Tag 15

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Am nächsten Tag ließ Arthur die Geschehnisse des Vortags noch einmal Revue passieren. Er konnte es immer noch nicht ganz fassen, dass zwischen Mara und den Morden mehr oder weniger eine Verbindung bestand. Als er ihr von den Blutmondgeborenen erzählt hatte, war sie ganz ruhig geblieben, hatte nicht eine Miene verzogen. Sollte er dem Ganzen vielleicht doch mehr Glauben schenken, als er es bisher getan hatte?

Gegen Mittag entschloss er sich, aufzustehen und setzte sich an den Computer. Er öffnete sein Postfach und suchte nach der Mail von Alice. Er würde ihr seine Situation schildern und schauen, was sie dazu sagte. Sobald sich das Antwortfeld geöffnet hatte, begann er zu tippen:

Hallo Alice!

Tut mir leid, dass ich so lange nichts von mir habe hören lassen, aber ich war beschäftigt. Mit einem Mädchen. Als ich sie kennen lernte, dachte ich, alles würde gut werden, denn mein Interesse für die Mordfälle sank rapide ab. Wir haben uns auf einer Party kennen gelernt, wo ich am nächsten Tag leider nicht mehr viel wusste, aber sie ging mir nicht aus dem Kopf. Also hab ich mir ihre Nummer besorgt, und gestern ist es nun endlich zu einem Treffen gekommen. Da hat sich herausgestellt, dass sie aus demselben Ort ist, wo auch die Morde passiert sind.

Natürlich kann das alles nur ein dummer Zufall sein, aber dafür erscheint es mir doch zu unwahrscheinlich.

Daher wollte ich dich fragen, ob es sein kann, dass das Schicksal oder was auch immer, Mara 'gesandt' hat, um mich nach Sedemoid zu bringen? Und wenn dem so ist, wie es dann weitergehen wird? Ich mag Mara wirklich, aber wenn sie nur ein Mittel zum Zweck ist... ich weiß nicht, wie ich dazu stehen soll.

Liebe Grüße,

Arthur

Er zögerte noch kurz, ehe er auf Senden klickte. In der Mail steckte mehr Wahrheit, als er sich vorgenommen hatte. Aber was soll's, dachte er sich. Sie kannte ihn sowieso nicht.

Nachdem die Mail gesendet war, lehnte Arthur sich in seinem Schreibtischsessel zurück und wippte ungeduldig mit dem Bein. Er wartete ein paar Sekunden, dann aber stand er auf. Es war äußerst unwahrscheinlich, dass Alice gerade ihre Mails checkte und gleich antworten würde.

Also ging er hinunter und machte sich eine Schale Müsli als Frühstück. Als er die Küche betrat, war dort bereits sein Vater.

"Ah, du bist also auch schon munter! War es so ermüdend gestern, dass du dich heute erst um", er warf einen Blick auf die Wanduhr neben dem Kühlschrank, "halb zwei hier blicken lässt?"

Obwohl Arthur nicht wollte, breitete sich bei dem Gedanken an den vergangenen Tag ein Lächeln auf seinem Gesicht aus. "Wir hatten durchaus einen ereignisreichen Tag", verkündete er.

Sein Vater grinste. "Soso, und ist sie immer noch so toll wie du sie in Erinnerung hattest?"

Es gab selten Momente in Arthurs Leben, in denen er rot wurde. Aber bei dieser Frage fühlte er, wie plötzlich sein Gesicht heiß wurde und er konnte dem Blick seines Vaters nicht standhalten. Daher griff er schnell nach seinem Frühstück und ging damit in das Speisezimmer an den Tisch. "Mhm", murmelte er, bereits mit Müsli im Mund. Dann schluckte er. "Mara ist wirklich toll", fügte er dann noch hinzu, obwohl sein Gesicht vor lauter Hitze bereits zu pochen begann.



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