Kapitel 13

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„Ähm, meinten Sie: Erdbeer - Traum?" fragte die schöne Kellnerin unsicher nach.

In der damaligen Zeit hätte ich die zur Sau gemacht und hätte postwendend den Laden verlassen, weil ich so ein Verhalten 'mich aus den Gedanken zu reißen' und dann 'so blöd nachfragen, was ich meinen könnte' noch nicht richtig analysieren konnte. Ich meinte, ich war jung von der Perfektion und Selbstsicherheit gesteuert.

„Ja, Verzeihung, dass meinte ich!"

„Ok."

Die junge Kellnerin tippte diese Bestellung mit ihren übergroßen Fingernägel in einem ockernen Ton auf einen kleinen Computer, ein. Wie schrecklich die Farbe doch war! Konnte sie das nicht sehen?

„Haben Sie einen Freund?" fragte ich neugierig nach.

„Nein." gab sie unsicher zu.

Wundert mich dann nicht, dass sie keinen hatte. Bei einem derartigen Geschmack von ocker würde ich als Junge auch das Weite suchen.

„Hattest du schon einmal eine Beziehung?"

Sie blickte mich mit ihren blauen Augen an. Ich lächelte sie zuckersüß an.

„Nun sag schon, ich bin etwas neugierig. Du kannst dich auch hier kurz hersetzen, da ich sehe, dass im Moment eh keiner da wäre, der genauso bedient werden möchte!"

„Ämsi...!"

Ich hörte Neymar leicht flehend meinen Spitznamen sagen. Er wollte anscheinend kein Gespräch mit ihr führen. Er wollte doch nur sein Kiwibecher haben und dann wäre es gut für ihn. Ich wandte mich zu dieser Kellnerin.

„Also,..." blickte auf ihr Namensschild.

„...Liana, wie lautet die Antwort?"

„Einen!"

„Oh, war es deine erste Liebe?"

„Ja."

Sie schien mir nicht zu vertrauen. Wieso auch für sie war ich nur eine Fremde, die komische Fragen stellte?

„Liana, pass auf, ich will dir wirklich nicht zu Nahe treten, aber deine Fingernägel passen nicht sonderlich gut zu deinem Gesamtaussehens."

Die junge Kellnerin hatte lange blonde Haare und wirklich eisblaue Augen. Sie hatte einen athletischen Körperbau und ihre Füße schienen ebenfalls viel mitleiden zu müssen.

„Was würde den besser nach Ihrer Meinung passen?" wollte sie etwa mitläufisch wissen.

„Alle Farben außer Lilatöne und dieses Ocker!" dabei zeigte ich auf ihre Fingernägel.

„Hmm. Die, die mich in diesen Dingen betreut meinte, es würde zu mir passen."

„Passen? Nicht ihr Ernst? Mädchen, das geht gar nicht."

„Danke für diesen Tipp."

Das Mädchen tat mir leid als sie mich so voller Dankbarkeit ansah. Ich schrieb ihr eine Nummer auf und steckte ihr diese zu.

„Die hat davon Ahnung, Liana."

Sie bekam große Augen und bedankte sich bei mir tausendfach. Kurz verschwand sie wieder und brachte unser bestelltes Eis. Als sie wieder hinter ihrer Theke gegangen war, sah ich Neymar an.

„Musste das sein? Ich dachte, du würdest wieder zu einer dieser arroganten Tussen werden, sowie du mir ein Stück erzählt hattest. Ich mein im Internet stand auch nicht so das Beste drin."

Deswegen hatte seine Familie auch erst Mal mich nicht akzeptiert. Raffaela hatte mich sogar auf verbale Ebene angegriffen damals und meinte, ich sollte mich von ihm verhalten, weil Neymar nicht einfach ein Mensch ist mit dem ich spielen könnte. Ich sollte weniger arrogant rüber kommen, dann würde es mit denen auch klappen. Ich hatte ihn von diesem Gespräch auch nichts erzählt, weil ich Kritik schon immer gut einstecken konnte, käme auch darauf an, ob ich es auch wirklich als Problem sah oder nicht. Ich hatte meiner Meinung nichts an mir geändert und trotzdem ging es seine Wege. Seine Familie mochte mich. Bruna und David mochten mich sowieso. Mit Bruna hatte ich sogar vor einiger Zeit angefangen, jeden zweiten Samstag ein Kaffee zu trinken und um etwas über die Arbeit zu bereden. Irgendwann kam Raffaela darauf, dass wir beide am dritten Freitag im Monat eine Art 'best-girls-date-for-two' zu machen. Wir gingen in sämtliche Discotheken, dass empfand ich damals als Test, ob ich wirklich treu seien würde. Als ich anscheinend diesen Test bestanden hatte, lud sie mich öfter zu sich ein um dort ein Mädelsabend zu veranstalten. Eigentlich war mein Leben durch diese ganzen Gerüchte nur schlimmer geworden. Wer sollte mir denn nachdem er das gelesen hatte, vertrauen? Ich fand es von Neymar ehrlich, als er damals sagte, dass er nie daran gedacht hätte mich nicht anzuschreiben in Instagram nur wegen diesen Schlagzeilen. Er konnte mich schließlich anders kennen lernen. Auch da muss ich dazu sagen, dass Neymar und ich generell mehr in einer Dönerbude saßen, als in einem Nobelschuben. Wir wollten nach der Weltmeisterschaft in Barcelona zusammen ziehen, damit wir nicht immer hin- und herfliegen mussten.

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