Tag 14.2

14 2 0
                                    

Mara streichelte sanft über seinen Arm, als wollte sie die aufgestellten Härchen darauf wieder beruhigen. "Und dein Vater glaubte nun, dass in Sedemoid die Morde von Blutmondgeborenen verrichtet wurden, und deine Obsession damit ein Hinweis darauf sei, dass du da hin musst, um ihr Jäger zu sein?"

Arthur entzog ihr seinen Arm. So, wie sie das sagte, klang es noch viel schlimmer. Es klang einfach verrückt. "So ungefähr." Er wandte den Blick ab.

"Wieso hast du mich dann eigentlich wirklich angerufen? Du wusstest ja, dass ich aus Sedemoid war, hattest du nicht Angst?"

Arthur wand sich etwas. Nun musste er also mit der Wahrheit heraus rücken. "Ich wusste es nicht mehr", sagte er schlicht. Zu seinem großen Erstaunen nickte Mara bloß und fragte nicht nach.

"Daher warst du heute also so außer dir, als ich es noch einmal erwähnt habe. Und dann gleich die Mondblume... Wenn ich das gewusst hätte, das tut mir wirklich leid." Sie verzog das Gesicht und Arthur strich über die Falten, die sich dadurch gebildet hatten. Sie sollte nicht seinetwegen so fühlen.

"Aber du hast es nicht gewusst, du hättest nichts besser machen können. Ich hatte eine tolle Zeit mit dir heute!" Ihre Wange schmiegte sich nun in seine Handfläche. Ein Seufzer entglitt ihr. "Ich weiß. Und wie stehst du jetzt dazu, wo du weißt, woher ich bin?" Ihre Stimme war leise, fast ängstlich. Arthur schenkte ihr ein beschwichtigendes Lächeln, griff nach einer ihrer braunen Strähnen und zwirbelte sie um seine Finger. "Du meinst, wie ich zu dir stehe?" Sie legte den Kopf schief und blickte ihn von unten an, als ob sie mit einer Abweisung seinerseits rechnete. Arthur schüttelte den Kopf. "Wenn ich ehrlich bin, macht es mir ein wenig Angst. Aber was wäre schon das Leben, wenn alles so laufen würde, wie wir es uns wünschen? Ich bin hier, mit dir, es fühlt sich richtig an. Wäre diese Sache nicht, wäre es wahrscheinlich zu perfekt, um wahr sein zu können."

Arthur konnte richtig sehen, wie die Anspannung von Mara abfiel. Sie rutschte auf ihn zu und schlang einen Arm um seinen Nacken, mit der anderen Hand fuhr sie durch seine Haare. "Da bin ich aber beruhigt."

Ihre Blicke verfingen sich in einander, und Arthurs Herz pochte bereits in einem unregelmäßigen, viel zu schnellen Rhythmus. Ihr Gesicht näherte sich dem seinen und sie drückte ihre Lippen auf seine, warm und weich. Mit einem leisen Stöhnen gab sich Arthur dem Kuss hin, umschlang mit einem Arm ihre Körpermitte, und stütze sich mit dem anderen hinter ihr ab, als sie sich langsam zurückgleiten ließ. Aus Angst, er könnte zu schwer für sie sein, verlagerte er sein Gewicht auf seine Arme, während er sie weiter küsste. Ihre Hände wanderten seinen Rücken hinauf und hinunter, dann seine Brust, seinen Kopf. Sie strichen über sein Gesicht, als wollte sie sich jede Struktur darauf einprägen, um sie später detailgetreu nachzeichnen zu können.

Er machte langsam einen Arm frei, um mit der Hand über ihr Haar streichen zu können. Sein Daumen glitt federleicht über ihre Schläfe, ihre Wange, ihr Kinn. Als seine Hand plötzlich an ihre Halskuhle gewandert war, stoppte er sie dort. Wie weit durfte er wohl gehen? Jedem anderen Mädchen hätte er in dieser Situation wahrscheinlich bereits das Oberteil ausgezogen, doch Mara war anders. Also rang er sich dazu durch, die Hand wieder nach oben gleiten zu lassen und nahm sie wieder als Stütze für seinen Körper.

Maras Hand verweilte inzwischen bereits gefährlich lange an seinem hinteren Hosenbund, wagte sich jedoch nicht weiter hinunter. Stattdessen schob sie sich plötzlich unter sein Shirt, ihre Finger tanzten auf seinem Rücken, berührten seine Haut und schienen ihn zu verbrennen. Sein Kuss wurde abwesender, viel zu sehr konzentrierte er sich darauf, was sich auf seinem nackten Körper abspielte. Mara schien dies zu bemerken, denn sie zog ihre Hand langsam wieder zurück. Noch ein paar Mal küssten sie sich, dann legte sie beide Hände auf seine Brust. Er drückte sich von ihr weg und sah auf sie hinab. Ihre Augen blitzten, die Wangen waren gerötet und die Lippen viel dunkler als zuvor. Ebenso wie sein Atem ging auch der ihre viel schneller, und er verlangsamte sich erst, als Arthur seitlich von ihr herunterrutschte.

Anstatt irgendetwas zu sagen, presste Mara ihr Gesicht an seine Brust. Die Geste hatte beinahe etwas Verzweifeltes, und so streichelte Arthur ihr beruhigend über den Rücken. Es dauerte einige Minuten, dann zog sich Mara wieder zurück und warf ihm einen zerknirschten Blick zu. "Tut mir leid, aber ich weiß überhaupt nicht, wie ich mit solchen Situationen umgehen soll."

Arthur lächelte ihr aufmunternd zu, doch in seinen Augen stand ein Fragezeichen. Mara verdrehte die Augen und wandte den Blick ab. Sie setzte sich auf und zog die Knie an die Brust. "Ich hab's dir ja auf der Party schon gesagt - ich mach so etwas normalerweise nicht." Es klang, als wolle sie sich für irgendetwas rechtfertigen. Dennoch war ihre Stimme schüchtern.

Arthur schüttelte den Kopf. "Wenn du mit irgendetwas nicht einverstanden bist, oder wenn dir etwas zu viel wird, sag es einfach!" Er wusste nicht genau, ob sie darauf hinaus wollte, dass sie eventuell noch Jungfrau war, oder einfach nicht sofort mit fremden Kerlen herumknutschte, aber dass sie womöglich etwas machte, nur weil sie sich dazu gedrängt fühlte, wollte er wirklich nicht.

Mara nickte. "Ich nehm's mir vor." Dann seufzte sie. "Aber das ist halt auch nicht so einfach, wie es klingt. Du ke-", sie unterbrach sich selbst. "Ach, ist egal." Sie legte die Stirn auf ihre Knie und umschlang diese mit ihren Armen. Arthur legte einfach nur eine Hand auf ihren Rücken und ließ sie dort beinahe bewegungslos liegen. Er fühlte, wie ihr Brustkorb sich mit jedem Atemzug ausdehnte und wieder zusammenzog, er fühlte ganz leicht die einzelnen Wirbel und die Rippen, die von ihnen ausgingen.

BlutmondgeborenWhere stories live. Discover now