6.1: Gavi×Pedri

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Genre: drama

Teil 1 von 2

Für  LilyMalfoy200

Pov. Pedri:

"Herr González?"
Erschrocken fuhr ich zusammen, als die Stimme des Arztes mich aus meiner eigenen kleinen Welt beförderte.
Fragend sah ich zu dem etwa fünfzigjährigen Mann auf, welcher mich wiederum mit einer Mischung aus Sorge und Mitleid ansah, seinen Blick dann wieder auf sein Klemmbrett richtete.
Kurz schniefte ich auf und versuchte mir möglichst unauffällig mit dem Ärmel meines Pullis die Tränen wegzuwischen.
Obwohl das wahrscheinlich eh nichts brachte; so schrecklich wie ich aussehen musste.
Seit Pablos schwerem Autounfall vor knapp drei  Monaten hatte ich so wenig geschlafen, dass meine Augenringe bis zum Boden gehen mussten.
Von Anfang an hatten uns sie Ärzte nur wenig Hoffnung gemacht, dass mein Freund wieder aufwachen würde, doch ich hatte es verdrängt und einfach gehofft, dass Pablo so stark war und es allen zeigen würde.  Aber mein Optimismus wurde mit jedem Tag, an dem der Jüngere nicht aufwachte oder sich seine Werte nicht ein bisschen verbesserten, mehr und mehr getrübt. 
"Geht es ihm besser?", fragte ich voller Hoffnungen, während ich Pablos blasse und kalte Hand sanft drückte. Der Mediziner jedoch schüttelte mitleidig den Kopf. 
"Es tut mir wirklich leid"; sprach er leise," Seine Werte verändern sich schon seit Tagen nicht mehr." Er machte eine kurze Pause, in der sein Blick kurz zu Pablos Bett und dann wieder zu mir schwank. "Wir müssen darüber nachdenken, die Geräte abzustellen."
Alle Gesichtszüge entglitten mir nach dieser Hiobsbotschaft. 
Geräte abstellen? Sie wollten aufgeben? 
"Sie... sie... heißt das", stotterte ich unbeholfen, klammerte mich nur noch mehr an die regungslose Hand meines Partners. Es fiel mir so unheimlich schwer, dieses eine Wort auszusprechen. "Sie wollen..."
"Wenn wir die Geräte abstellen würde das bedeuten, dass er stirbt ja", begann der Braunhaarige wieder zu reden; schien meine Frage genau verstanden zu haben. "Die Geräte halten ihn am Leben. Wenn sich aber über einen längeren Zeitraum nichts verändert und keine wirkliche Hoffnung mehr besteht, dass er aufwacht, dürfen die Geräte abgestellt werden, um Schmerzen und Leiden zu ersparen.... und bei Ihrem Freund ist dies leider der Fall."
Schlichtweg überfordert und mit Tränen, die über meine Wangen flossen, blickte ich nun wieder in Pablos Gesicht und dann wieder in das des Arztes. 
"Ich weiß, es ist keine einfache Entscheidung für Sie, aber in seiner Patientenverfügung steht Ihr Name."
Was? Er hatte eine Patientenverfügung? Mit 18? Hatten das sonst nicht nur alte Leute?
"Er.. mein Name... in seiner Verfügung?"
"Sie wussten gar nichts davon?", stellte der Ältere verwirrt fest, was mich zum Nicken brachte. 
Leise seufzte er auf. 
"Überdenken sie es in Ruhe und sprechen Sie mit Ihrere Familie oder Freunden darüber. Ich stehe Ihnen für weitere Fragen natürlich auch gerne zur Verfügung. In den nächsten Tagen bräuchte ich dann aber die Entscheidung." Mit einem schmalen Lächeln legte er kurz eine Hand auf meine Schulter, ehe er leise das Zimmer verließ und mich mit all meinen Gedanken und überfordernden Gefühlen zurückließ. 
Geräte abstellen, sterben. Patientenverfügung, Entscheidung. 
Mein Kopf war wie leer gefegt; nur diese fünf Wörter fanden Platz darin. 
Wie sollte ich darüber entscheiden?
Über ein Leben; das Leben meines eigenen Freundes?
Und warum hatte er überhaupt eine Patientenverfügung und gab mir somit eine so große Verantwortung?
Mein getrübter Blick glitt über Pablos geschundenen Körper. Seine blasses Gesicht, die unordentlichen und fettigen Haare, die unzähligen Schläuche, durch die Medikamente in den Körper meines Freundes gelangten und der Beatmungsschlauch, der in den Mund des Jüngeren führte und sein halbes Gesicht verdeckte. Er war es, der dafür sorgte, dass Pablos atmete.... und lebte. Ein Knopfdruck und er würde nicht mehr atmen. Und ich sollte über diesen Knopfdruck entscheiden. 
Aber konnte ich ihn umbringen lassen? Meinen eigenen Freund? Die Liebe meines Lebens?
Konnte ich das mit meinem Gewissen vereinbaren?
"Was soll ich denn nur machen, mein Schatz?", hauchte ich schluchzend an die sich gleichmäßig hebende Brust," Ich kann dich doch nicht einfach so aufgeben?"
Wenn ich doch nur wüsste, was er wollen würde. 
Den gesamten restlichen Tag, auch als ich vom Krankenhaus Heim kam, musste ich darüber nachdenken, was ich tun sollte. Wie entscheid ich mich richtig? Konnte man sich bei so etwas überhaupt richtig entscheiden?
Die ganze Nacht schlug ich mir um die Ohren; bekam die Sätze des Arztes einfach nicht aus dem Kopf. 
Schon kurz nach dem Unfall hatte ich schmerzlich erfahren müssen, dass die Wahrscheinlichkeit, dass Pablo bleibende Schäden davon getragen haben könnte, nicht sehr niedrig war. Und bis er wieder richtig laufen können würde, würden noch viele Schmerzen, Ops und unzähige Anstrengungen im Weg stehen. Wenn er überhaupt wieder normal laufen könnte. 
Wollte ich das? Und viel wichtiger; würde Pablo das wollen? 
Ich wusste einfach nicht, was richtig und was falsch war.

Vollkommen unausgeschlafen betrat ich am nächsten Morgen das Krankenhaus und begab mich schnurstracks zum Zimmer des Jüngeren. Training schwänzte ich schon seit Monaten; es gab jetzt wichtigeres und dafür hatte zum Glück auch jeder im Verein Verständnis. 
Wie jeden Morgen betrat ich das Zimmer und setzte mich auf den Stuhl neben dem Bett des Jüngeren. Und es hatte sich mal wieder nichts verändert. Nicht ein einziges, kleines Detail. Alles war so wie gestern und vorgestern und vorvorgestern....
Laut seufzend beugte ich mich vor, ehe ich Pablos leicht verschwitzte Stirn sanft küsste und durch seine braunen Haare fuhr. 
"Guten Morgen mein Schatz", murmelte ich leise," Ich weiß nicht, warum du mich in deine Patientenverfügung hast eintragen lassen, aber ehrlich gesagt hasse ich dich ein bisschen dafür. Ich meine, wie soll ich mich denn jetzt entscheiden? Was ist richtig oder falsch? Ich will nicht, dass du gehst und mich allein lässt und ich will dich auch nicht aufgeben, aber ich möchte auch nicht, dass du so sehr leidest und wahrscheinlich nicht das Leben leben kannst, was du gerne hättest. Ich habe keine Ahnung, was ich tun soll und um ehrlich zu sein möchte ich mich gar nicht entscheiden. Ich habe das Gefühl, dass ich es immer falsch mache; egal was ich tue."
Laut atmete ich aus, legte meinen Kopf vorsichtig auf Pablos Brust ab und drückte seine Hand sachte. "Ich liebe dich so sehr, Gavi, ich liebe dich so sehr." 
Keine Ahnung, wie lange ich so verweilte, doch irgendwann wurde ich durch laute Piepen aus meinen Gedanken geholt. Sofort saß ich wieder aufrecht und musste mit ansehen, wie Pablos behandelnder Arzt den Raum zügig betrat.
"Was ist los?"; fragte ich ängstlich; hatte Angst vor der Antwort, die er mir geben könnte. 
"Es sieht so aus, als wäre Ihnen die Entscheidung abgenommen worden", lächelte er zuversichtlich, bevor er einen Pfleger zu sich rief," Ihr Freund wacht auf."
"Was?" Ungläubig musterte ich den Arzt, welcher nun mithilfe des Pflegers begann, den Beatmungsschlauch von meinem Freund zu entfernen, ihm dann einige Medikamente spritzte und ihn ganz zum Schluss noch einmal untersuchte. 
Ich hingegen war vollkommen überwältigt und musste erstmal mit der Situation klar kommen. 
"Es kann noch eine Weile dauern bis er richtig wach wird" informierte mich der junge Pfleger, nachdem die Beiden anscheinend mit allem fertig waren," Aber es geht ihm schon deutlich besser."
"Heißt das... es wird jetzt alles weder gut?"; vergewisserte ich mich unsicher.
"Der Weg ist noch lang, aber der erste Schritt ist schon getan. Wir sind sehr zuversichtlich."
"Danke", rief ich freudig aus; musste mich wirklich zusammenreißen, den Arzt und den Pfleger nicht stürmisch zu umarmen, weil ich mich so freute.  Mit einem letzten Lächeln verließen sie schließlich das sterile Zimmer und ließen mich somit mit meinem Freund allein. 
Total glücklich und beflügelt ließ ich mich wieder auf den Stuhl, meinen Stammplatz, fallen und küsste Pablo an allen möglichen Stellen. 
"Du hast es fast geschafft, mein Schatz", flüsterte ich lächelnd in sein Ohr, während meine Hand durch seine Haare streichelte. 
"Ich bin so stolz auf dich", wisperte ich leise," Ich bin so froh, dass du mir diese Entscheidung abgenommen hast, mein Schatz. Ich hätte nicht gewusst, wie ich mich entscheiden sollte."
Noch immer flossen mir Tränen über die Wange, aber diesmal aus Freude.

Es dauerte noch knapp drei Stunden, bis sich etwas rührte und der Jüngere langsam aber sicher aufwachte.
Aus müden Augen, die er noch nicht ganz öffnen konnte, sah er mich an, während ich wieder mit den Tränen zu kämpfen hatte und gleichzeitig lächeln musste. So glücklich war ich, dass er endlich wieder aufgewacht war.
"Hey Baby", brachte ich schluchzend hervor, während ich meine Hände an seine Wangen legte und zärtlich darüber strich.
Schwach formte der Jüngere ebeebenfalls ein Lächeln und legte mit aller Kraft eine Hand auf meine, welche noch immer auf seiner Wange ruhte.
Erschöpft schloss der Jüngere seine Augen dann wieder, lehnte sich meiner Berührung entgegen und schien sie zu genießen.
"Ich liebe dich", wisperte ich ganz leise an die Stirn des Jüngeren, ehe ich diese noch einmal sanft küsste.

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