Tag 14.3

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Ein Blick aus dem Fenster ließ ihn aufseufzen. Er verstärkte den Druck seiner Hand und zog sie dann herunter. "Es ist schon fast dunkel draußen. Wie sieht denn der restliche Plan aus für heute?"

Maras Rücken streckte sich und sie stellte die Füße wieder auf den Boden. Dann schaute sie auf eine große Uhr an der Wand hinter ihnen. Arthur folgte ihrem Blick - es war bereits siebzehn Uhr. "Mein letzter Bus geht um dreiviertel sechs", murmelte er.

Mara kramte ihr Handy aus der Hosentasche. "Dann ruf ich mal meine Mama an, dass sie uns holen soll. Wir können dich bei der Bushaltestelle aussteigen lassen, dann geht sich das sicher zeitlich noch aus!"

Ungläubig schüttelte Arthur den Kopf. "Der Tag heute ist so schnell vergangen."

Mara stimmte ihm nickend zu. "Aber es war ein schöner Tag."

Arthur grinste. "Definitiv." Dann stand er auf und griff nach der Decke, um sie zusammen zu legen.

Mara hatte inzwischen bereits die Nummer ihrer Mutter gewählt und fragte diese nun, ob sie kommen könnte.

"Sie wird in etwa zwanzig Minuten hier sein", erklärte sie Arthur, nachdem sie aufgelegt hatte.

"Okay. Wie nutzen wir diese letzten Minuten denn am besten?"

Mara überlegte. "Hm. Hier sieht alles wieder aus wie zuvor, ich geh noch schnell unsere Teetassen abwaschen." Sie schnappte sich besagte Gefäße und verschwand in der Küche. Arthur stand zunächst etwas unschlüssig da, dann fiel sein Blick auf das Feuer und er beschloss, es auszumachen. Bereits Sekunden später musste er jedoch feststellen, dass das nicht so einfach war. Es gab einige Knöpfe auf diesem Bedienfeld, und Arthur wollte nicht das ganze Haus in die Luft sprengen. Also ließ er es bleiben und ging stattdessen zu Mara in die Küche.

"Das Feuer brennt noch, aber ich kann es leider nicht ausschalten", berichtete er. Sie war gerade dabei, die zweite Tasse abzutrocknen.

"Ich komme gleich, dann zeige ich es dir."

Arthur fühlte, wie sich Wärme in ihm ausbreitete. Er folgte Mara wieder zurück ins Wohnzimmer, wo sie ihm die richtige Taste zeigte. Sobald sie gedrückt war, waren die Flammen weg.

"Wie praktisch." Er ging einen Schritt näher an den Kamin und besah die Holzscheite darin. Obwohl es die ganze Zeit so ausgesehen hatte, als würden sie brennen, waren sie gerade einmal ein bisschen schwarz.

"Wollen wir nach draußen gehen?", fragte Mara. Arthur nickte und gemeinsam gingen sie in den Vorraum, wo sie sich in ihre Jacken warfen und die Schuhe anzogen.

Draußen erwartete sie ein kalter Wind. Mara schloss das Haus von außen ab und verschwand dann um die nächste Ecke, um den Schlüssel an seinem Platz zu deponieren.

"So...", begann sie, als sie Arthur wieder gegenüberstand.

"So...", antwortete er, ebenfalls sehr geistreich. Als ihm auffiel, dass sie beide Hände tief in den Jackentaschen vergraben hatte, musste er grinsen. Sie standen einander gegenüber wie ein Spiegelbild des jeweils anderen.

Mara seufzte. "Meine Mama müsste eigentlich jeden Moment hier sein."

Kaum hatte sie den Satz beendet, erschienen auch schon Scheinwerfer eines Autos auf der Zufahrtsstraße. Das Haus war weit und breit das einzige hier, und die Straße war eine Sackgasse, die nur hierher führte.

Gemeinsam setzten sie sich in Bewegung, und schlüpften in das mollig warme Auto.

"Mama, das ist Arthur; Arthur, das ist meine Mama", stellte Mara die beiden einander vor. Als die Frau sich umdrehte, sah Arthur sofort, von wem Mara die Augen geerbt hatte. "Danke, dass Sie mich mitnehmen!" Da sie im Auto saßen, unterließ er es, ihr die Hand zu reichen.

"Keine Ursache, ich hoffe, ihr hattet einen schönen Tag?" Arthur nickte artig, und sie fuhr fort: "Und sag bitte Katharina zu mir."

Wieder nickte er, und Mara meldete sich zu Wort. "Los, lass uns fahren, sonst verpasst er seinen Bus noch!"

Während der Fahrt tauschten sich Mutter und Tochter über belanglose Dinge aus, hin und wieder fiel eine Frage, die an Arthur gerichtet war, aber er hielt sich Großteils im Hintergrund. Als sie dann die Bushaltestelle erreicht hatten, stieg Mara noch mit aus. Ihre Verabschiedung war etwas komisch, sie umarmten sich seltsam gezwungen, aber Arthur wollte sie vor ihrer Mutter nicht küssen und wusste außerdem nicht, ob sie das denn überhaupt gewollt hätte.

"Danke für den wunderschönen Tag, Arthur."

Er drückte ihre Hand. "Ich hoffe, wir können das mal wiederholen." Sie schwiegen, keiner ließ jedoch die Hand des anderen los. Als Arthur in der Ferne einen Automotor hörte, setzte er noch nach: "Du bist ein tolles Mädchen, Mara."

Geschmeichelt lächelte sie, dann trat sie einen Schritt auf ihn zu, stellte sich auf die Zehenspitzen und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. "Mach's gut."

"Bis bald!"

Ihre Hände trennten sich, Mara stieg in das Auto, und Arthur winkte ihnen hinterher. Mit einem Mal fühlte er sich unglaublich leer.

BlutmondgeborenWhere stories live. Discover now