Zeiten ändern dich.

Kapitel 85

Ich lief hinter ihm her und an der offenen Tür blieben wir noch kurz stehen.

„Du meinst es also ernst?"

„Ja, ich werde nach München ziehen, damit ich ab nächster Woche mit dem Training anfangen kann."

„Viel Spaß. Wenn du Hilfe brauchst..."

„Ich möchte, dass alleine regeln, aber trotzdem danke." sagte er etwas kühler.

Er nahm mich in eine kurze Umarmung und lief mit einem 'Bis Bald!' die Treppen hinab. Ich sah ihn noch lange hinterher auch als er schon längst aus der Sichtweite war. Ich atmete einmal ein und wieder aus. Ich schrieb Kristina, wann sie mit meiner Tochter wieder heim kommen würde, da ich heute Abend Chili con Carne machen wollte. Theresa mochte kein Fleisch, deswegen würde ich eine Portion ohne machen. Ich lud Kristina und Fabian ein, da sie einen naheliegenden Nachhauseweg hatten.

*

Am Abend saßen nicht nur Fabian vor meinen Konsolen sondern auch Theresa, Jonas, Kevin und Mats. Die Jungs hatten gelacht als Theresa mitspielen wollte, doch es vergingen ihnen alle nacheinander wie sie gegen meine Tochter angetreten waren. Ich wusste nicht, woher sie so spielen konnte, dennoch war ich glücklich, dass sie das Fußballerische von ihrem Papa geerbt hatte. Cathy, Kristina, Annabella und ich standen in der Küche. Wir bereiteten alles vor und quatschten die eine Stunde, die das Chili con Carne vor sich hin köcheln sollte auf der Terrasse über Gott und die Welt.

„Wie müsste für euch ein richtig romantischer Heiratsantrag sein?"

Wie kam Annabella von Schuhe auf Heiratsantrag? Annabella war die Freundin von meinem Bruder Jonas. Sie waren seit ich denken konnte zusammen, von beste Freunde auf die Liebe des Lebens. Ich konnte das Prinzip nie verstehen, da ich mir eine Beziehung mit Kevin mir nicht vorstellen konnte. Ich musste leicht schmunzeln, als ich daran gedacht hatte wie es wäre mit Kevin zusammen zu sein. Jeden Tag Fußball, ein schmerzender Bauch vor Lachen, Party alla Fischkopf und sehr viel komisches Essen.

„Kevin?" rief ich von der Terrasse ins Wohnzimmer.

„Ja."

„Wir können jetzt kein Duell auf dem Feld machen, aber wie wäre es nach dem Essen auf der Konsole?" fragte ich nach.

„Aber nachdem du das Kind wieder rausbekommen hast was du gegessen hattest, holen wir das auf dem Feld nach!"

„Alles klar!"

Ich hörte nun die anderen Frauen beim Schwärmen zu. Cathy wünschte sich einen Antrag von Mats in Teneriffa auf dem Teide.

„Die Wanderung nach oben würde uns zeigen, dass wir in guten sowie schlechten Zeiten füreinander da sind. Wenn wir oben sind und die Aussicht genießen können, dann wissen wir, dass es sich lohnt für jeden gemeinsamen Moment zu kämpfen."

Cathy war sehr romantisch in diesen Dingen. An ihr war eine Antragsplanerin verloren gegangen. Kristina wollte einen Antrag von ihrem Freund Fabian auf dem Oktoberfest haben.

„Es wäre mega schön, wenn er mitten in der Masse vor mir auf die Knie gehen würde. Ich will nicht damit sagen, dass es öffentlich sein sollte, aber damit er mir so zeigt, dass die ganze Welt sehen sollte, dass ich sein Mädchen bin."

Diese Vorstellungen war auch sehr überzeugend. Wie beide es so locker erklären konnten, warum sie das so wollten. Als Annabella anfing zu sprechen, fuhr sie sich erst einmal durch ihr blondes Haar.

„Ich wünsche mir nichts besonderes. Einen Antrag ganz romantisch auf einer Almhütte in den Bergen. Nur Jonas und ich. Vielleicht sogar nackt wie Gott uns schuf."

„Nichts besonderes? Nackt in einer Almhütte?"

„Jonas und ich laufen gerne an freien Tagen nackt durch die Wohnung, weil wir im dritten Stock wohnen und nicht so große Panoramafenster haben wie Amina." lachte sie serious.

„Soll das heißen, dass ich so gehemmt bin, dass ich Zuhause nur mit Jogginganzug und auf der Arbeit manchmal nur im Bikini herum laufen würde?"

„Nein, dass meinte ich nicht." lächelte sie mich scherzhaft an.

'Wen ihr wüsstet', dachte ich und musste provokant lächeln. Wie oft war ich mit Marco in dieser Wohnung, nachdem er mich ein Tag früher vom Flughafen abgeholt hatte? Wie oft hatten wir hier Sex ohne das es einer mitbekam? Wahrscheinlich waren wir mehr hier als in einem Hotel.

„Amina?"

Ich schreckte aus den Gedanken und blickte in fragende Gesichter.

„WAAS?" wollte ich neugierig wissen.

„Wie stellst du dir ein Antrag vor?" gaben sie in Chor zu.

Ich dachte nicht lange nach, als ich eine Antwort wusste.

„Eigentlich hatte ich mir immer vorgestellt, dass ich in Las Vegas einen Antrag bekäme, damit wir gleich heiraten könnten. Ich wollte immer gleich überstürzen, damit ich nicht bereut hätte es nicht getan zu haben. Aber es sollte schon mit dem Richtigen gewesen sein. Mit irgendeinem daher gelaufenen hätte ich es nicht machen wollen. Wie schon immer gesagt wurde, es kommt meistens anders als man dachte. Ich dachte nie daran, dass ich irgendwann beim Louvre stehen würde und das jemand mein Lieblingslied von Silbermond singen würde. Ich dachte nie, dass sich jemand so viel Mühe gegeben hatte, weil ich ihm wichtig war, dass man sich heimlich Zeit nahm das Lied auswendig zu lernen. Ich dachte nie, dass es jemand gibt, der doch auf einen Warten wollte, obwohl man ihm einmal sagte, dass man ihn nicht mehr lieben würde. Und das auch, obwohl man von einem anderen Schwanger war."

„Stimmt, du hattest schon einen Antrag von Neymar bekommen."

„Ja, aber am nächsten Tag kamen die Übelkeit und ein Tag später war ich beim Frauenarzt. Irgendwann war ich dann in Stuttgart wegen der neuen VfB - Kollektion und traf auf den Vater meines ungeborenen Kindes."

„Aber wie würdest du deine bisherigen Liebhaber beschreiben?" wollte Kristina wissen.