Tag 24

28 10 1
                                    


Eine Woche später war es bereits so weit: Das Haus, das Arthur vor Wochen im Internet gesehen hatte, stand immer noch zum Verkauf. Es war sogar relativ preiswert, und so kauften sie es auf einen kleinen Kredit. Arthurs Vater tätigte einige Telefonate, die Arthur in der Sedemoider Schule anmeldeten und ihm selber ermöglichten, dort zu arbeiten.

Arthur erzählte seinen Freunden nur das Nötigste, einzig Moe sagte er, dass es auch wegen Mara sei. Ansonsten wäre dieser ihm ewig böse gewesen, aber für ein Mädchen... Er fand es verrückt, aber hatte ein kleines bisschen Verständnis.

Arthur hob gerade die letzte Kiste in den Umzugswagen, dann wischte er sich die Handflächen an seiner Hose ab und setze sich ins Auto. Sein Vater stieg auf der Fahrerseite ebenfalls ein.

"Na dann, auf in ein neues Abenteuer!" Er versuchte, euphorisch zu klingen, aber Arthur fühlte sich hundsmieserabel. Er wollte nicht weg, er wollte nicht nach Sedemoid, er wollte nichts mit diesen Monstern zu tun haben, und er wollte nicht jeden Tag in Maras Nähe sein müssen. Ihr hatte er noch nicht Bescheid gesagt, aber es war nur eine Frage der Zeit, bis sie sich irgendwo über den Weg laufen würden. Wenn sie es nicht sowieso schon wusste, immerhin hatte vielleicht schon jemand erzählt, dass sie das Haus gekauft hatten. So etwas verbreitete sich ja teilweise wie ein Lauffeuer, noch dazu in einem Dorf, das den letzten Zuwanderer wahrscheinlich vor über zehn Jahren hatte.

In den fünf Stunden Autofahrt schwiegen die beiden die meiste Zeit. Arthur hatte sein Handy an den Radio angesteckt und sie hörten Musik, und hin und wieder warf sein Vater ihm besorgte Blicke zu, aber ansonsten kommunizierten sie wenig.

Endlich bogen sie in die Hauptstraße von Sedemoid ein. Arthur hatte auf Google Maps nachgeschaut, wo sich das Haus genau befand. So wusste er, dass sie noch auf die andere Seite des Ortes mussten, und dort dann ziemlich am Rand würde es sein.

Langsam lenkte sein Vater den Wagen durch die schmalen Straßen, die absolut nicht ausgelegt waren für Fahrzeuge, die länger als zehn Meter waren. Irgendwie schafften sie es aber trotzdem, unbeschadet anzukommen.

Als Arthur ausstieg, streckte er sich zuerst einmal. Die lange Autofahrt hatten sie ohne Pausen zurückgelegt, und waren dementsprechend verspannt und ermüdet. Sein Vater machte sich bereits am Hinterteil des Vehikels mit den Umzugskartons zu schaffen, während Arthur auf das Gebäude zuging. Letzte Woche war er hier nie vorbeigekommen, es war auch ein bisschen abseits hier. Das Haus war Teil einer kleinen Reihensiedlung, es gab noch etwa drei bis fünf weitere Häuser auf jeder Seite, die in etwa gleich aussahen. Jedes verfügte über denselben langweilig grauen Anstrich, die hölzerne Haustüre, das graue Garagentor, von dem der Lack bereits überall abblätterte. Die Garten unterschieden sich ein wenig voneinander: In einem blühte ein Rosenbaum, in einem anderen war ein Gemüsegarten angelegt. Manche setzten auf Rasen, und in ihrem Garten hatte das Unkraut überhandgenommen. Über den Gartenzaun schlängelte sich Efeu, und Arthur musste das Tor, das in den Garten führte, erst von einer dicken Ranke befreien, ehe er es öffnen konnte.

"Paps, wo ist denn der Schlüssel?" Er drehte sich um und ging zurück zum Auto. Dort fischte sein Vater den Schlüsselbund aus seiner Jackentasche und reichte ihn Arthur. Dieser bedankte sich und ging zur Haustür, um diese aufzuschließen. Dort bemerkte er allerdings, dass diese sowieso offen gestanden hatte. Leicht verwundert zog er sie auf. Kalte, abgestandene Luft schlug ihm entgegen, und er öffnete die Tür sofort, soweit es nur ging. Dann trat er einen Schritt hinein und sah sich um. Er befand sich in einem kleinen Vorraum, der genug Raum für etwa fünf Paar Schuhe und drei Jacken bot. Seufzend ging Arthur weiter in einen schmalen Gang, von dem aus einige Türen in weitere Zimmer führten. Er öffnete die erste und betrat ein leeres Zimmer. Von der Decke hing eine nackte Glühbirne, und ein Fenster bog Aussicht auf den wuchernden Garten. Arthur ging wieder zurück und spähte in den nächsten Raum. Das dürfte die Küche sein, denn es befanden sich viele Anschlüsse an einer Wand. Gegenüber war eine Aussparung in der Mauer, ohne Tür jedoch, die in das nächste Zimmer führte. Das würde dann wahrscheinlich das Speisezimmer sein, dieses konnte man von dem Gang aus nicht betreten.

BlutmondgeborenWhere stories live. Discover now