Kapitel 21

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* Neymars Sicht *

Ich war mit meinen Kollegen nach dem Spiel noch etwas feiern. Auch wenn Kolumbien mit 1:4 gewonnen hatten, war wohl kein Grund für uns zu feiern. Allerdings wollte keiner meiner Mitspieler zurück ins Hotel. Wir lachten viel und vergasen die Zeit. Ich hatte das Gefühl, dass ich irgendetwas vergessen hatte. Aber ich ignorierte das schlechte Gefühl und feierte weiter.

*

Als ich am nächsten Tag aufgewacht war, sah ich auf die rechte Seite. Doch anstatt Amina lag Bruna neben mir. Erster Gedanke, wenn Bruna da war, wo war mein Sohn? Zweiter Gedanke, wenn Bruna da lag, was war gestern noch passiert?? Dritter Gedanke, wenn Bruna da neben mir schlummerte, wo verdammt war Amina??? Ich hatte sie den ganzen Tag nicht gesehen, weil ich auf David aufpassen musste, weil Bruna mit Raffaela shoppen gehen wollte. Sehr komisch! Am Abend war ich kurz im Zimmer, begrüßte sie nur mit einem >Hallo<, hatte mit ihr kurz Sex und verschwand nach der Dusche gleich wieder zu den Jungs, da wir ins Stadion gehen wollten. Sie hatte doch gemeint, sie wolle etwas Ruhe haben, da es ihr nicht gut ging. Vielleicht war sie am Strand oder in der Stadt? Irgendwann stand ich auf und bemerkte, dass ich nackt war. Schnell rannte ich in die Dusche und kehrte noch nachdenklicher zurück in das Zimmer.

„So schnell unterwegs, heute?" wollte sie wissen.

„Jaa, aber was ist gestern passiert?"

Sie fing an zu lächeln und stand ebenfalls nackt wie ich zuvor auf. Sie zog sich langsam an und blickte verführerisch zu mir.

„Wie soll ich sagen, du hattest etwas mehr getrunken und wolltest unbedingt mit mir in deinem Zimmer Sex haben! Da Amina schon am Abend nicht da war, konnten wir uns richtig austoben."

„Mit Kondom, hoffe ich?"

Ich wurde allmählich ängstlich, doch ich sah neben meinem Bett keine gebrauchten Kondome noch Verpackungen. Auch im Müll waren keine zu sehen. Schluckend sah ich sie an, doch erst in diesem Augenblick merkte ich, dass sie nur in Unterwäsche vor mir stand.

„Wir können es wirklich gern wiederholen!" kam es von Bruna.

Ich wäre dumm, wenn ich es machen würde. Ich wäre allerdings genauso dumm, wenn ich es nicht machen würde. Die Braunhaarige drückte mich sachte an die Wand und drückte ihr linkes Bein zwischen meinem Schritt. Sie sah zu mir hoch und lächelte.

„Ich merke doch, dass du noch immer mich willst."

Auch wenn es ein Fehler war, ich küsste diese Frau, die damals wirklich nur wegen meines Ruhms hinterher war.

„Benutz mich!" hauchte sie mir ins Ohr.

Ich nahm sie in meine Arme und küsste sie wilder. Sie zog mir die Short aus, da ich mein T-Shirt noch anziehen wollte. Sie massierte meinen Kleinen. Ich kannte Bruna, schließlich war sie die Mutter meines Kindes. Ich war mit ihr fünf Jahre zusammen, dass würde auch heißen, dass wir uns intim sehr nahe standen. Wir machten in dieser Stunde das volle Programm durch, bis ich keuchend auf ihren ebenso verschwitzen Leib fiel.

„Du bist immer noch fabelhaft."

Mein Blick ging zu meinem Fuß, da sich etwas darin gefangen hatte. Ich setzte mich auf die vordere Bettkante und nahm den Umschlag. Nur mein Name stand drauf. Bruna kuschelte sich an mich und flüsterte in mein Ohr.

„Schieß sie endlich ab. Sie würde dich nur betrügen."

Moment! Stopp! Bruna wollte mich doch wieder für sich haben. Und dass was Amina mir im Krankenhaus erzählte, konnte ich einfach nicht glauben. Ich erinnerte mich, dass ich deswegen nie Zeit für sie hatte, weil sich jeder in meine Planung reingeschoben haben. Sie wollten doch alle, dass ich weniger Zeit mit Ämsi machte. Wie blöd war ich denn eigentlich? Ich schmiss Bruna aus dem Zimmer und gleich danach ihre Wäsche. Ich raufte mir die Haare, weil ich nicht darauf klar kam, dass Amina meinetwegen nicht hier war. Ich öffnete den Umschlag und erkannte ihre schöne Schrift auf diesem weißen Blattpapier.

>, Neymar Jr.

Amina hatte mich nur immer so genannt, wenn sie enttäuscht über mich oder ihre Situation war.

>Ich bin für ein paar Tage fort. Ich will es dir nicht sagen, weil ich die letzten Tage auch nichts viel von dir hatte. Vielleicht interessiert es dich auch einfach gar nicht mehr, nachdem ich dir erzählt hatte, was Paulinho über die meisten von euch erzählt hatte. Aber ich bin mir sicher, dass du in diesem Moment den Brief lesen würdest, wenn ich schon im Flieger sitzen würde und du kurz davor Bruna nackt aus dem Zimmer geschmissen hast.

Hatte sie eine Vorahnung? Wieso dachte sie in diesem Moment, dass ich zu dieser Tat fähig gewesen wäre?

>Ich behaupte das, weil ich dich kenne, weil ich Bruna kenne. Siehst du nicht ihre Augen, wenn du bei ihr stehst. Siehst du nicht das Aufleuchten, wenn du mit ihr redest. Wenn du bei ihr bist. Siehst

du nicht, wie es ihr stört, dass ich an deiner Seite bin. Ich finde es einfach nur unfair, dass sie mir alles vor heucheln. Am Besten wäre es, wenn sie mich ignorieren würde, aber so etwas Gespieltes kann ich einfach nicht ab. Wenn ich auch zurück denke, auf die vergangene Woche, wo war eigentlich meine 'Beste'. Oh Stimmt, die war auch nicht da. Tut mir echt leid, wenn auch mir mal der Kragen platzt. Ich will dir einfach nur auf diesen Weg mitteilen, dass ich nicht weiß, wann ich wieder zukehren werde. Mir ist es auch egal, was die Medien über unsere Beziehung denken oder schreiben. Weil ich hab es einfach nur satt, von dir allein gelassen zu werden.

Sie schien wirklich wütend gewesen zu sein? Ich hatte meine Freundin noch nie so erlebt, sonst war sie immer die Ruhige. Ich hatte immer gedacht, ihr würde es kalt lassen.

>Aber irgendwann fehlt einem die Kraft. Versuch mich erst gar nicht anzurufen. Mach deine Spiele zu Ende und widme all deine Tore deiner Bruna. Ich wollte mich wirklich nicht in eure immer noch vorhandene Liebe einmischen. All deine Mitspieler wollen lieber Bruna neben dich sehen als mich. Bye. Kuss.<

Ich schlug meine Hände vor das Gesicht und begann allen Ernstes zu weinen. Ein Brasilianer sollte echt nicht weinen und doch tat ich es. Schlimm genug, dass ich mit Bruna geschlafen hatte und dass ich meine eigene Freundin einfach vergessen hatte, dann kommt jetzt auch noch, dass sie mich wirklich so gut kannte, dass sie mich mit diesem Brief einfach überforderte. Verdammte Scheiße, wie könnte ich es je wieder gut machen?

Zeiten ändern dich.Where stories live. Discover now