23.2.: Brandt×Havertz

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Genre: drama

TW:: Andeutungen von Depressionen

Teil 2 von 2

Für isaalobbyhoe

September 2019

Pov. Julian:

"Hi Jule", begrüßte Karims von Sorge erfüllte Stimme mich am Handy," Sag mal, kann ich kurz mit dir sprechen?"
"Also ehrlich gesagt", gab ich drucksend zurück, während ich mit allen Mitteln versuchte, die neugierigen Nasen von Mats, Marco und Mo von mir zu halten," Ist es gerade ein bisschen schlecht."
"Es ist wirklich wichtig, Julian", beharrte der Ältere," Es geht um Kai."
"Kai?" Überrascht sprach ich den Namen meines ehemaligen besten Freundes aus. "Was soll denn mit ihm sein? Und was habe ich damit zu tun? Er meldet sich doch seit meinem Wechsel nicht mehr."
"Und warum hast du dich nicht bei ihm gemeldet?", wollte Karim interessiert wissen. 
"Er ist doch sauer auf mich, weil ich gewechselt", antwortete ich schulterzuckend, während ich den Raum in Richtung Toilette verließ und mich dort auf dem geschlossenen Klodeckel niederließ. Hier hatte ich wenigstens etwas Ruhe. "Ich dachte, er will nicht mit mir reden."
"Oh Man", seufzte Karim nun auf, was mich mehr als nur irritiert schauen ließ. 
"Hör zu, Jule, seit du weg bist geht es Kai immer schlechter. Er schottet sich komplett von uns ab und will mit niemandem was zu tun haben. Nicht mal zum Training kommt er; sie drohen ihm schon mit dem Rauswurf. Und ich werde das Gefühl einfach nicht los, dass es etwas mit deinem Wechsel zu tun hat", berichtete der Ältere aufgebracht," Ich habe echt Angst um ihn."
Während seiner Erzählungen fiel mir die Kinnlade fast bis zum Boden, während meine Augen immer größer wurden. 
Darauf war ich nicht gefasst gewesen. 
Ich dachte immer, Kai war sauer auf mich, weil ich ihn und den Verein verlassen habe, denn er hat sich nicht oft bei mir gemeldet und wenn er es getan hat, war er immer mies drauf. Deshalb habe ich mich auch nicht mehr bei ihm gemeldet, weil ich dachte, es wird mit der Zeit vielleicht besser und er würde sich schon wieder melden, wenn er alles verarbeitet und seine Wut überwunden hat. 
Aber dass es ihm so schlecht ging, das hatte ich nicht gedacht. Und das auch noch wegen mir. 
"Glaubst du, er verhält sich wegen mir so?", fragte ich ängstlich, hatte Angst vor einer möglichen Antwort oder vor irgendwelchen Vorwürfen.
"Ich weiß es nicht... aber vielleicht kann ich dich um einen Gefallen bitten?"
"Klar", gab ich schulterzuckend zurück.
"Kannst du bitte mal bei ihm vorbei schauen und versuchen mit ihm zu reden? Ich komme nicht mehr an ihn heran; keiner hier tut das; und dir vertraut er am meisten... und dann könntet ihr vielleicht auch mal ein bisschen was klären."
Und auch wenn ich diese vielen Infos noch nicht so ganz realisiert hatte, nickte ich lediglich.
"Klar, mache ich. Ich sage den anderes, dass sie mich mich bei Lucien abmelden sollen und mache mich dann sofort auf den Weg zu ihm."
"Danke Jule", seufzte Karim erleichtert," Danke, dass du das machst. Ich glaube nämlich, dass das alles ein riesiges Missverständnis ist und ich kann mir nicht länger ansehen, wie Kai leidet. Ich glaube nämlich echt, dass er auf dem besten Weg in eine Depression ist."
Geschockt atmete ich auf, während mein ganzer Körper sich zu verkrampfen schien. Mein Kai und Depressionen? Und ich sollte Schuld sein?
"Meinst du wirklich? Depressionen?"
"Noch ist es nicht soweit", versuchte er mich zu beruhigen," Aber ich glaube, es wäre wirklich gut, wenn du mal versuchst, an ihn heran zu kommen."
Hastig nickte ich. "Ich fahre sofort los." 
"Danke."
Rasch verließ ich das Bad und eilte sofort durchs Wohnzimmer in die Garderobe, wo ich mir Jacke und Schuhe anzog. 
Meine Kollegen vertröstete ich mit einem schnellen 'Sorry Leute, ich muss dringend los. Der Pokerabend muss warten.'
Und dann war ich auch schon im Auto, um die Fahrt in meine alte Heimat anzutreten.
Die Fahrt zog sich wie Kaugummi. Die ganze Zeit waren meine Gedanken bei Kai. Ging es ihm wirklich so schlecht, wie Karim gesagt hatte? Stand er wirklich kurz vor den Depressionen?
Und das Wichtigste: Hätte ich es verhindern können, wenn ich mich nur bei dem Jüngeren gemeldet hätte? War das wirklich nur ein Missverständnis und Kai war gar nicht sauer auf mich?
All diese Fragen schwirrten mir im Kopf herum, als ich auf die Einfahrt von Kais Wohnhaus fuhr. 
Klingeln tat ich nicht. Wozu hatte ich noch einen alten Ersatzschlüssel? Wenn es ihm so schlecht geht, würde er mir eh nicht aufmachen.
Als ich Kais Wohnungstür aufschloss und ein paar Schritte eintrat, traf mich der Schlag. Kai hatte hier mindestens einen Monat keine Sekunde mehr gelüftet. war in dieser Wohnung überhaupt noch ein einziges Sauerstoffmolekül vorhanden?
Mit leicht verzogenem Gesicht wedelte ich mir die Luft vor dem Gesicht weg, während ich weiter durch die unaufgeräumte, stickige Wohnung ging. In der Küche war es nicht besser. Dort stapelten sich Kartons von verschiedenen Lieferanten und das benutzte Geschirr und Besteck lag auf der Anrichte. Hatte er jetzt überhaupt noch unbenutztes? Karim hatte definitiv mit keinem Wort übertrieben; das wusste ich schon jetzt. 
Langsam suchte ich die Wohnung nach Kai ab, doch er war nirgendwo. 
Tief atmete ich durch, bevor ich an den letzten Raum, sein Schlafzimmer, anklopfte. 
Es kam nichts zurück. Also trat ich vorsichtig ein, nur um Kai schlafend in seinem Bett vorzufinden. An sich nicht ungewöhnlich; immerhin hatten wir auch schon nach dreiundzwanzig Uhr und Kai ging früh schlafen; das wusste ich inzwischen. 
Aber er sah nicht aus wie immer.
Seine Frisur konnte man eigentlich nicht mehr Frisur nennen, er musste sich tagelang nicht mehr rasiert haben und , Entschuldigung wenn ich das so direkt sage, eine Dusche würde ihm auch mal ganz gut tun.
Sofort wurden meine Gesichtszüge weich und unzählige Schuldgefühle kamen hoch.
So schwach und traurig hatte ich den eigentlich so lebensfrohen Kai noch nie gesehen.
Wie paralysiert setzte ich mich in Bewegung und ging langsam auf sein großes Bett zu.
Vorsichtig ließ ich mich auf der Bettkante nieder und beobachtete den Jüngeren einen Moment beim Schlafen, ehe ich behutsam durch seine fettigen Haare und dann über seine Wange strich.
Daraufhin brummte Kai irgendwas unverständliches; ließ sich aber nicht weiter von mir beirren.
Erst als ich leise seinen Namen wisperte, wurde er langsam wach.
Kais grüne Augen sahen mich müde und matt an.
Als er erkannte, wer ich war, schreckte er sofort etwas zurück.
Bedrückt nahm ich meine Hand auf seinen braunen Haaren.
"Jule?", murmelte Kai ungläubig," Was machst du hier?"
"Ich.... ich", versuchte ich mich stotternd zu erklären, bekam aber kein einziges Wort heraus. Alles schien unpassend.
Kais Gesichtsausdruck wechselte indessen von
überrascht zu wütend und traurig.
"Warum bist du hier? Du hast dich wochenlang nicht einmal bei mir gemeldet!"
Geschockt vor seiner plötzlichen Reaktion wich ich etwas von ihm zurück.
"Kai, ich.... ich wollte das nicht. Das war alles ein riesen Missverständnis."
"Was ist denn daran ein Missverständnis?", regte der Jüngere sich nun auf," Du hältst es nicht für nötig, mir auch nur ne Nachricht zu schreiben und lässt mich in dem Glauben zurück, dass ich irgendwas falsch gemacht habe, obwohl ich keinen Plan habe, was das sein könnte, und dann kommst du her und sagst mir, das ist alles ein riesen Missverständnis?"
Wütend musterte er mich. Und ich konnte es verstehen.
"Ich weiß, dass ich dir unheimlich weh getan habe", antwortete ich möglichst ruhig," Aber das war nie meine Absicht. Ich dachte, du bist sauer wegen dem Wechsel und wollte dir Zeit geben, dich zu beruhigen und alles zu  verarbeiten. Ich hab das nicht böse gemeint, ehrlich."
Wütend schnaubte Kai auf und verdrehte ungläubig die Augen. "Wer's glaubt."
Innerlich verdrehte ich nun auch die Augen.
Kai, du alter Sturkopf.
Eindringlich sah ich dem Braunhaarogen in die Augen.
"Glaubst du ernsthaft, dass ich das hier wollte? Dass es dir so schlecht geht? Karim hatte schon  voll Recht, als er gesagt hast, dass du kurz vor den Depressionen stehst. Denkst du echt von mir, dass ich dir sowas absichtlich antun würde?"
"Aber...ich dachte ich hätte was falsch gemacht und du willst nichts mehr mit mir zu tun haben", nuschelte Kai abwesend.
"Da denkst du falsch, Harvy", beruhigte ich ihn sanft lächelnd," Ich dachte, ein bisschen Abstand von mir würde dir erstmal gut tun und habe nicht daran gedacht, dass es dich verletzen könnte. Du hast nichts falsch gemacht, Kai, wirklich nicht. Der Einzige, der hier was falsch gemacht hat, bin ich. Ich hätte offen mit dir reden sollen."
Mit tränenden Augen fixierte Kai meinen Blick.
"Ehrlich?" Sein Blick sprühte nur so vor Hoffnung.
Schmunzelnd nickte ich.
"Weißt du jetzt, was ich mit riesen Missverständniss meine?"
Erleichtert nickte Kai; musste nun auch leicht lächeln.
"Es tut mir wirklich leid, Kai", entschuldigte ich mich ein weiteres Mal, während ich vorsichtig seine knöchrigen Finger in meine nahm und ihn mit sorgenvoller Miene musterte.
Könnte ich jemals wieder gut machen, was ich ihm, wenn auch unbewusst, angetan hatte?
"Ich wollte nie, dass es so weit kommt."
"Das weiß ich doch", wisperte der Jüngere mit dünner Stimme," Mir ist klar, dass du das nicht mit Absicht getan hast."
"Also....also verzeihst du mir?" Nervös wich ich Kais Blick aus, doch er fing meinen Blick sofort wieder ein.
"Ja, du Idiot. Natürlich verzeihe ich dir. Aber nur, wenn du mir versprichst, dass du sowas nie wieder anziehst. Ich schwöre dir, dann warst du mein bester Freund."
"Versprochen. Hoch und heilig", rief ich sofort, während ich symbolisch zwei Finger hob.
"Gut", schmunzelte Kai belustigt, ehe er wieder ernst wurde und ich mit.
"Aber ich glaube, ich brauche trotzdem Hilfe", murmelte er kleinlaut, während er mich beschämt ansah, doch ich lächelte nur zuversichtlich und strich ihm eine Strähne aus der Stirn.
"Weißt du was? Das ist gerade so wichtig und stark von dir gewesen. Dass du dir das selber eingestanden hast. Und den Rest bekommen wir auch hin. Ich habe mich erst mal beurlauben lassen und helfe dir bei allem, okay?"
"Würdest du das wirklich für mich tun?", fragte Kai hoffnungsvoll, woraufhin ich lächelnd nickte.
"Du bist mein bester Freund. Ich würde alles für dich tun."
Erleichtert atmete Kai aus und ließ sich dann schlaff in meine Arme fallen.
Glücklich schloss ich meine Arme um seinen mittlerweile viel zu dünnen Körper.
Fuck, wie sehr hatte ich das vermisst?

"Ich bin immer für dich da, Kai", nuschelte ich an die Schulter meines besten Freundes, während ich über seinen Hinterkopf strich," Bitte vergiss das nicht."
"Niemals."

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