72.: Wanner×Bischof

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Genre: drama

Für NicoleTre5

Pov. Tom:

Vorfreudig lächelnd parkte ich meinen Wagen vor dem Haus, in der Pauls Wohnung lag. Schon jetzt sah ich, dass in seiner Küche Licht brannte; er war also zu Hause. 
Er wusste nichts von meinem Besuch; es war eine Überraschung. Nachdem unser Trainer uns spontan wegen der Grippewelle drei Tage frei gegeben hatte, hatte ich sofort beschlossen, den Jüngeren zu besuchen. 
Das letzte Mal, dass wir uns gesehen hatten, ist schon etwas her und ist außerdem nicht so gut geendet. Die letzten Wochen waren schwierig und angespannt. Wir sind des Öfteren heftig aneinander geraten, aber in letzter Zeit ist es wieder besser geworden. Wahrscheinlich lag es einfach an dem vielen Stress, den wir beide durch den Fußball und andere Termine vom Verein aus, doch jetzt, wo alles etwas ruhiger war, wollte ich die Chance nutzen, um etwas Zeit mit meinem Freund zu verbringen. 
Kurz nachdem ich geklingelt hatte, begrüßte ich Pauls verzerrte Stimme aus der Sprechanlage. 
"Hallo?"
"Hey Schatz, ich bin's", grinste ich breit. Einen kurzen lang Moment war es still ,bis das leise Surren ertönte und ich die Haustür öffnen konnte. 
Strahlend blickte ich zu Paul, als ich an seiner Wohnung ankam und ihn bereits dort warten sah. Und eigentlich hatte ich ein vergleichbares Lächeln von meinem Freund erwartet, doch es war nicht da. Stattdessen wirkte er angespannt, ja schon fast abweisend. 
Sofort trübte meine Freude sich und vermischte sich mit Unsicherheit, doch ich beschloss, mir meine Freude auf uns nicht verderben zu lassen. Vielleicht war er auch einfach nur überrascht. 
"Hi", lächelte ich erleichtert, als ich bei ihm angekommen war und zog ihn sofort in eine feste Umarmung, die Paul nur zögerlich und angespannt erwiderte.
"Was machst du hier?"
Mein Lächeln verfiel nach Pauls verwirrter und nahezu frostiger Frage in einen irritierten Blick. 
"Ich... wollte dich überraschen, wir haben spontan ein paar Tage frei bekommen", erklärte ich leise," Ich... ich dachte, du freust dich darüber."
Paul sah zu Boden; einen Moment lang war es still, ehe er sich wieder aufrichtete und in Richtung Eingang nickte. "Komm rein."
Tief durchatmend folgte ich ihm. So hatte ich mir das wirklich nicht vorgestellt. Paul schien sich überhaupt nicht über meinen Besuch zu freuen. Trotzdem wollte ich nicht schon wieder Streit, weshalb ich mich dafür entschied, erstmal ruhig zu bleiben und abzuwarten, ob es nicht vielleicht doch nur die Überraschung war, die ihn so aus dem Konzept brachte. 
In der Wohnung angekommen war allerdings ich derjenige, der überrascht aussah. Pauls Wohnung, die von dem Mann, der Ordnung über alles liebte, sah aus wie ein Schlachtfeld. Als hätte er mindestens drei Wochen weder aufgeräumt noch geputzt. War er deshalb so komisch? Weil ihm der Zustand seiner  Wohnung peinlich war?
"Ähm... willst du was trinken?"
Ich drehte mich wieder zu meinem Freund um. Letztendlich war es mir auch egal, wie seine Wohnung aussah. Aufräumen konnten wir später noch; jetzt wollte ich erstmal Zeit mit dem Jüngeren verbringen.
Lächelnd überbrückte ich die letzten Schritte zu ihm und merkte sofort, dass er sich wieder anspannte, als ich mit meinem Mund näher an seinen kam, um ihn küssen zu können.
"Ehrlich gesagt würde ich jetzt am liebsten etwas ganz anderes machen", säuselte ich mit wahrscheinlich sehr eindeutigem Grinsen im Gesicht, doch als ich Paul küssen und meine Arme um ihn legen wollte, ging er plötzlich ein paar Schritte zurück und drehte seinen Kopf zur Seite. 
Damit war meine Geduld dann wirklich am Ende. Wenn er ein Problem hatte, dann sollte er halt mit mir darüber reden. 
Mein Körper füllte sich mit Wut, Traurigkeit, Unverständnis und ich wollte jetzt wissen, was los war; warum er sich so komisch verhielt. 
"Was ist eigentlich dein Problem?", platzte es zornig aus mir heraus, während ich mich wütend vor dem Jüngeren aufbaute," Du verhältst dich schon seit Wochen so komisch und jetzt denke ich, ich besuche dich an meinen freien Tagen und du freust dich und wir schaffen es vielleicht auch mal ohne Streit und dann willst du mich nicht umarmen, hast nicht mal einen Funken Freude für mich übrig und weichst zurück, wenn ich dich küssen will als würde ich dich hier zu irgendwas zwingen?"
Paul sah nur zu Boden, seine Hände zitterten und er kaut nervös auf seiner Unterlippe herum. Und anstatt mich zu beruhigen und zu versuchen auf ihn einzugehen, machte mich diese Reaktion nur noch wütender. Ich fühlte mich als würde ich gegen eine Wand sprechen. 
"Hallo?", rief ich aufgebracht, während ich wild mit meinen Händen gestikulierte," Rede doch mit mir." Doch ich bekam wieder keine Antwort, was mich empört aufschnaufen ließ. 
"Weißt du was?"; begann ich wieder und wurde mit jedem Wort wütender," Wenn du deinen Mund nicht aufbekommst, dann kann ich auch wieder gehen. Zu Hause muss ich mir deine schlechte Laune wenigstens nicht antun."
Ich war schon drauf und dran, die Wohnung zu verlassen, als Paul hinter mir laut schluchzte. "Bitte bleib."
Sarkastisch lachte ich auf, nachdem ich mich zu ihm umgedreht hatte, nur um zu sehen, wie er mir mit roten und verweinten Augen entgegen blickte. Normalerweise würde ich jetzt alles stehen und liegen lassen, um ihn in den Arm zu nehmen, doch dafür war meine Wut gerade einfach viel zu groß. 
"Warum sollte ich? Deine schlechte Laune kannst du mit dir selbst austragen. Ich hab keine Lust auf-"
"Meine Mutter ist krank, okay?", brach es dann auf einmal überraschend laut aus ihm heraus," Sie hat Blutkrebs und die Ärzte geben ihr noch drei Monate. Reicht dir das als Erklärung?"
Perplex und erstarrt stand ich da. Nur langsam verarbeitete mein Gehirn die Informationen. 
"Du... was?", stotterte ich unbeholfen; noch immer unfähig mich zu bewegen," Warum hast du mir nichts davon erzählt? Ich wäre doch für dich da gewesen."
Ratlos zuckte Paul die Schultern. "Ich glaube, ich wollte es selbst nicht wahrhaben."
Langsam nickte ich.
"Wie lange weißt du es schon?"
"Vier Wochen?"
Geschockt atmete ich aus; das Schlucken fiel mir schwer. 
"Warst du deshalb so... komisch?"
Schulterzuckend nickte der Braunhaarige.
"Es tut mir leid", wisperte er leise," Ich wollte nicht so mit dir umgehen und dich auch nicht ausschließen, aber... ich konnte damit nicht umgehen und... ich weiß nicht. Dasi st alles so schwer."
Bei Pauls Anblick und mit dem Wissen, warum er sich so verhalten hatte, begann mein Herz sofort weh zu tun.
Warum hatte ich das alles nicht bemerkt? Hätte ich nicht sehen müssen, dass ihn irgendwas bedrückte?
"Und ich habe dir auch noch Vorwürfe gemacht", stellte ich leise fest; gerade war ich so geschockt von mir selbst. Wie hatte ich mich so verhalten können?
"Du konntest es doch nicht wissen."
"Trotzdem. Ich bin dein Freund. Ich hätte doch merken müssen, wie schlecht es dir geht und hätte für dich da sein müssen."
Schwach schüttelte der Jüngere den Kopf. 
"Du hättest nichts tun können. Ich hätte mit dir reden müssen."
Schluckend kam ich wieder auf ihn zu und schloss ihn in eine feste Umarmung, in welcher der Jüngere sofort wieder zu schluchzen und zu zittern begann. 
"E tut mir so leid, Paul"; murmelte ich leise, während auch ich spürte, wie nahe ich an den Tränen war," Alles. Dass ich dich so behandelt hab und das... mit deiner Mama, ich...ich bin für dich da, okay? Das verspreche ich dir."

Fußball Oneshots boyxboy  Pt. ||Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt