Tag 16

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Sein Vater lachte nur leise, beließ es allerdings dabei.

"Ich werde wahrscheinlich von Donnerstag bis Samstag nicht da sein, ich habe einen Termin außerhalb. Du kommst zurecht?"

Arthur war froh über den Themenwechsel. "Klar, weißt du doch. Vielleicht lade ich Moe mal ein, dann stören wir dich nicht."

"Natürlich, aber versucht, euch nicht wieder so zu betrinken. Dein Alkoholpensum hast du für dieses Monat schon ganz gut ausgeschöpft. Ach, was sage ich, eigentlich für das restliche Jahr!"

Welches genaugenommen sowieso nurmehr aus knappen sechs Wochen bestand.

"Jaja, ich weiß. Das war eine Ausnahme."

"Will ich auch hoffen! Sonst muss ich womöglich meine erzieherischen Fähigkeiten hinterfragen, und das wollen wir ja beide nicht, stimmt's?"

Gespielt schockiert riss Arthur die Augen auf. "Oh nein, garantiert nicht!"

Er löffelte sein Müsli leer, dann ging er wieder nach oben. Sein Email-Ordner war immer noch geöffnet, er aktualisierte ihn. Und tatsächlich: eine neue Nachricht. Sie war von Alice.

Mit Herzklopfen öffnete Arthur sie.

Lieber Arthur!

So, wie du mir das schilderst, klingt das wirklich wie ein Eingriff des Schicksals.. Aber nur, weil es Mara zu dir geführt hat, heißt das ja noch nicht, dass das, was ihr habt oder fühlt, nicht echt ist! Allerdings würde ich wirklich Acht geben, wenn du dich nach wie vor entscheiden solltest, deiner Aufgabe nicht so folgen. Denn was das Schicksal geben kann, kann es genau so gut auch wieder nehmen. Ich will nicht den Teufel an die Wand malen, aber an deiner Stelle würde ich mich entscheiden, was du willst.

Ich wünsche dir nur das Beste und hoffe, du hältst mich weiterhin up to date!

Liebe Grüße,

Alice

Arthur schluckte heftig. Zwar hatte er mit so etwas in dieser Art gerechnet, aber es dann schwarz auf weiß zu lesen, war dann doch etwas anderes. Was sollte er denn bloß tun? Er konnte Mara nicht in dieses Schlamassel mit hinein ziehen. Denn wenn Alice Recht hatte und das Schicksal ihrer beiden Wege wieder trennen wollte, hatte es dafür viele Möglichkeiten. Und diese mussten wahrscheinlich nicht unbedingt immer gut sein.

Frustriert verschränkte er die Finger an seinem Hinterkopf. Alice hatte Recht. Er musste eine Entscheidung treffen. Aber welche?

Arthur stand auf, er konnte nicht mehr still sitzen. Unruhig tigerte er in seinem zimmer auf und ab. Er musste irgendwie herausfinden, was in Sedemoid war, das ihn anzog. Das hieß, er musste nach Sedemoid.

Jetzt blieb nur noch die Frage, für wie lange. Würden sich die Blutmondgeborenen, falls sie existierten, ihm gleich offenbaren? Musste er erst ein wenig warten, oder sie gar suchen?

Ansonsten wäre es ganz einfach - er könnte einen Besuch in Sedemoid mit einem Tag mit Mara verbinden. Damit würde er zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Aber das setzte wieder voraus, dass er die Monster gleich fände.

Ach, was soll's, dachte er. Selbst, wenn seine Überlegungen falsch waren, ein Besuch bei Mara war generell eine gute Idee. Es war zwar ein weiter Weg, aber es drängte ja nichts. Wobei... wenn sein Vater weg war, würde er nicht mitbekommen, wenn er auch nicht hier wäre. Sein Vater war zwar in fast jeder Hinsicht ein toller Vater, aber eines ließ er nicht durchgehen: Schule schwänzen.

Wenn Arthur jedoch vier Tage in Sedemoid hätte, und nicht nur zwei am Wochenende, wären seine Chancen unwahrscheinlich viel größer, und außerdem würde sich die lange Fahrt dann auch auszahlen.

Mit einem Grinsen legte sich Arthur aufs Bett und ging in Gedanken noch einmal den ganzen Plan durch. Dann setzte er sich wieder auf und wählte Maras Nummer.


BlutmondgeborenWhere stories live. Discover now