Tag 3.3

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Am nächsten Morgen riss der Wecker ihn aus dem Schlaf. Arthur schreckte in die Höhe. Sein Körper war schweißbedeckt und sein Atem ging viel zu schnell. Ein Albtraum war es gewesen, der ihn verfolgt hatte in dieser Nacht, doch sobald der Junge die Beine auf den Boden gestellt und den Kopf in den Händen vergraben hatte, waren die Erinnerungen daran bereits verflogen.

Immer noch etwas außer Atem schlurft Arthur in das Bad und stellte sich unter die Dusche. Dort wusch er all den Schweiß herunter, und ließ dann das kalte Wasser noch so lange auf seinen Kopf laufen, bis er einigermaßen munter war.

Widerwillig drehte er schließlich den Wasserhahn ab und verließ die Dusche. Im Spiegel erkannte er nur schemenhaft Umrisse seiner selbst - kurze mittelblonde Haare, ein längliches Gesicht mit ausgeprägtem Kinn und harten Wangenknochen, von denen in den letzten Monaten der Kinderspeck verloren gegangen war.

Mit einem gezielten Griff griff er nach seiner Kontaktlinsenbox und setzte sich die Sehhilfe ein. Schon viel besser. Nun konnte er sogar die grünen Sprenkel in seinen grauen Augen erkennen.

Mit einem Handtuch rubbelte er sich über das Haar, bis es nur mehr feucht war, und griff dann kurz zum Föhn. Es war bereits die Zeit gekommen, in der man besser nicht mit nassen Haaren hinaus ging, sondern eher zu Haube und Handschuh griff.

In seinem Zimmer schlüpfte er in Jeans und ein weißes Shirt, darüber zog er einen dunklen Sweater. Ein Blick auf sein Handy zeigte ihm, dass ihm noch genug Zeit für ein stressloses Frühstück blieb.

Also ging er nach unten und richtete sich dort eine Schale Müsli her. Gerade, als er sich an den Tisch gesetzt hatte, betrat sein Vater den Raum. Er hatte nur einen Bademantel an, und wirkte noch ziemlich verschlafen.

"Morgen, Paps", begrüßte Arthur ihn. "Musst du heute nicht arbeiten?"

Sein Vater arbeitete als Architekt in einer Firma in der nächsten Stadt, normalerweise verließ er kurz vor Arthur das Haus. Aber heute sah es nicht danach aus.

"Guten Morgen. Doch natürlich, aber heute habe ich ein Meeting, das beginnt erst um zehn, daher habe ich heute mal wieder ausgeschlafen."

Er zog einen Stuhl unter dem Tisch hervor und setzte sich zu Arthur. Dieser warf ihm einen sehnsüchtigen Blick zu. "Du Glücklicher."

"Ach was, sei froh, dass du noch zur Schule gehst. Nächsten Sommer kannst du dann nach einem Ferialjob suchen, dann bist du froh darüber!"

Arthur verdrehte nur die Augen und winkte ab. Sein Müsli war inzwischen auch fertig gegessen, also räumte er seine Schüssel weg und machte sich auf Richtung Haustüre.

"Ich werd heute nach der Schule noch etwas mit Moe unternehmen, also komme ich erst etwas später nach Hause!", verkündete er schließlich.

Sein Vater nickte. "Kein Problem, viel Spaß!"

Das gestrige Gespräch hatte keiner von beiden erwähnt, fiel Arthur auf, als er die Tür hinter sich ins Schloss fallen hörte. Seine Stirn zog sich kurz in Falten, doch dann beschloss er, dass es wahrscheinlich besser so war. Außerdem war er gespannt, ob eine Antwort von dieser Blutmondtante zurückkommen würde.


BlutmondgeborenWhere stories live. Discover now