Tag 28

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Am Dienstag sah er Mara in einer Pause erneut. Dieses Mal ergriff Arthur allerdings die Initiative und ging auf sie zu.

"Mara, hey!"

Schwungvoll drehte sie sich zu ihm um, musterte ihn, schluckte und schloss kurz die Augen.

"Arthur. Du bist es also wirklich."

Ein ungutes Gefühl machte sich in Arthurs Magengegend breit. Das war nicht gerade die Begrüßung, die er sich erhofft hatte, aber er konnte es ihr auch nicht verübeln.

"Dann hab ich mich gestern also nicht getäuscht... Darf ich fragen, was um Himmels Willen du hier machst?" Ihre Augen funkelten. Dann blickte sie sich kurz um, als wollte sie sich vergewissern, dass sie niemand wichtiges beobachtete.

Arthur versuchte sich an einem entschuldigenden Gesichtsausdruck. "Was auf der Lichtung passiert ist, war anscheinend nicht ohne Grund", begann er zu erklären, dann senkte er die Stimme. "Ich hab meine Blutmondgeborenen gefunden, und sie lassen mich nicht los."

Maras Gesicht wurde bleich, und sie trat einen kleinen Schritt zurück. "Es tut mir wirklich leid, Arthur, aber bitte halte Abstand zu mir."

Wieder der altbekannte Schmerz. Ergeben nickte Arthur. Er fühlte sich wie ein nasser, getretener Hund. "Ist gut." Die Worte waren nur mehr ein Flüstern, aber Mara hatte sich sowieso schon abgewandt, also waren die Worte um sonst gewesen.

Plötzlich schlug ihm eine Hand von hinten auf die Schulter. Arthur wirbelte herum. Es war Max, der ihn breit angrinste.

"Hast wieder nicht auf mich gehört, was? Ich hab dir doch gesagt, dass du es bei ihr nicht einmal versuchen brauchst!"

Arthur verkniff sich ein genervtes Aufstöhnen. Dann stimmte er ihm einfach zu. "Ja, hast ja recht gehabt."

"Aber schau", Max drängte ihn in eine andere Richtung, bis eine kleine Blondine in Sicht kam. Er deutete auf sie. "Nicht ganz so hübsch, nicht ganz so klug, aber auch eine nette Partie." Er verpasste Arthur einen Stoß in die Rippen mit seinem Ellbogen. "Da kannst du's mal versuchen!"

Nun konnte sich Arthur einen Seufzer nicht verkneifen und rollte mit den Augen. "Ich werde es mir merken."

Als er an diesem Tag zu Hause ankam, war es bereits am Finster werden. Arthur warf einen Blick auf die Uhr. Sechzehn Uhr dreißig. Es war zwar erst früher Abend, der Tag konnte noch genutzt werden, aber in spätestens einer Stunde würde er die Hand nicht mehr vor den Augen sehen können.

Ach, was soll's, dachte Arthur.

"Paps, haben wir wo eine Taschenlampe?"

Sein Vater steckte den Kopf aus der Küche. "Wo willst du leicht hin?" Sein Blick war alarmiert.

"In den Wald."

Nun kam er ganz aus dem Raum und trat vor Arthur. "Soll ich dich begleiten?" Seine Stimme war voller Sorge.

Arthur winkte ab. "Ich weiß nicht, wie sie auf dich reagieren würden. Mir passiert ja nichts. Also?"

Bedauernd schüttelte sein Vater den Kopf. "Taschenlampe haben wir keine. Aber nimm doch dein Handy!"

Arthur zuckte mit den Schultern. "Werd' ich wohl müssen." Er schlüpfte wieder in seine Schuhe, die er sich vor wenigen Minuten erst ausgezogen hatte. "Ich weiß nicht genau, wann ich wieder kommen werde. Mach dir keine Sorgen."

Mit diesen Worten war er auch schon aus der Tür und stapfte Richtung Wald.


BlutmondgeborenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt