Tag 8.3

29 10 2
                                    

Moe grinste ihn an. "Ein Mädchen war also der Grund für deinen Zusammenbruch. Hat sie dir einen Korb gegeben?" Er lachte. "Oder, warte, besser: Hat sie dir keinen Korb gegeben, aber dann war es so schlecht, dass du nicht einmal einen hoch gekriegt hast?" Er war offensichtlich von seiner Fantasie selber sehr angetan.

Beth schüttelte sich angeekelt. "Es geht im Leben nicht immer nur um Sex, kleiner Bruder."

Moe warf ihr einen bösen Blick zu. "Ich bin größer als du, kleine Schwester!"

Beth verdrehte nur die Augen, wandte sich dann wieder Arthur zu. "Mara sagst du... Hm, wie sah sie denn aus?"

Kurz musste Arthur überlegen. Dann hatte er plötzlich ein Bild im Kopf und ihn durchfuhr ein warmer Schauer, gefolgt von einem heftigen Kribbeln, das über seinen ganzen Körper hinweg fuhr. Auf seinen Armen breitete sich eine Gänsehaut aus.

"Dunkle Haare, leuchtend blaue Augen, rotes Kleid", beschrieb er sie.

Beth nickte. "Also hübsch. Waren da noch andere Leute um sie, als du sie kennen gelernt hast?"

Arthur konnte diese Frage sofort verneinen. "Sie war alleine neben dem Pool und hat einen Cocktail getrunken. Dann sind wir...", er kramte in seinen Erinnerungen, "ich glaube, wir sind hinaus gegangen. Aber sicher bin ich mir nicht. Danach ist auf jeden Fall ein schwarzes Loch in meinem Gedächtnis."

Verärgert kniff er die Augen zusammen. Wie gern hätte er gewusst, was sie draußen getan hatten. Nur geredet? War mehr gewesen? Hatten sie womöglich sogar miteinander geschlafen? Er würde es sich zutrauen. Aber ihr? Sie hatte auf den ersten Blick nicht so gewirkt, als würde sie sofort mit jedem in die Kiste hüpfen, der sich anbot.

Beth unterbrach seinen Gedankengang. "Wenn du willst, frage ich Maria, ob sie sie gekannt hat."

Arthur winkte ab. "Ach was. Ist ja auch nicht so wichtig. Außerdem ist es eher unwahrscheinlich, da waren so viele Leute, das bezweifle ich, dass Maria genau sie gekannt hat."

Beth schmunzelte. "Du würdest sie also nicht gerne wieder sehen?"

Arthur zuckte mit den Schultern. "Ich kann mich ja nicht einmal richtig an sie erinnern. So wichtig kommt mir das jetzt auch nicht vor, sie war nur ein Mädchen, das ich auf einer Party kennen gelernt habe. Mehr nicht." Ein Teil von ihm glaubte auch wirklich daran, aber ein anderer wusste, dass es Unsinn war, was er da sagte. Beth auch.

"Und weil sie 'nur ein Mädchen' war, hast du auch Gänsehaut auf deinen Armen. Und diesen verklärten Blick, als du sie mir beschrieben hast." Sie stand auf und tätschelte Arthurs Hand. "Ich frag mal Maria. Weil es mich interessiert. Wenn du nicht willst, sage ich es dir eh nicht."

Arthur nickte. "Wie du willst."

Beth schüttelte den Kopf, und sah sich um nach Moe, der der Unterhaltung still gelauscht hatte. "Was bist du so schweigsam heute? Geschockt, dass Arthur vielleicht in einem Mädchen mal wirklich eine Person mit Charakter gesehen hat, was dir ja absolut nicht gelingen mag?"

Ihr Bruder erhob sich ruckartig. "Nur, weil ich in dir eine besserwisserische Nörglerin sehe, heißt das noch lange nicht, dass für mich alle Mädchen gleich sind. Kelly zum Beispiel ist etwas Besonderes."

Beth verdrehte die Augen. "Ja, besonders gut bestückt, oben herum." Sie nickte mit dem Kopf in Richtung Haustür. "Komm, wir sollten gehen. Es wird dann schon Mittag, Dad hat glaub ich eine Onkel Joe zum Essen eingeladen, da müssen wir da sein." Sie winkte Arthur zu. "Tschüss. Viel Spaß beim Ausnüchtern. Eine Dusche würde dir auch nicht schaden, falls ich dir einen Tipp geben darf!" Sie zwinkerte ihm zu.

"Jaja, du red' nur", kommentierte Arthur. "Tschüss, ihr zwei!"

Er blieb noch eine Weile auf dem Sessel sitzen und dachte über Beths Worte nach. Jedoch kam er zu keinem schlüssigen Ergebnis. Selbst wenn Mara in dieser Nacht etwas Besonderes für ihn dargestellt hatte, aufgrund von einer einzigen Nacht konnte man schlecht etwas aussagen. Wahrscheinlich hatte er sie einfach so scharf gefunden, dass ihn alleine der Gedanke daran noch erregte. Vielleicht hatten sie ja miteinander geschlafen, wer wusste das schon.

Angestrengt drückte er sich von dem bequemen Sessel hoch und beschloss, doch Beths Rat zu folgen. Wenige Minuten später prasselte abwechselnd heißes und kaltes Wasser auf seinen Körper, und vertrieb alle diffusen Gedanken.



BlutmondgeborenWhere stories live. Discover now