Kapitel 55

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Ich war so nervös, dass ich gar nicht mitbekam, dass er seine rechte Hand löste und diese in seine Hosentasche verschwunden war.

„Ich liebe dich von ganzem Herzen, in allen Farben, mit aller Macht und aller Kraft, aller Umsicht und vollstem Vertrauen. Mit dir möchte ich mein Leben teilen. Sag du mir - möchtest du auch mir deine Hand reichen und meine Frau werden, Amina Hummels?" beendete er seine Rede.

Ich hatte Tränen in den Augen und war einfach nur gerührt.

„Ja, ich will. Ich liebe, wie ich es bisher nicht gefühlt habe. Ich liebe dich, Neymar da Santos Silva Júnior."

Er öffnete eine Schachtel und verbarg den Inhalt bis dieser an meinem linken Ringfinger steckte. Der Ring war aus dem reinsten Silber, welches mit dem Highlight am oberen Teil in einen eingebundenen Brillantenkranz versunkenen tiefblauen Saphir versehen war. Die breiteren Ringschienen sorgten für einen angenehmen Träglichkeit.

„Er ist genauso wunderschön wie du. Er passt perfekt zu deiner Liebe gegenüber den Löwen." lächelte er mir zu.

Neymar stand bereits wieder, daher musste ich etwas hoch schauen. Ich küsste ihn leidenschaftlich und erst jetzt merkten wir, dass wir beobachtet wurden. Wir lösten uns und sahen Reporter, Fans und sämtliche andere Menschen, die vom Fernseher waren.

*

Am nächsten Morgen wachte ich nackt von dem Hotelbett auf. Ich zog mir etwas Gemütliches an und ging in das Badezimmer. Träumend sah ich auf mein Verlobungsring und konnte es kaum glauben. Ich hatte seinen Heiratsantrag bejaht. Ich, Amina Hummels, wollte ernsthaft mein verrücktes Leben aufgeben um ihn, Neymar da Santos Silva Jùnior, zu heiraten. Unglaublich und so voller Glück bemerkte ich gar nicht, dass es mir total schlecht ging. Mit einem Ruck wandte ich mich um und landete unsanft auf meine Knie. Ich kotzte in die Toilette. Wie kam das auf einmal? Konnte ich wohl schon von Glück kotzen? Nein, auf keinen Fall. Als ich aufstand, sah ich in ein besorgtes Gesicht vom verschlafenen Neymar.

„Hast du gerade gereiert?" fragte er besorgt.

Ich spülte und putzte meine Zähne. Verwirrt über diese morgendliche Übelkeit, ging ich an Neymar vorbei und legte mich wieder zugedeckt in Bett.

„Anscheinend wirst du krank wegen dem Regen von gestern."

Er sah mich entschuldigend an und legte sich zu mir. Ich wollte ihm nicht sagen, warum ich dann zu erst eine Übelkeit bekam, bevor ich andere Symptome erlitt. Ich wollte aber auch nicht diskutieren und fühlte mich in seiner Umarmung wohl. Wir lagen den ganzen Tag im Bett und genossen diese Zweisamkeit. Ab morgen würden wir wieder nach Barcelona fliegen und dann wäre unsere Zweisamkeit wieder etwas turbulenter anzutreffen. Ich möchte auch mal wieder länger Zuhause bleiben, nicht immer in Hotels übernachten. Es nervte mich im Moment einfach, dass wir seltener Zeit für uns hatten, aber wenn ich was sagte, dann hieß es ja nur: Ich könne nichts dazu, es ist meine Arbeit. Ich verstand es und es sollte nicht rüber kommen, dass ich klammerte, aber es tat echt weh nicht bei ihm zu sein.

* Mo's Sicht *

Als ich an jenen Mittag durch ein Klingeln erwachte, nahm ich mein Handy.

„Leitner, hier?"

„Hey, hab ich dich geweckt?"

„Marco, ja, aber was los?"

Marco hatte sich seit langer Zeit endlich wieder gemeldet. Ich meine, wir telefonierten eh schon selten, da wir in verschiedenen Mannschaften spielen und verschiedene Trainingszeiten hatten. Aber dieser Anruf wunderte mich, er schlief doch auch sonst bis Nachmittag, wenn er kein Training hatte.

„Also ich weiß nicht wie ich es dir sagen soll?"

„Hau raus!"

„Mach dein TV auf die Nachrichten." schrie er entgeistert.

Als ich merkte, dass er aufgelegt hatte, tat ich das was er mir sagte. Ich schaltete die Nachrichten ein und schon wollte ich wieder ausschalten. Das Bild, welches mir bot, schmerzte mir. Neymar und Amina am Louvre. Glücklich und durchnässt, während er auf Knien vor ihr saß und ihr einen Heiratsantrag machte. Hatte ich sie jetzt endgültig verloren? In mir stieg die Wut und das blanke Entsetzen. Wieso hatte sie mich nur so schnell wieder vergessen? Wieso hatte sie sich kein einziges Mal nach mir erkundigt? Irgendwie lief die Sache aus dem Ruder. Wieso wartete ich, dass sie schrieb? Ein Mann müsste den Schritt wagen und der war nun mal ich. Ich durfte nicht hinter ihr herheulen, wie ein Schosshund. Ich sollte Taten sprechen lassen.

Zeiten ändern dich.Where stories live. Discover now