Tag 5.2

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Am nächsten Tag schlief er lange. Als er schließlich zur Mittagszeit endlich im Pyjama nach unten kam, drang bereits ein herrlicher Duft in seine Nase. Mit geschlossenen Augen atmete er tief ein. Sein Vater machte Brathühnchen, seine Leibspeise.

Gut gelaunt rauschte er in die Küche. "Mmm, hier riecht es aber lecker!"

Lächelnd drehte sein Vater sich zu ihm um. "Damit du auch was im Magen hast, wenn du heute auf diese Party fährst!"

Wieder einmal war Arthur stolz auf seinen Vater. Moe konnte es dem seinen nicht einmal erzählen, wohin er ging, und sein eigener wusste sogar, dass sie vermutlich relativ viel Alkohol konsumieren würden, und er war okay damit. Auch früher war es meist so gewesen, dass seine Mutter die strengere der beiden Eltern war. Nach ihrem Tod hatte sein Vater nicht sehr viel an seinen Erziehungsmethoden geändert, worüber Arthur sehr froh war.

"Kann ich dir noch wo helfen?" Suchend blickte sich der Junge in der Küche um.

"Du kannst schon mal aufdecken, oder abwaschen."

Schnell griff Arthur nach der Bestecklade und zog sie heraus. Abwaschen war eines der Dinge, die er absolut nicht ausstehen konnte. Da kochte er lieber selbst etwas Aufwändiges, aber das Aufräumen danach überließ er gerne jemand anderem.

Dieses Mal machte es dann auch sein Vater, der sich aber vorher das Versprechen geben ließ, dass Arthur dafür später alles abräumen würde.

Als das Hühnchen schließlich lange genug im Ofen gewesen war, zog Arthur es heraus und richtete zwei große Portionen an. Diese trug er dann zu dem kleinen Tisch im Speisezimmer, wo sein Vater schon wartete.

"Guten Appetit!", wünschte er ihm, und begann bereits, Fleisch und Reis und Kartoffeln in seinen Mund zu schaufeln. Sein Vater ließ sich etwas mehr Zeit, und folglich war Arthur auch schon etwas früher mit der Mahlzeit fertig. Er lehnte sich auf dem Sessel zurück und hielt sich den Bauch. "Das war wirklich sehr gut! Könntest du ruhig öfter machen!"

Sein Vater grinste. "Du könntest auch ruhig mal am Wochenende freiwillig in die Küche gehen und was kochen. Hätte ich auch nichts dagegen einzuwenden." Er zwinkerte ihm zu, beide wussten, wie unwahrscheinlich es war, dass dieser Fall eintreten würde. Arthur schlief meist bis in den späten Vormittag hinein, und am Abend war er meist unterwegs. Keine Zeit, da auch noch ans Kochen zu denken.

Wie Versprochen räumte Arthur dann alles weg, und rief dann bei Moe an wegen der Party.

"Kommt ihr mich abholen?", erkundigte er sich und sein Freund bejahte. Sie machten es sich auf acht Uhr aus, dann hatte die Party schon begonnen, aber es war dennoch noch früh genug. Arthur konnte es nicht leiden, erst kurz vor Mitternacht wo aufzukreuzen. Es war zäh, wenn alle anderen bereits total betrunken waren und man selbst als einziger noch nüchtern.

Ein Blick auf die Uhr zeigte ihm, dass er noch ein paar Stunden totzuschlagen hatte. Etwas unentschlossen stand er vor seinem Bett und überlegte, ob er doch lieber hinunter gehen und den Fernseher anmachen sollte. Aber seit ihm dort meist irgendeine Neuigkeit aus Sedemoid auflauerte, hatte er seine Zeit vor der Glotze in den letzten Wochen stark reduziert. Doch was sollte er dann machen? Wieder fiel sein Blick aus dem Fenster, und Arthur fasste einen Entschluss. Das kleine Pferd hatte absolut nichts mit diesen Morden zu tun, wieso also nicht. Er würde rechtzeitig zurück sein, es würde aber auch eine gewisse Zeit dauern, hin und wieder zurück zu kommen. Im Grunde also perfekt, um diese paar Stunden zu nutzen.

Sein Vater war unten nirgends zu sehen, also begann Arthur nicht, nach ihm zu suchen, um ihm Bescheid zu sagen. Stattdessen verließ er einfach das Haus, nahm sicherheitshalber seinen Schlüssel mit, und startete den Weg durch die Felder.

Wieder war er sehr darauf bedacht, von niemandem entdeckt zu werden, doch alle Sorgen waren unbegründet. Obwohl es ein relativ schöner Tag war - die Sonne strahlte vom Himmel - war es dennoch viel zu kalt, als dass jemand einen größeren Spaziergang wagte. Arthur war froh darüber.

Als er endlich die Wiese erreicht hatte, runzelte er die Stirn. Das Pferd war weg. Er ging alle Seiten der Koppel ab, schlüpfte dann durch den Zaun, als ob er dadurch besser sehen könnte. Aber das Tier blieb verschwunden.

Eine dumpfe Leere erfüllte Arthur. Was war nur mit dem Tier geschehen? Sollte es ihn kümmern, dass es weg war? Und wieso bahnte sich dieses Drängen in ihm wieder auf, von hier wegzugehen? Das Drängen, das er auch bei allen Erwähnungen von Sedemoid spürte. Aber die beiden Dinge hatten doch nichts mit einander zu tun, oder?

Bestürzt kletterte Arthur auf den Zaun und setzte sich auf die oberste Sprosse. Das Holz sah zwar schon etwas älter aus, aber es hielt ihn immer noch problemlos. Seine Gedanken schweiften ab und vor seinem inneren Auge sah er plötzlich wieder dieses Haus, das zu verkaufen war. Doch in seiner Vorstellung graste nun dieses Pferd im Garten. Arthur schüttelte den Kopf, als ob er das Bild dadurch vertreiben konnte. Sein Unterbewusstsein spielte ihm wirklich böse Scherze!

Nachdem er noch wenige Minuten so sitzen geblieben war, wurde ihm aber allmählich kalt und er beschloss, sich wieder auf den Heimweg zu machen. Langsam schlenderte er den Weg zurück, und ließ sich dabei so viel Zeit, dass es dann tatsächlich nicht mehr lange dauerte, bis Moe und Beth ankamen.


BlutmondgeborenWhere stories live. Discover now