Tag 4.2

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Der restliche Schultag verging ziemlich schnell, und danach brachten Moe und Arthur ihre Schulsachen kurz zu Moe nach Hause, um dann ihrer Lieblingsbar einen Besuch abzustatten. Eigentlich durfte man dort erst ab sechzehn hinein, aber Moes Schwester arbeitete dort, und daher wurde für sie meist eine Ausnahme gemacht.

Anstatt sich aber an die Bar zu setzen, bestellen sie beide ein Bier - auch hier wurden sie bevorzugt, allerdings erhielten sie stets nur eines - und beanspruchten dann den Billard-Tisch für sich.

Nacheinander versenkten sie die Kugeln, tranken dabei das bittere Gebräu und unterhielten sich über das neueste Fifa-Spiel. Als nur mehr zwei Kugeln am Tisch waren, wechselte Moe plötzlich das Thema.

"Hast du eigentlich von der Party am Wochenende gehört?"

Arthur runzelte die Stirn. "Nein, wo soll die sein?"

"Bei Maria, ihre Eltern sind weg, sie hat sturmfrei. Sie hat ziemlich viele Leute eingeladen, auch Mädels aus den Klassen über uns. Du weißt schon, Alex und Kelly zum Beispiel!" Er zwinkerte ihm zu.

Arthur hob wissend die Augenbrauen und grinste. "Ah, Alex und Kelly also. Ich nehme an, da werden wir wohl auch hin müssen dann?" Sein Freund träumte schon seit Jahren davon, etwas mit Kelly zu haben, und logischerweise fand er es nur naheliegend, wenn Arthur sich dann um Alex annahm. Er unterstrich diese Behauptung meist noch, in dem er Arthur davon überzeugen wollte, dass er Alex schon öfters dabei ertappt hatte, wie sie Arthur angestarrt hatte, als dieser nicht hinsah. Dann kniff Arthur immer nur die Augen zusammen, sagte jedoch nichts dagegen. Er wollte seinem Freund nicht den Spaß nehmen.

"Maria wohnt aber am anderen Ende der Stadt, wie kommen wir denn da hin?", wollte er wissen.

Moe winkte ab. "Alles geklärt. Meine Schwester ist auch eingeladen, sie kann uns natürlich mitnehmen. Meinen Eltern sage ich, ich bin bei dir, in Ordnung?"

Arthurs Vater war in dieser Hinsicht viel lockerer drauf als Moes Eltern. Seine Schwester war nun bereits achtzehn und musste immer noch um Erlaubnis bitten, wenn sie später als zehn Uhr nach Hause kommen wollte.

"Klar, kein Problem", versicherte Arthur und warf einen schnellen Blick zur Bar, wo Moes Schwester Beth gerade einigen alten Männern ein paar Gläser Whiskey hinstellte. Man würde nie auf die Idee kommen, dass die beiden Geschwister waren: Moe hatte das dunkle Haar seiner Mutter geerbt, und Beth die blonde Lockenmähne ihres Vaters. Obwohl sie sie immer glättete, fand Arthur sie mit Naturhaar ziemlich attraktiv. Nicht, dass er das jemals seinem besten Freund erzählt hatte. Damit würde er unnötig einen Streit provozieren, das wusste er.

Schnell schüttelte er den Kopf und damit den Gedanken weg. Ein Blick auf sein Handy verriet ihm, dass sie bereits knappe fünf Stunden hier verbracht hatten.

"Du, ich muss dann los", kündigte er an und verabschiedete sich wieder mit dem gleichen Handschlag vom Morgen.

"Ciao!"

"Tschüss Beth!", rief er in Richtung Bar, und sah noch, wie sie kurz die Hand hob, bevor er aus der Tür war.


BlutmondgeborenWhere stories live. Discover now