Fußball Oneshots boyxboy Pt. ||

14.1: Reyna×Hummels

Genre: drama, fluff

Für blood_ink_tears

July 2023

Pov. Gio:

Schon wieder verletzt.
Frustriert atmete ich aus, während ich auf der ungemütlichen Pritsche im Untersuchungsraum zusammensackte und mir wütend durch die Haare fuhr. Wütend auf mich selbst, wütend auf meinen Körper und vor allem wütend auf mein Bein, das mir in letzter Zeit so vieler Probleme bereitete.
"Mit diesen muskulären Problemen kann ich nicht verantwrten, dass du weiter mittrainierst."
Immer wieder hallten die niederschmetternden Worte des Docs, die er vor gerade mal fünf Minuten mit entschuldigenden Gesichtsausdruck zu mir gesagt hatte, in meinem Kopf wieder.
Muskuläre Probleme. Wie im letzten Jahr. Selbes Bein, selbe Stelle, selber Muskel.
Man, ich wollte nach der letzten, sehr durchwachsenden Saison doch wieder richtig durchstarten, von vorne anfangen; irgendwie. Und jetzt das.
Ich musste mir wirklich die Tränen verdrücken, doch ich wollte hier vor dem Doc nicht auch noch anfangen zu weinen.
"Ich... kann ich jetzt nach Hause gehen?", nuschelte ich mit dünner Stimme, während ich mir immer wieder unauffällig in den Unterarm kniff, um die aufkommenden Tränen zu unterdrücken," Oder willst du noch was untersuchen?"
Mitleidig lächelnd schüttelte der ältere Mediziner den Kopf.
"Du kannst ruhig gehen Gio. Aber bitte denk dran, die Physiotermine immer wahrzunehmen, okay?"
Eindringlich sah er mir an, während ich mit ertappten Gesichtsausdruck nickte.
Ja, vielleicht war ich nach der letzten Verletzung so frustriert und deprimiert gewesen, dass ich mich bei mir zu Hause verschanzt und selbst die wichtigen Termine zur Physio versäumt hatte. Ganz vielleicht.
"Ich muss nachher sowieso noch zu Edin. Soll ich es ihm dann gleich erzählen?", bot mein Gegenüber dann an, was mich schon fast begeistert zum Nicken brachte. Ich wollte weder noch länger hier sein, noch zu Edin gehen, ihm alles erzählen müssen und mir seine mitleidigen Blicke auch noch geben müssen.
Für manch anderen wäre die Verletzung vielleicht etwas enttäuschend, aber nicht allzu gravierend. Aber für mich bedeutete sie nach all den Rückschlägen und Fortschritten und weiteren Rückschlägen fast einen Weltuntergang.
Ich wusste wohl am aller besten, dass aus wenigen Wochen Ausfallzeit schnell mal die halbe Saison werden kann.

Bei mir zu Hause angekommen, zog ich mir sofort etwas gemütliches an, schnappte mir meine Tüte Chips und eine kuschelige Decke und ging damit auf die Couch, um mir dort eine der Serien, die ich schon mindestens hundert Mal gesehen hatte, reinzuziehen. Mir war absolut klar, dass meine depressive Phase im letzten Jahr genauso angefangen hatte; Chips, Jogger, Serien, aber genau das tat mir gerade gut nach dieser Hiobsbotschaft. Also warum nicht? Etwas Nützliches und für meine Genesung förderliches konnte ich später auch noch tun. Jetzt war erstmal Ablenkung angesagt. Die war immerhin mindestens genauso wichtig.
Irgendwann musste ich wohl eingedöst sein, denn ich schreckte. durch meine Wohnungsklingel auf. Kurz überlegte ich, ob ich überhaupt öffnen sollte, doch mein Gast erwies sich als ziemlich hartnäckig, denn er klingelte Sturm und das schon seit knapp fünf Minuten. Es blieb mir also nichts andere übrig, als ihm oder ihr die Tür zu öffnen, wenn ich dieses nervtötende Geräusch loswerden wollte.
Unmotiviert trottete ich zur Tür und war mehr als überrascht, als ich dort einen schief grinsenden Mats vorfand.
"Was machst du denn hier?"
"Hey", lächelte er und schob sich einfach neben mich in die Wohnung.
Fühl dich ganz wie zu Hause Mats. Abgesehen von dem Fakt, dass ich eigentlich allein sein und in Selbstmitleid versinken wollte, ist alles gut.
Aber böse auf ihn sein konnte ich dann irgendwie doch nicht.
"Edin hat uns heute in der Besprechung erzählt, dass du erstmal ausfällst und da dachte ich, ich schaue mal bei dir vorbei. Du musst dich ja nicht allein bemitleiden und auf der Couch rumgammeln", erklärte der Ältere wie selbstverständlich.
"Woher-"; brachte ich verblüfft heraus.
"Wusste ich, dass genau das dein Plan war?", vervollständigte Mats meine unausgesprochene Frage," Erstens hast du genau dasselbe letztes Jahr auch getan und zweitens bist du nicht der erste, der deprimiert wegen einer Verletzung ist. Ich habe das auch schon ein paar Mal durch und bei Marco war ich allein deshalb als er in all den Jahren bei mir zum Zocken."
Mats machte eine kurze Pause, ehe er wieder seine Stimme erhob.
"Also welche Pizza willst du haben?" Er hielt symbolisch sein Handy und eine Speisekarte einer Pizzeria hoch.
Sarkastisch lachte ich auf.
"Willst du mir helfen oder meine Verletzung verlängern?"
Er wusste doch ganz genau, dass Pizza eher selten erlaubt war; nur für eine Ausnahme, das hatte Edin uns schon so oft gepredigt.
"Und wo genau liegt jetzt der Unterscheid zwischen Chips und Pizza?", wollte der Ältere mit Blick auf die Chipstüte, welche noch auf der Couch lag, wissen.
"Okay", grinste ich belustigt," Bestell mir ne Salami."
"Wird gemacht"; meinte Mats nur und schon hatte er sein Handy am Ohr, um besagte Pizza um bestellen.
Warum hatte der Schwarzhaarige es schon wieder innerhalb von zehn Minuten geschafft, mich zum Lachen zu bringen und meine Verletzung zumindest für einen kurzen Moment zu vergessen.
"Und was hast du für ne Serie ausgesucht?"
Mats war inzwischen wieder im Wohnzimmer angelangt und hatte sich zu mir auf die Couch gelegt; zwischen uns war aber immer noch ein gesunder Abstand.
Seine Frage beantwortete sich bei dem 'Haus des Geldes' Logo allerdings selbst. Ich hatte die Serie zwar schon mindestens drei Mal durchgeschaut, aber ich könnte mir jetzt nichts besseres vorstellen.
"Klingt gut", kommentierte der Verteidiger schließlich, kurz bevor ich sie startete.