II.3

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Sobald sie dann drinnen waren, umfing sie sogleich eine angenehme Wärme. Leider war die Luft auch dementsprechend verraucht und stickig, doch daran würde man sich gewöhnen.

Zielstrebig steuerten die Mädels auf einen Tisch in der hinteren Ecke des Raumes zu, und Arthur folgte ihnen. Dort angekommen, schälte er sich aus seiner Jacke und warf sie neben sich auf die abgewetzte Bank. Neben ihn setzte sich zu seiner Erleichterung Amelie. Sie war ihm von der Clique noch die Sympatischste.

Sobald alle Platz genommen hatten, kam auch schon eine Kellnerin in knappen Hot Pants und nahm ihre Bestellung auf. Zu seiner Verwunderung war Arthur nicht der einzige, der Bier trank. Auch Elena und Nikki bestellten eines, die anderen orderten Cider.

Als die Bedienung wieder weg war, wandte sich Nikki an Arthur. "Und, wie gefällt es dir bisher so bei uns?"

"Ganz gut, danke. Aber ich bin ja noch nicht einmal eine ganze Woche hier, da kann man glaub ich noch nicht so viel sagen!"

"Wo hast du denn vorher gewohnt?", wollte Jules wissen.

"In HEIMATORT HIER, das ist zirka fünf Stunden von hier entfernt. Ein bisschen größer, aber gerade noch übersichtlich."

"Und wie kommt man dazu, nach Sedemoid zu ziehen?" Elena spuckte den Ortsnamen beinahe aus.

Arthur zuckte mit den Schultern. "Das weiß ich eigentlich selbst nicht so genau. Mein Vater hat das Haus gefunden, und es hat uns beiden gefallen."

"Und die Morde machen euch nichts?"

Alle außer Elena schienen den Atem anzuhalten. Diese starrte ihn nur an, Arthur konnte nicht sagen, ob ernsthaftes Interesse in ihrem Blick lag oder nur Hohn. Er schluckte, bevor er antworten konnte.

"Soweit ich weiß, erwischt es einen ja nur im Wald. Wenn man den also meidet..."

Mit einem Schnauben schnitt das Mädchen ihm das Wort ab. "Und glaubst du nicht, das wüssten wir schon alle." Nikki griff ihr auf den Arm, als ob sie sie stoppen wollte, doch Elena ließ sich nicht abhalten. "Die gehen sicher alle in den Wald und lassen sich umbringen, klar."

"Tut mir leid", murmelte Arthur, doch Amelie neben ihm schüttelte den Kopf.

"Ellie, vermies ihm doch nicht schon die erste Woche."

Zum Glück kamen in dem Moment die Getränke, was die ganze Situation ein wenig auflockerte.

"Was kann man denn hier sonst noch so machen?", erkundigte Arthur sich dann.

"Es gibt eine Bowlingbahn, gleich gegenüber", antwortete Mel.

Arthur nickte. Bowling hatte er schon ein paar Mal gespielt, es war ein ganz netter Zeitvertreib.

"Und im Sommer kann man an den See schwimmen gehen."

"Dort ist es auch so sehr schön", warf Nikki ein, "aber um zum See zu gelangen, muss man eine kurze Strecke durch den Wald, und ... ja." Sie wiegte vorsichtig den Kopf, als ob sie etwas andeuten wollte.

"Ah, klar."

Plötzlich beugte sich ein junger Mann über Elena und küsste sie heftig. Elena wandte sich ihm zu, schlang beide Arme um seinen Hals und presste sich an ihn.

Arthur versuchte, seinen Schock zu verbergen, und schaute schnell weg. Er bemerkte Amelies entschuldigenden Blick und nickte ihr zu. Diese räusperte sich dann lautstark, woraufhin das Pärchen von einander abließ und der Typ sich neben Elena quetschte. Auf deren Lippen befand sich nun ein leichtes Lächeln, was ihr ungeheuer gut stand, wie sich Arthur eingestehen musste.

"Das ist Elenas Freund Marko. Marko, das ist Arthur, er geht seit Montag in unsere Klasse", stellte Amelie vor.

Marko nickte Arthur zu, dieser erwiderte den Gruß. Elena hatte sich währenddessen schon an ihren Freund gekuschelt und schien ihn nie wieder loslassen zu wollen.

Arthur griff nach seinem Bier und nahm einen großen Schluck.

Marko fing derweil mit Nikki und Mel ein Gespräch an und die anderen beteiligten sich hin und wieder. Es ging um Personen, die Arthur nicht kannte, daher hörte er nur halbherzig zu. In Gedanken war er bereits im Wald. Nächste Woche war wieder Vollmond. Eigentlich dürfte das kein Problem werden, da erste vor einem Monat das letzte Opfer gewesen war, aber wer wusste schon, ob seine Anwesenheit hier irgendetwas verändern würde. Er sollte am Wochenende unbedingt noch einmal hineingehen und die Pferde suchen.

Nachdem alle Getränke leer waren, zahlten sie und verließen das Pub. Elena und Marko verabschiedeten sich gleich und schlugen eine andere Richtung ein, ebenso Mel und Nikki. Jules war ein paar Häuser weiter zu Hause, und so waren nurmehr Amelie und er über.

"Elena ist eigentlich nicht so", begann Amelie, nachdem sie einige Zeit schweigend nebeneinander hergegangen waren. "Sie hat es einfach nicht so leicht, und kann daher keinen von Anfang an gut leiden. Nimm ihre Sprüche nicht zu persönlich."

"Markos scheint ihr gutzutun", versuchte Arthur, auch etwas Positives an Elena zu finden.

"Ja, das auf jeden Fall. Aber du wirst auch noch mit ihr warm werden, ganz bestimmt." Amelie lächelte ihn schüchtern an. "Ich muss jetzt da lang. Schön, dass du dabei warst." Sie hob die Hand zum Gruß.

"Hat mich auch gefreut. Bis morgen dann!" Arthur sah ihr nach, bis sie sich umgedreht hatte, und ging dann die paar Straßen weiter zu ihm nach Hause.

BlutmondgeborenΌπου ζουν οι ιστορίες. Ανακάλυψε τώρα