Kapitel 48

436 16 0
                                    

„Wollen wir uns setzen?" wollte er wissen.

Wir setzten uns in eine Sitzgruppe. Ich sah ihn flehend an mich nicht weiter in ungewissen zu lassen.

„Mister da Silva Santos Júnior erlitt durch den Kniestoß des Kolumbianers ein gebrochenen Querfortsatz des dritten Lendenwirbels."

„Was wird nun sein?"

„Es ist eine ernsthafte Verletzung für einen Leistungssportler, dennoch nicht so schwer, dass er gar nicht mehr spielen darf. An Fußball ist einen Monat nicht zu denken, da der Schmerz sehr anhaltend sein kann. Er muss sich viel ruhen und liegen bleiben. Ich hab für Mister da Silva Santos Júnior eine sehr hilfreiche und maßgeschneiderte Stützkorsett anfertigen lassen, aber bis er diese tragen kann wird er sich ruhig verhalten müssen."

Ich hörte mir das alles an und meine Unruhe verbuffte einfach nicht.

„Alles weitere wird später noch auf Euch zu kommen. Sie werden schon im Zimmer 111 erwartet."

Der Arzt stand auf und ging in das Anmeldezimmer. Ich blickte auf die geschlossene Tür, dahinter wohl bis vor kurzem noch Ney untersucht wurde. Ich verließ den Gang und nahm die Treppe in den ersten Stock. Ich suchte die Nummer 111, welche gar nicht so leicht auffindbar war. Schwer aufseufzend stand ich irgendwo im Klinikum und wollte aufgeben, als ich bemerkte, dass ich nicht mehr weit von dieser Nummer entfernt war. Ich klopfte zögerlich und ging nach einen >Ja< hinein. Ich setzte mich neben seiner Bett auf ein Stuhl und sah ihn tröstend an. Ich biss mir unbewusst auf meine Unterlippe und war mir nicht sicher, was ich tun oder sagen sollte.

„Als ich deine Stimme meinen Namen schreien hörte durch das Fangebrüll und ich dich im selben Moment gesehen haben, war es das schönste was ich je gefühlt habe, bevor der Schmerz kam."

Er hielt seine Augen geschlossen und schien seine letzten Tränen zu verlieren.

„Ich werde wohl die Weltmeisterschaft nicht bis zum Ende spielen können. Wir werden gegen Deutschland antreten müssen. Es ist unglaublich schwer zu wissen, dass man die letzten zwei Weltmeisterschaftsspiele nicht mitspielen darf. Noch schwieriger will die Entscheidung des Schiedsrichter nicht verstehen. Aber ich muss damit klar kommen, dass es wohl nicht nur mir so ergangen ist. Ich weiß, das viele von deiner Heimat auch Zuhause bleiben mussten, weil sie verletzt waren."

„Aber weißt du was ich mir denke?"

Neymar öffnete seine Augen und trafen meine.

„Brasilien wird für dich kämpfen, während Deutschland nach wie vor für Marco spielen."

Auf einmal kam eine Krankenschwester rein.

„Ich müsste Sie bitten zu gehen, weil die Besuchszeit zu Ende ist."

Diese Stimme erkannte ich sofort und ich blickte sie an. Es waren diese braunen Haare und das sehr hübsche Gesicht, welches mir sehr schnell einfiel.

„Liana? Seit wann arbeitest du nicht mehr in diesem Eiscafé?"

Sie sah mich fragend an und schon schien sie zu wissen, wer ich war. Ich sah auch aus, als wäre ich wahrscheinlich so ein Assi.

„Nachdem du mir wegen diesen ockernen Fingernägel angesprochen hast, hast du mir eine Nummer gegeben. Ich hab dort angerufen und bekam sofort ein Termin als ich deinen Namen erwähnte. Als ich schließlich bei dieser Dame war, las ich in einer Zeitung wie durch ein Zufall dass eine Stelle als Krankenschwester frei wurde in diesem Krankenhaus. Ich hatte eine gelernte Krankenschwester." erzählte sie mir.

„Also hast du dort gekündigt. Woow! Das hört sich doch gut an." lächelte ich sie an.

„Wenn du willst, dann kannst du bleiben, das bin ich dir schließlich noch schuldig."

„Nein, wegen mir brauchst du dein Job nicht aufn Spiel setzen." murmelte ich etwas leiser.

„Amina, du wirst heute hier bei deinem Freund bleiben und Puunkt."

Sie ging aus der Tür und fing anscheinend eine Oberschwester ab. Kurz bevor sie die Tür ganz schloss bekam ich mit, dass sie ihr erklärte, dass es okay sei, wenn ich bei Neymar bleibe. In jener Nacht schlief Neymar total unruhig. Er schlief nur seitlich sehr gut und das wusste ich, aber wie sollte ich da was ändern? Er war gebunden und wenn man ihn seitlich hätte gelegen, wäre es wiederum schmerzhaft für ihn ausgegangen. Ich sah ihn an und holte einen kalten, feuchten Waschlappen. Diesen lag ich sanft auf seine Stirn und tupfte seine Schweißperlen ab. Er beruhigte sich und wachte auf. Seine Blicke waren etwas verschlafen und desorientiert.

„Diese Schmerzen machen mich wahnsinnig."

„Damit musst du wohl noch etwas leben." gab ich ihm zuversichtlich hinzu.

„Aber was bedeutet dir dieser Kerl noch?"

„Neymar, nichts im Vergleich zu dir!"

„Wieso hast du es dann zugelassen?"

„Wieso hast du es mir Bruna getrieben?" entgegnete ich irritiert.

„Guter Konter."

Zeiten ändern dich.Onde histórias criam vida. Descubra agora