Tag 6.1

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Die laute Musik war bereits von weitem zu hören. Marias Nachbarn waren entweder extrem tolerant, oder ihre Eltern würden sich morgen etwas anhören können. So oder so, es war nicht ihr Problem.

Kurz überlegte Arthur, ob er läuten sollte, dann entschied er sich jedoch dagegen und öffnete selbst die Haustüre. Bei diesem Lärm würde die Glocke sowieso niemand hören.

Drinnen erwartete die drei eine Masse an Menschen, viel mehr als erwartet. Die Party war bereits voll im Gange, es sah aus, als war auch bereits genug Alkohol geflossen. Arthur drehte sich kurz zu Moe und Beth um, ob die beiden eh noch hinter ihm waren. Dann drängte er sich seinen Weg durch fremde Körper, bis schließlich Maria vor ihm stand. Ihre schwarzen Locken hingen schlapp an ihrem feuchten Gesicht hinunter, und ihre Kleidung war ebenfalls nass. Da hatte sie wohl jemand in den Pool geschmissen, den Arthur im Innenhof weiter hinten erahnen konnte.

"Hallo, Maria!", schrie er gegen den wummernden Bass an.

Auf dem Gesicht ihrer Gastgeberin breitete sich ein großes Lächeln aus, doch ihre Augen schienen durch ihn hindurch zu blicken. Sie wankte auf ihn zu und umarmte ihn schwerfällig. Arthur erwiderte die seltsame Geste mit einem unsicheren Tätscheln ihres Rückens. Er schenkte ihr danach noch ein etwas angewidertes Grinsen, ehe er das Weite suchte. Maria war normalerweise eher schüchtern, ein Mauerblümchen, mit Zahnspange und allem, was dazu gehörte. Noch nie hatte sie eine Party geschmissen, oder generell mehr als ihre beiden besten Freundinnen zu Besuch gehabt, wie Arthur vermutete. Wahrscheinlich hatte sie sich von dieser Party hier einen sozialen Durchbruch erwartet, doch es lag nahe, dass die meisten Gäste nicht einmal wussten, wer hier zu Hause war.

Als Arthur erneut seinen Blick durch die Menge schweifen ließ, stellte er fest, dass er Moe und Beth verloren hatte. Eigentlich hatte er mit ihnen zusammen bleiben wollen, bis er wenigstens ein paar Bier getrunken hatte, aber jetzt konnte er es auch nicht mehr ändern.

Mit einem Seufzen hielt er Ausschau nach etwas zu trinken, oder jemandem, der halbwegs ansprechbar aussah. Himmel, es war gerade einmal halb neun, wann hatten die hier denn schon zu trinken begonnen?

Als er sich gerade an einem schweißigen Typen vorbeidrängte, der zu tanzen versuchte, sah er einen Biertisch, auf dem einige Dinge standen. Schnell bahnte er sich seinen Weg dorthin, und griff nach einer Flasche Zipfer. Aus seiner Hosentasche holte er ein Feuerzeug hervor, mit dem er die Kapsel gekonnt entfernte. Mit einem Ploppen war die Flasche geöffnet und Arthur trank die Hälfte davon in einem Satz aus. Den Rülpser, der daraufhin folgte, verkniff er sich nicht.

So, was nun?, überlegte er mit gerunzelter Stirn. Sein Blick schweifte über verschiedenste Personen - ein knutschendes Pärchen, jemand, der in einen Blumentopf kotzte, zwei Typen, die so aussahen, als würden sie sich gleich prügeln, ein Mädchen in rotem Kleid, das alleine neben dem Pool stand, Kelly und einer seiner Klassenkameraden, der allerdings nicht Moe war, ein - halt. Schnell fuhren seine Augen zu der Szene einige Meter zuvor: ein Mädchen, ganz alleine am Pool. In ihrer Hand hielt sie ein Glas mit Strohhalm, aus dem sie hin und wieder nippte. Sie wirkte noch eher nüchtern, auch beobachtend, und nicht wirklich so, als ob sie jemanden kennen würde.

Das werden wir dann mal ändern, beschloss Arthur, und schlängelte sich durch die Menschenmenge auf sie zu. 


BlutmondgeborenWhere stories live. Discover now