II.4

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Am nächsten Tag in der Schule wurde Arthur gleich von Amelie und Nikki begrüßt, die anderen waren noch nicht da.

Sobald er sich neben Paul gesetzt hatte, erschien auch Max in der Tür, der seinen Platz vor ihm einnahm und sich sogleich zu Arthur drehte.

"Du hast es gestern also überlebt, gratuliere."

Arthur packte seine Bücher aus dem Rucksack und legte sie auf den Schreibtisch. "Es war ganz knapp, aber ich würd sagen, ich hab mich gut geschlagen."

Belustigt schüttelte Max den Kopf, dann wechselte er das Thema. "Wo genau wohnst du hier eigentlich?"

"Wir haben das Haus in der Waldrandsiedlung gekauft." Arthur wartete ab, ob diese Information reichte, oder ob er es noch präzisieren musste. Doch Max schien sich auszukennen, denn er nickte.

"Ich weiß schon. Da habt ihr aber eine Menge Arbeit auf euch zukommen, soweit ich weiß, hat da schon ewig keiner mehr drin gewohnt."

Arthur zuckte mit den Schultern, als Max' Gesichtsausdruck sich plötzlich veränderte. Er beugte sich näher zu Arthur hin und fuhr leise fort: "Du hast aber hoffentlich schon mitbekommen, dass du dich besonders in Vollmondnächten hüten solltest, das Haus zu verlassen?" Er machte eine kleine Pause. "Euer Haus ist am nächsten neben dem Wald, wenn ich du wäre würde ich in der Nacht alles dreifach versperren und den Schlüssel so weglegen, dass man ihn wirklich nurmehr in wachem Zustand erreicht."

Ein Schauer lief über Arthurs Rücken. Zwar wusste er, dass er keine dieser Vorsichtsmaßnahmen brauchte, aber es erschreckte ihn, das die Angst hier doch sehr tief zu sitzen schien.

Mit einem Seitenblick zu Paul, der jedoch tief in sein Physikbuch versunken war, fuhr Max fort: "Ich will dir ja keine Angst machen, aber keiner kann sich erklären, warum immer wieder Menschen zu Vollmond in den Wald gehen. Jeder weiß, dass das gefährlich ist, freiwillig macht das keiner."

"Ich hab mich auch schon gefragt, wie das immer wieder zugeht." Nun änderte auch er seine Lautstärke in einen Flüsterton. "Und man ist sich aber sicher, dass die Betroffenen selber in den Wald gegangen sind, und nicht irgendwie geholt wurden oder so?"

Natürlich war ihm klar, dass es so gewesen sein musste. Es konnten ja schlecht die Pferde bei der Haustüre reingehen und einfach so jemanden kidnappen. Aber er musste ja so tun, als wüsste er nicht mehr als alle anderen auch.

"Sicher ist gar nichts. Aber wir hatten schon Wachen im gesamten Ort stehen, und es wurde nichts Verdächtiges gefunden. Allerdings ist auch nie jemand beobachtet worden, wie er in den Wald gegangen wäre... Es ist alles wirklich seltsam."

Bekräftigend nickte Arthur. "Das auf jeden Fall."

Das Klingeln beendete ihr Gespräch, und Max drehte sich wieder zu seinem Platz um.

BlutmondgeborenWhere stories live. Discover now