Kapitel 12

755 20 0
                                    

Als wir die Kabine verließen, wurde mir klar, dass ich in der vergangene Stunde mir Neymar fünfmal hintereinander in einer Umkleidekabine getrieben hatte. Ich war so in Gedanken, dass ich gar nicht bemerkt hatte, dass vor mir jemand stand. Ich lief denjenigen frontal rein und wurde aber gleich wieder von zwei starken Armen gehalten. Es waren jedoch keine bräunlichen, wie die von Neymar. Es waren leicht gebräunte, wie die von... Ich blickte hoch und meine Augen weiteten sich.

„Mario?"

„Amina!"

Ich stand schnell auf und bedankte mich eiskalt. Eine Entschuldigung würde er niemals von mir hören.

„Wo ist deine neue Freundin?"

„Sie ist schon etwas älter. Die ist im Hotel, in denen die anderen Spielerfrauen auch sind."

„Aha! Wieso interessiert es mich bloß nicht?"

„Amina, was hab ich dir getan, dass du mich so sehr hasst? Eigentlich müsste ich dich hassen, für den ganzen Scheiss den du hinter meinem Rücken mit Marco abgezogen hast!"

Ich wandte mich um und auch er kannte mich langsam lang genug, dass ich bockiger wurde, wenn mich jemand auf die Vergangenheit ansprach. Ich spürte seine entschuldigenden Blicke auf mir und ich drehte mich neugierig um und ich hatte wie immer recht. Wenn man mit jemanden so lange zusammen war, kannte man seine Macken, seine Schwächen sowie Stärken. Ich konnte mich an ein Interview ganz speziell erinnern, als er auf die Frage 'Was fühlen Sie wenn sie Amina sehen?' Er hatte damals gelächelt und in seinen Augen wuchsen die Tränen. 'Es war mir eine Ehre mit ihr zusammen gewesen zu sein!' Er hatte in dieser Zeit schon Ann bei sich gehabt. Warum ich auf einmal daran dachte, wusste ich nicht. Anscheinend war er mir doch noch irgendwo wichtig. Aber Neymar vertraute mir und dass hatte er mir auch vor einigen Stunden erst erklärt.

„Können wir reden?" wollte er wissen.

„Jetzt habe ich anderes zu tun. Vielleicht morgen!" sagte ich zu ihm.

„Ich verstehe, dann kommst du also zum Abschlusstraining?" wollte er wissen.

„Ja, wie schon gesagt mit der brasilianischen Mannschaft." lachte ich auf.

Ohne auf Mario weiter zu achten, ging ich zur Kasse dicht gefolgt von Neymar. Er huschte sich in diesem Fall sehr gern in den Hintergrund, da er nur Bruchteile verstand. Er war in dieser Hinsicht sehr gelassen und dennoch wollte er innerlich wissen, was wirklich vorgefallen war. Er sagte es mir nicht ständig, aber ich spürte es. Seit ich die deutsche Mannschaft gesichtet hatte und diese permanent zeigte, dass ich sie nicht sehen wollte. Ney war schlau, denn er konnte sich diese Blicke nicht verkneifen, die er ihnen voller Selbstüberzeugung und die er mir mit reinstem Beschützerinstinkt schenkte. Es war ungewohnt, wie nahe ich diesem Menschen stand. Ich konnte ihn mit einem Blick ansehen und bekam eine Vorstellung davon wie er sich fühlte oder litt. Neymar war sonst nicht der Mensch, der über seine Gefühle sprach. Es wunderte mich, dass er es vorhin auf der Yacht machte. Es war anders, seit ich mit ihm zusammen war, denn ich dachte an keinen anderen Jungen. Ich wollte ihn glücklich sehen und das was in meiner Vergangenheit geschah, wollte ich hier mit ihm besser machen.

„1.332 Euro, bitte!"

Ich wollte in jenem Moment meine 'American Express' in schwarz aus meinem Geldbeutel nehmen, als ich mitbekam, dass mein Freund seine bereits zum Bezahlen hinhielt. Mit zusammen gepressten Augen sah ich ihn gespielt böse an und erwiderte nur ein ehrliches lächeln.

„Danke, Schatz!"

Ich war ein Mädchen, dass ihre Sachen selbst kaufte. Ich war mit MEINEN Sachen viel umgänglicher, als wenn ich wusste, dass es mir einer gekauft hatte. Es klang komisch, aber Ney wusste das natürlich und kaufte mir das Kleid nur, weil ich mir in einigen Wochen ein Neueres zulegen würde. Ich ging mit Geschenktem nicht viel weniger besser um wie das von mir Gekaufte. Es ging nun mal um das Prinzip.

„Kein Problem. Gehen wir erstmal was Essen?" wollte er wissen.

Ein Blick auf die Uhr und diese verriet mit dass es erst achtzehn Uhr war. Ich nickte zustimmend und ich ging ihm nachdenklich hinterher. Ich wollte nicht, dass da wieder Gerüchte aufkam, die meinten, ich würde mich nur aushalten lassen oder dass er meine Karriere puschte. In der Beziehung mit Mario konnte man das tagtäglich in allen Magazine lesen, gut, vielleicht half meine Art sehr viel dazu. Ich hatte zu der Zeit mein Hoch in der Karriere und zeigte mich mit Mario nur überheblich, arrogant und herablassend. Ich konnte für mein Imagewechsel auch nichts. Wer wäre nicht anders geworden, wenn er als Achtzehnjährige mit einer Naomi Campbell oder Ali Larter Feiern dürfte? Wer wäre nicht anders geworden, wenn er die Chance zu bekommen sich zu neue Aufgaben zu stellen? Klar, ich hatte damals mein Schauspieler-Stupendium abgelehnt wegen dieser Modelkarriere. Ich konnte diese Leute noch nie verstehen, die so etwas in ein Klatschblatt schrieben, nur weil der Lebenslauf keine einzige Panne aufwies. Ich war für die Welt da draußen perfekt. Keine Skandale. Keine Macken. Ich hatte Benehmen und tolerierte alle Geschmäcker. Das nahmen sie schließlich her und betitelten es, als 'Mitläufer des Erfolgs' oder eben 'Fußballprofi pusht Ruhm von Amina?'.

„Was möchtest du den haben?"

Ich blickte den jungen Mann neben mir irritiert an.

„Eis!"

Erschrocken sah ich zur Kellnerin und lächelte sie entschuldigend an.

„Neymar - Traum..."

Zeiten ändern dich.Where stories live. Discover now