23.1.: Brandt×Havertz

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Genre: drama

TW.: Andeutung von Depressionen

Teil 1 von 2

Für isaalobbyhoe

August 2019

Pov. Kai:

Enttäuscht seufzte ich auf, während ich mein Handy sinken ließ und mich in die weichen Kissen meiner Couch fallen ließ.
Er hatte sich schon wieder nicht gemeldet.
Kein Anruf, keine Nachricht, ja nicht mal unter meinem neusten Insta Post hat er kommentiert. 
Dabei hatte Julian mir hoch und heilig versprochen, sich regelmäßig bei mir zu melden.
Er wusste, wie schwer sein Wechsel für mich war. Immerhin war Julian derjenige gewesen, der mich hier in Leverkusen immer unterstützt und aufgebaut hatte, wenn es mir mal schlecht ging. 
Wegen ihm war ich überhaupt erst hier. Während unserer gemeinsamen Zeit, hatte sich zwischen dem gebürtigen Bremer und mir eine feste Freundschaft entwickelt. Fast jeden Tag unternahmen wir nach dem Training etwas. 
Und jetzt? Jetzt behandelte mich der Ältere wie Luft; als hätte es mich nie gegeben. Nicht mal, wenn ich ihn anrief, meldete er sich zurück und wenn ich ihm ne Nachricht schrieb, dann antwortete er ganz kurz und knapp. 
Stattdessen hing er den ganzen Tag mit Marco und Mats herum. Nicht, dass ich es ihm nicht gönnte; im Gegenteil. Ich freue mich ja, dass er Freunde gefunden hat und in Dortmund gut zurecht kommt, aber warum kann er sich denn trotzdem nicht mal bei mir melden?
Frustriert schloss ich die Augen und atmete tief durch, während ich fieberhaft einen Grund für sein Verhalten suchte. Was hatte ich falsch gemacht?
Hatte ich zu sehr an ihm gehangen und ihn so eingeengt? Ich dachte immer, Julian verbringt genauso gerne Zeit mit mir wie ich mit ihm. Oder habe ich mich da getäuscht und er ist in Wahrheit froh, mich los zu sein und mal nichts mit mir machen zu müssen?
Oder war ich ihm vielleicht zu kindisch? Schließlich war ich erst siebzehn Jahre alt, als wir uns kennengelernt hatten. 
Ich werde mir die Frage, was ich falsch gemacht habe, wohl nie wirklich beantworten können. 
Vielleicht war es aber auch besser so.
Und trotzdem machte es mich fertig, dass er sich einfach mich meldete, obwohl er es mir versprochen hatte.

In den nächsten Wochen sank meine Motivation für so ziemlich alles immer weiter.
Immerzu musste ich an Jule und die Frage, was ich falsch gemacht hatte, denken.
Beim Training, beim kochen, bei den obligatorischen Mannschaftsabenden,einfach immer.
Und wenn ich nicht so eine riesen Angst vor einer möglichen Abfuhr oder generell Enttäuschung hätte, hätte ich ihn schon lange angerufen, aber ich traute es mich einfach nicht mehr. Auch das Nachrichtenschreiben hatte ich  weitgehend eingestellt. Zwischen uns war eine regelrechte Funkstille entstanden, unter welcher es mir immer schlechter ging.
Ich hatte auf nichts mehr so wirklich Lust.
Am schlimmsten war das Training, denn dort erinnerte mich wirklich alles an Jule.

 
"Man, Kai, was ist denn los mit dir heute?", fragte Karim mich und setzte sich neben mich, um mir einen Arm um die Schulter legen zu können," Wir haben gewonnen man. Gegen die Bayern. Freu dich doch mal, Mensch."
"Isso Harvy", stimmte Mitch unserem Kollegen laut zu," Du ziehst ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter."
Wortlos zuckte ich mit den Schultern. "Mir geht es irgendwie nicht so gut", murmelte ich mit schlaffen Körper. Und das war nicht mal gelogen. Mir ging es wirklich nicht gut. Ich hatte ja heute morgen, so wie die letzten Wochen, nicht mal die Kraft zum Aufstehen und Fertigmachen besessen; hatte mich immer dadurch schleppen müssen. Wie sollte ich dann ein ganzes Spiel schaffen? Folglich war meine Leistung heute nicht das, was ich und der Coach uns erhofft hatte. Schon nach der ersten Halbzeit war für mich ein Platz auf der Bank frei geworden. 
Normalerweise wäre ich ja sauer und würde tagelang über den Grund meiner frühen Auswechselung grübeln, aber heute war es mir egal. Vollkommen scheiß egal. 
"Du benimmst dich schon seit Wochen so komisch", stellte Mitch fest, während er mich sorgenvoll musterte und dann einen Blick mit Karim austauschte. "Ist alles okay bei dir?"
Leicht lächelnd nickte ich; musste mir allerdings mit aller Mühe die Tränen verkneifen. 
"Alles gut. Ich habe mir glaube ich was eingefangen; nichts weiter. Macht euch keine Sorgen."
So wirklich überzeugt waren meine beiden Kumpels zwar nicht; gaben sich aber mit meiner Ausrede zufrieden. Mussten sie auch, denn die Wahrheit werde ich ihnen ganz sicher nicht sagen. 

"Kai?", hörte ich Karim meinen Namen leicht verzerrt durch den Lautsprecher meines Handys sagen," Wo warst du heute schon wieder im Training?"
"Bin krank", gab ich knapp zurück," Weißt du doch."
Resigniert seufzte der Ältere auf, ehe er sich wieder zu Wort meldete. 
"Kai, es tut mir leid, aber ich glaube dir langsam nicht mehr, dass du nur krank bist. Du kommst seit ganzen drei Wochen nicht mehr zum Training, nicht mehr zu irgendwelchen Besprechungen..."
"Ich will euch halt nicht anstecken", versuchte ich mich herauszureden, obwohl ich mir diese Ausrede nicht mal selber glaubte.
"Und warum gehst du dann nicht mal zum Arzt, wenn es dir seit drei Wochen so unglaublich schlecht geht?", wollte er herausfordernd wissen.
Leicht schluckte ich. Ja, warum tat ich das nicht?
Zugegeben; ich war nicht wirklich krank. Viel mehr verschanzte ich mich hier zu Hause, verbrachte den lieben, langen Tag auf der Couch oder im Bett und stand nur auf, wenn der Lieferbote mit meinem Essen klingelte. 
Und der wird wahrscheinlich ganz schnell wieder von hier verschwinden wollen, denn ich hatte seit Tagen nicht geduscht oder mich rasiert und trug schon gefühlte Ewigkeiten dioe gleiche Jogginghose mit dem dazu passenden Hoodie. Ich würde ja gerne, aber ich konnte einfach nicht; ich hatte keine Kraft. Wofür denn auch?  Damit mich der nächste gute Freund, der mir unglaublich viel bedeutet, einfach so ohne jegliche Begründung abschiebt? Sicher nicht. Dann bleibe ich lieber hier vor dem Fernseher mit meinem Sushi. Das lässt mich wenigstens nicht im Stich. 
"Kai?", wiederholte Sam nun mit besorgter Stimme meinen Namen," Bist du noch da?"
"Was... äh ja... bin ich", antwortete ich schnell, nachdem ich mich von meinen negativen Gedanken gelöst hatte.
"Warum schottest du dich so ab? Du lässt mich ja nicht mal rein, wenn ich bei dir vor der Tür stehe. Und Mitch auch nicht. Sag mir doch bitte, was mit dir los ist und dich so fertig macht." Die Stimmlage des Kleineren wurde deutlich flehender und auch irgendwie ängstlich. Aber wahrscheinlich irrte ich mich da. Warum sollte er Angst haben? Um mich? Unmöglich. 
"Da ist nichts, Karim", murmelte ich leise, während ich mir mit dem Ärmel ein paar Tränen wegwischte," Wirklich nicht. Es ist alles gut."
"Kann es sein, dass das etwas mit Jules Wechsel zu tun hat? Seit er weg ist, benimmst du dich so seltsam."
Augenblicklich versteifte sich mein gesamter Körper. Jule...
"Nein", rief ich schnell und eine Spur lauter," Wie kommst du denn darauf? Was soll denn sein mit Jule und mir?"
"Naja, ich weiß nicht"; überlegte er," Er ist dein bester Freund und..."
"Du irrst dich, Karim", unterbrach ich ihn ungehalten," Es ist alles in Ordnung bei mir, okay? Jule ist gewechselt, das ist im Fußball so. Irgendwann wechsel ich vielleicht auch. warum sollte ich ein Problem damit haben?"
"Kai ,ich", setzte der Ältere wieder an, doch ich winkte nur ab. 
"Das ist wirklich total lieb von dir, aber du musst dir keine Sorgen machen; mir geht es gut.... du Karim, tut mir leid, aber ich muss jetzt auch auflegen.... ich muss jetzt ganz dringend meine Pflanzen gießen. Wir sehen uns, okay?"

Fußball Oneshots boyxboy  Pt. ||Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt