Tag 7.1

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Arthur war noch einige Sekunden wie erstarrt. Es dauerte eine Weile, bis die vollständige Aussage der Wörter zu ihm durchsickerte. Mara war aus Sedemoid. Seinem Sedemoid. Der Ort, den er versucht hatte, zu verdrängen. Was ihm ja eigentlich auch recht gut gelungen war, vorhin mit Mara. Bis sie ihm offenbart hatte, dass sie genau von dort kam.

Das konnte doch auch kein Zufall sein, oder?

In Arthurs Kopf begann sich alles zu drehen, und er presste sich die Finger gegen die Schläfen. Jetzt nur nicht durchdrehen. Das muss nichts heißen. Das ist alles nur ein dummer, dummer Zufall.

Arthur schloss die Augen und atmete einige Male tief ein und aus, bis das Schwindelgefühl nachließ. Dann öffnete er seine Lider wieder und beschloss, diesen kleinen Vorfall einfach zu verdrängen. Er würde nicht mehr an Mara denken, sondern Moe suchen gehen, und schauen, wie es so mit Kelly lief.

Langsam setzte Arthur sich wieder in Bewegung, dorthin, wo vorhin Mara verschwunden war. Zurück hinein in die Party. Mara... Ob sie ihre Cousine inzwischen gefunden hatte? Ob ein anderer Junge sie angesprochen hatte, und sie mit ihm redete und lachte? Arthurs Hände ballten sich zu Fäusten. Nicht an sie denken. Nicht mehr an sie denken.

Ablenkung war gefragt. Erneut.

Sobald er wieder im Haus drinnen war, ummantelte ihn laute Musik und erleichterte ihm sein Vorhaben. Bei diesen Bässen war es schwer, irgendetwas zu denken. Nach dieser langen Ruhe schmerzten sie beinahe. Arthurs Augenbrauen zogen sich kurz zusammen, doch dann atmete er tief durch und hielt Ausschau nach Moe. Er musste doch hier irgendwo sein.

Ziellos schlenderte er durch die Menschenmassen, griff am Getränketisch nach einer Flasche Bier, schüttete sie dem nächsten drauf, der ihn anrempelte, trank den Rest in einem Zug leer, und war immer noch nicht fündig geworden.

Einige Minuten später sah er Beth am anderen Ende des Innenhofes und winkte ihr kurz zu, doch sie schien ihn nicht zu sehen. Und obwohl er natürlich nicht nach ihr Ausschau hielt, war Mara auch wie vom Erdboden verschluckt. Also hatte sie entweder ihre Cousine gefunden und sie waren zusammen schon gefahren, oder aber sie war tatsächlich mit irgend jemand anderem weg gegangen, und tat weiß Gott was mit ihm... Die Stimme in Arthur wollte nicht verstummen.

Frustriert ging er noch eine Runde, stets Ausschau haltend, doch seine Konzentration ließ nach. Er hasste es, auf Partys die anderen zu verlieren und dann ganz alleine zu sein. Theoretisch könnte er natürlich schnell andere Leute ansprechen, und mit denen etwas unternehmen. Normalerweise war das auch kein Problem für ihn, aber heute war ihm irgendwie nicht danach.

Nachdem er sich ein weiteres Bier gegönnt hatte, spürte er bereits eine leichte Übelkeit. Dennoch fühlte er sich nicht richtig betrunken. Normalerweise wurde er immer recht lustig, redlich und lachte viel, wenn er zu viel getrunken hatte. Heute jedoch fühlte er sich nur schrecklich. Sein Kopf dröhnte, seine Kehle war trocken, in seiner Brust war ein Loch und sein Magen protestierte.

Gerade, als er sich an den Poolrand setzen wollte, fiel sein Blick auf einen Tisch am Rande des Innenhofs. Da, dorthinten war zumindest einmal Kelly. Und wo Kelly war, konnte auch Moe nicht weit sein.

Entschlossen schlängelte sich Arthur an anderen Partygästen vorbei, immer auf Kelly zu. Doch als er ihr schließlich auf einige Meter nahe gekommen war, konnte er seinen besten Freund nirgends ausmachen. Kelly stand neben einem Tisch, darauf zwei Getränke, und sie unterhielt sich mit ihrer Freundin Alex. Die Alex, die laut Moe ja perfekt für Arthur wäre.

Schnell ließ Arthur seinen Blick über sie wandern, doch er fand nichts, wofür es sich lohnen würde, länger hinzusehen als geplant. Ganz anders als bei Mara. Bei ihr hätte er nicht wegsehen können, selbst, wenn er es gewollt hätte.

Gereizt schnaubte Arthur. Er wollte den Gedanken weg bekommen, nicht an sie erinnert werden.


BlutmondgeborenWhere stories live. Discover now