Kapitel 91:

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Es waren nun drei Tage vorbei seit ich wieder bei Bewusstsein war. Ich konnte wieder alles schärfer sehen und die Schmerzen wurden langsam auch ohne Schmerzmittel erträglicher. Kevin besuchte mich jeden Tag und versuchte mich auf andere Gedanken zu bringen, dass gelang ihm auch bis kurz nach acht Uhr abends. Als ich wieder alleine in dem Krankenzimmer lag und aus dem Fenster sah. In mir kamen Gedanken auf, ob mich jemand jemals vermissen würde, wenn ich jetzt für immer gehen würde. Oder warum nur Kevin mich in den letzten Tagen besucht hatte. Kevin hatte wirklich recht, richtige Freunde stehen dir sogar in schattigen Zeiten bei, während die falschen nur auf der sonnigen Seite zu einen kommen. Nichts desto trotz ließ ich in diesem Moment mein Stift auf den kleinen Nachttisch fallen und lächelte friedlich auf mein Bauch.

„Ich werde dich nicht alleine gehen lassen, wenn wir fallen dann zusammen."

Ich schlich mich aus meinem Zimmer und musterte die Gänge des Krankenhauses. Es leuchteten nur die Notausgang-Schilder an der Decke und dass Schwesternbüro vier Meter weiter. Meine Füße trugen mich lautlos zu diesem Büro.

>Sind beim Rauchen<

Ich schüttelte den Kopf, weil ich nichts ekelhafter fand als Zigarettengestank am frühen Morgen. Ich drückte die Türklinke herunter und hatte die Befürchtung, dass sie abgeschlossen sei, doch das war nicht so. Ein Geräusch ließ mich aufschrecken, als ich mich an den Schränken zu schaffen machte. Eine Schwester rannte an mir vorbei und lief ins nächste Patientenzimmer. Ich musste schmunzeln als ich bemerkte, dass ich nicht erwischt worden war. Die zwei Medikamente waren recht schnell gefunden und verließ ohne Verdacht aufzubauen ordentlich das Büro. Ich versteckte die zwei Packungen in die unterste Fläche meiner Krankenhaustasche, die Kevin für mich gepackt hatte.

*

Am nächsten Tag wachte ich durch ein sanftes Klopfen auf. Ich sagte nicht, da ich kein Bedürfnis für einen Besuch hatte. Aber statt es bei diesen Störfaktor zu belassen, öffnete sich von außen die Zimmertür, vorsichtig und unsicher. Ich ließ meine Augen geschlossen und hoffte, dass dieser ungebetenen Gast wieder verschwinden würde.

„Ämsi?"

Meine Augen rissen auf und trafen die Seine.

„Was machst du hier?"

Er schloss die Türe, kam auf mich zu und setzte sich auf den Stuhl neben meines Bettes.

„Ich habe von Basti gehört, was geschehen ist."
„Stimmt, ihr seid beste Freunde."
„Naja, beste Freunde kann man das nicht nennen, aber immerhin Gute. Wie geht es dir?" wollte er interessiert wissen.
„Den Umständen entsprechend."
„Ami, was ist genau passiert?"

Ich erzählte ihm die ganze Geschichte und immer wieder erleuchtete in seinen Augen, die Hoffnung auf ein Liebes-Comeback. Bei jeden meiner verzweifelten Worte las er irgendeine indirekte Botschaft heraus. Er lag seine Hand auf meine und sah mich aufbauend an.

„Moritz hat Theresa zu sich mitgenommen und will dass du keinen Kontakt zu uns hast? Er will dass du dir das mit dem Kind überlegst? Du weißt noch nicht mal von wem das Kind stammt? Du hast die Vermutung vergessen, dass es auch Meines sein könnte? In dir wächst eventuell ein Kind heran, dass zu 60% behindert sein könnte? Du hast innerhalb von eineinhalb Wochen mit drei verschiedenen Männern geschlafen, bei dem einen, weißt du es nicht zu hundert Prozent? Habe ich das richtig verstanden?"

Ich nickte wahrheitsgemäß und sah beschämt auf den Boden.

„Konntest du mit Marco reden?"
„Nein, er würde mir in diesem Moment gar nicht zuhören!" schüttelte ich meinen Kopf.
„Du hast es doch nicht einmal versucht!"
„Weil ich weiß, wie er darauf reagieren würde und zwar entweder gar nicht oder mich komplett für schlampig erklären!"
„Würde er niemals tun!"

Ich sah ihn verdutzt an und hatte kurz den Glauben, dass er das nur aus Spaß gesagt hätte.

„Was redest du?"
„Marco redet zwar nicht mit dir, aber die Sachen, die er auf seinen privaten Instagramaccount für seine speziellen Freunde postet, weisen nicht die Art auf, wie du sie dir vorstellst."

Neymar nahm sein Handy heraus und tippte ein paar Mal um kurze Zeit später es mir zu reichen. Ungewollt sah ich hinein und lächelte unwillkürlich. Ich nahm das Handy und scrollte die Bilder herab und las überall die Beschreibungen. Moment... das waren Nachrichten, aus dem damaligen und unvergesslichen Dialog zwischen uns zwei. Er hatte diese Nachrichten noch immer auf sein Handy gehabt. Er hatte sie wirklich auf seiner Speicherkarte gespeichert. Ich dachte schon, dass sie mit dem Handy zerstört wurden als er damals im Teich baden gegangen war.

„Weißt du was, ich werde dich später zu Mats nach Dortmund fahren und dann hast du Zeit mit Marco zu reden?"
„Ich darf doch noch nicht raus."

Er verschwand kurz aus dem Zimmer und ich dachte, dass es wegen mir war, weil ich etwas Falsches gesagt hatte.

Zeiten ändern dich.Where stories live. Discover now