Tag 3.2

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Das kann doch nicht wahr sein! Frustriert schlug er die Hände hinter seinen Kopf und drückte diesen dagegen. Er versuchte nun schon seit einer geschlagenen Stunde, seine Sammlungen in eine Kiste zu verpacken, um diese dann wegzuwerfen. Vergeblich. Irgendetwas hielt ihn zurück. Er schaffte es, die Artikel in die Hand zu nehmen. Er brachte es auch noch fertig, sie in die Box zu verfrachten. Doch als dann alles Material darin war und er sie hinuntertragen wollte, passierte immer etwas Unerklärliches.

Zuerst hatte er sich den Fuß am Bettrand gestoßen und die Kiste fallen gelassen - der Inhalt lag daraufhin natürlich wieder wunderschön verteilt überall am Boden. Ein unglücklicher Zufall, könnte man meinen. Doch beim nächsten Versuch stolperte Arthur über eine Teppichfalte am Boden. Wieder begann die Arbeit von vorne.

Aller guten Dinge waren ja bekanntlich drei, dachte er sich, und schaffte es beim dritten Anlauf auch wirklich fast aus seinem Zimmer. Doch dann blieb er mit seinem Ärmel an der Türschnalle hängen, und die Kiste fiel ihm aus den Armen.

Ein weiteres Mal stolperte er danach, übersah eine Stufe und fiel beinahe die Treppe hinunter, oder er eckte an einer Kurve an der Wand an. Auf jeden Fall schaffte er es nicht, sein Vorhaben auszuführen.

Frustriert versetzte er dem Karton am Boden einen harten Tritt mit dem Bein. Na gut, die Dinge wollten ihn also nicht verlassen. Aber innerhalb seines Zimmers konnte er sie ja wenigstens wegräumen.

Gedacht - getan. Wenige Minuten später befand sich die gefüllte Box in einem Eck neben seinem Schreibtisch, als sein Blick auf seinen Laptop fiel. Ein bisschen Abwechslung würde ihm sicher nicht schaden, dachte er.

Ohne wirkliches Ziel begann er, im Internet zu surfen. Er besuchte einige Websites, wo er verschiedene Onlinespiele kurz ausprobierte, doch diese wurden ihm mit der Zeit immer wieder langweilig. Über die verschiedensten Seiten fand er sich schließlich auf einer Immobilienbörse wieder.

Und wie der Zufall es so wollte, war das erste Haus, das zu verkaufen war, in Sedemoid.

Kaum hatte er es gelesen, riss er die Hände zurück, als hätte er sich verbrannt. Schnell klappte er den Computer zu und kauerte sich auf seinem Bett zusammen. Das war doch schon ein sehr unwahrscheinlicher Zufall, oder nicht? Was würde denn noch alles passieren? Vielleicht sollte er doch einmal nachschlagen, was es mit diesen Blutmondgeborenen auf sich hatte.

Langsam näherte er sich wieder seinem Schreibtisch, als lauerte ein gefährliches Tier auf ihm, und öffnete seinen Laptop. Die Immobilienseite klickte er schnell weg, und googelte stattdessen Blutmondgeborene.

Die Suchmaschine spuckte ihm nur wenige Ergebnisse aus, die Arthur schnell durchgeschaut hatte. In ihnen ging es hauptsächlich um irgendwelche Romane, die um Werwölfe handelten.

Er versuchte es anders: Jäger Blutmond.

Dieses Mal erschienen lauter Artikel über den Blutmond selbst, wann der letzte war, wann der nächste sein würde, und so weiter.

Fast wollte Arthur schon aufgeben, dann probierte er es ein letztes Mal: Blutmond Sage Jäger.

Die ersten paar Seiten, auf die er stieß, halfen ihm nicht weiter. Doch schließlich fand er auf einer Psychologie-Website eine Passage, die mit dem Märchen seines Urgroßvaters zusammenpasste:

Dem Blutmond wird nachgesagt, dass er eine ganz spezielle Wirkung auf bestimmte Personen haben kann. Es wird von Betroffenen erzählt, die in einer Blutmondnacht geboren wurden, und eine unsagbare Anziehungskraft auf spezielle andere Personen haben. Meist haben sie außerdem eine besondere Affinität zur Nacht, manche sagen sogar, die Sonnenstrahlen meiden sie und sie müssen in stetiger Dunkelheit wandern.

Immer wieder geben Leute Erfahrungsberichte ab, bei denen man streiten kann, ob sie wahr sind, oder nicht. Allerdings bezeugen alle diese Berichte, dass dieser Geburts-Fluch durch eine andere, spezielle Person gebrochen werden konnte.

Danach folgte wieder eine andere Erzählung über die Wirkung des Mondes auf bestimmte Kräuter, das überflog Arthur nur kurz, es war nicht mehr von Relevanz für ihn. Schließlich las er den interessanten Teil noch einmal, und noch einmal, bis er das Gefühl hatte, ihn auswendig zu können. Klar, Menschen erzählten viel. Und nur diese paar Zeilen waren noch lang keine Bestätigung dafür, dass es so etwas wirklich gab. Aber dennoch... In ihm baute sich ein Druck auf, der nach mehr verlangte. Er musste mehr darüber erfahren.

Schließlich kam ihm eine Idee - Er konnte die Autorin der Seite anschreiben und sich als Betroffener ausgeben. Er würde ihr seine momentane Situation beschreiben, er würde sie in dem Glauben lassen, dass er davon überzeugt war, ein Jäger zu sein - also diese eine spezielle Person, die den Fluch brechen konnte.

Vielleicht würde ihre Antwort mehr Licht in diese Finsternis bringen.


BlutmondgeborenWhere stories live. Discover now