Kapitel 36

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* Mo's Sicht *

Es waren bereits zwei Tage vergangen seitdem wir auf der Fashionweek miteinander redet haben. Wir genossen diesen Abend sehr und ich war froh, dass sie mich nicht dafür hasste, dass ich ihr immer wieder kleine Liebesgeständnisse machte. Anscheinend war sie dennoch verwirrt, da sie mich immer wieder so angeschaut hatte, als wäre ich noch so oft in ihren Gedanken. Aber wieso über sie nachdenken, sie war doch glücklich mit Neymar und das wollte ich nicht zerstören. Wahrscheinlich hatte Marco den gleichen Gedanken und hatte diesen Satz extra geschrieben, damit die Vergangenheit sich nicht wiederholen konnte. War das eine schreckliche Welt. Als ich im Speisezimmer saß und mir die Zeitung von Dienstag zur Hand nahm, sah ich das Spaßbild vor der Sponsorenwand auf der Titelseite.

>Reichlich Spaß trotz schwerer Krise!<

Da war wirklich in Sydney einmal die Fashionweek und schwups war Amina auf der Titelseite mit Überschrift und einem Text. Ich konnte lesen, dass unter dem Bild ganz klein betitelt war:

>Zwei Charlies für ein Engel. Die deutschen Fußballprofis Leonardo Bittencourt und Moritz Leitner hatten mit ihrer alten Modelfreundin reichlich Spaß auf den australischen Modewochen.<

>Die australischen Fashionweek liefen an. Es waren nicht die Models, die auf dem Catwalk umherliefen. Es war auch nicht Paris Hilton, bei der das Publikum verstummte. Es waren auch nicht die Modezaren, die einen bleibenden Eindruck hinterließen.

Es war allein das Auftreten von dem Supermodel Amina Hummels und ihren zwei Begleitern: Leonardo Bittencourt und Moritz Leitner. Nach einigen glamourösen Fotos vor der Sponsorenwand ließ Amina einige Scherze für ihre Begleiter offen. (Siehe Bild oben)

Augenzeugen berichteten, dass sie mit vielen Modezeitungen, Modeagenturen und viele weiteren wichtige Persönlichkeiten ihrer Karriere geredet hatte. Sogar der Cheftrainer von Borussia Dortmund war so fasziniert, dass er ihr bei der Begrüßung auf die Hand küsste.

Ein wirklicher Gentlemen war ihr Begleiter und ihr Jugenfreund: Moritz Leitner. (Bilder dazu finden Sie auf Seite 23)

Was da waren noch mehr Bilder von uns in der Zeitung? Oh scheiße.

>Amina Hummels strahlte nach einigen sehr turbulenten und hetzerischen Monaten Ruhe und sehr viel Freude aus. Sie ließ es sich nicht anmerken, dass sie im Moment im Privaten der Haussegen schief hängt. Wir hoffen, dass demnächst etwas Ruhe in ihrem Leben einkehren kann.

Als ich den Bericht fertig gelesen hatte, blätterte ich auf Seite 23 und sah erschrocken, die Haufen Bilder der vergangenen zwei Tage an. Ich konnte die normalen Bilder von uns vor der Wand, auf der Tanzfläche, sogar beim Bowletisch und auch bei der Sitzgelegenheit erkennen. Ich schluckte auf und legte die Zeitung gleich wieder beiseite. Einige Zeit später kam Leo gähnend an dem Tisch und setzte sich hin.

„Na, noch gar nicht ausgeschlafen?" wollte ich neugierig wissen.

„Ja, selbstverständlich. Amina hatte vorhin etwas geschrien." brummte der Hannover-Spieler.

„Wieso hat sie geschrien?"

„Sie hat wahrscheinlich telefoniert. Ich wollte an die Wand klopfen, als ich hörte, dass mit dir nichts laufen würde."

Enttäuscht blickte ich ihn nickend an. Es stimmte auch wirklich, dass zwischen uns nur Freundschaft herrschte. Ich war mir sicher, dass das in ihr anders aussah, aber wie sollte ich ihr das alles herauslocken, wenn sie doch so glücklich mit Neymar war.

„Ich glaube nicht, dass sie glücklich mit Neymar ist."

„Wie kommst du auf diesen Gedanken?"

„Sie haben sich seit zwei Wochen gar nicht gesehen. Sie hat ihr Handy ausgeschaltet. Sie hat keine seiner Nachrichten beantwortet. Sie erfuhr auf der Pressekonferenz, dass er sie angeblich in der selben Nacht als sie nach Kreta flog mit seiner Ex betrogen hatte. Ich will mir gar nicht vorstellen, wie derbe die sich jetzt in die Haare bekommen hatten? Du kennst Amina. Sie blockt ab, wenn ihr etwas nicht passt. Schließlich warst du mal mit ihr zusammen!" knurrte Leo schlafend.

Ich wusste ganz genau, wie sie in solchen Situationen war. Sie war nicht besser wie jeden andere nach ihr. Es war immer dasselbe Muster, aber mit der Zeit lernte ich damit umzugehen. Sie sprachen schlecht über sich und andere, auch wenn sie manchmal taten, als wäre ich zu nichts tauglich. Manchmal hatten sie keinen Plan, doch taten so als ob sie sich auskennen würden und wenn dann alles doch nicht klappte wie gedacht, hatte ihr ihre sturen Köpfe gespürt. Aber das alles hatte ich nur bei Amina geliebt und sah davon ab, dass sie manchmal sehr verletzend war. Amina konnte mich anmachen, wenn ich auch nichts dafür konnte. Sie konnte aggressiv sein und mich nicht mehr an sich ranlassen. Sie konnte sich auch Stunden danach noch aufregen, danach wusste ich, dass es ihr leid tat, aber sie war immer zu Stolz zu mir zu kommen und bei mir zu schleimen. Ich hatte es nie persönlich genommen, weil ich sie wirklich geliebt hatte. Sie war die perfekte erste Freundin für mich und die ich jetzt wieder hätte. Ach, Mo, jammer jetzt nicht, du musstest ja damals nach Dortmund wechseln. Du hattest mit ihr geredet und ihr seid auf die Idee gekommen, dass zu beenden, weil sie in München bleiben musste. Sie war mitten im Prüfungsstress, aber sie hatte es dennoch mit 1,21 geschafft. Ich war mächtig Stolz auf sie als mir Mats davon berichtet hatte.

Auch in dem Jahr als Mario mit ihr zusammen gekommen war, hatte ich feststellen müssen, dass sie sich verändert hatte. Sie war nicht mehr wie sie zu mir war. Sie war nicht mehr sie selbst. Sie hatte sich verstellt. Sie hatte sich erhofft, dass jemand hinter ihrer Maske blicken konnte und das tat wirklich jemand: Marco. Ich konnte damals verstehen, warum sie zweigleisig gefahren war, weil sie sich vor ihm nicht verstellen brauchte. Sie hätte sich auch vor Mario nicht verstellen brauchen, aber sie tat es, weil sie vor ihm perfekt sein wollte. Marco hatte mir alles irgendwann erzählt und meinte, dass auch wenn sie ihre Launen rausließ, man selbst wusste, dass man für sie ein König war. Sie konnte noch so scheiße sein, so blind und arrogant doch so waren bisher alle Frauen, die Marco und ich kennen gelernt hatten. Aber es war nur eine, bei der man es sehr gerne übersah und wie sagte Oma Traudl zu mir: Wenn man über all die Macken hinweg sehen kann, die einen eigentlich am Partner stören müsste, erst dann kann man von wirklicher Liebe reden.

Sie hatte damals sowas von recht. Wenn ich wieder in der Heimat war, musste ich unbedingt zu ihrem Grab. Ich war schon lange nicht mehr bei ihr gewesen. Immer wenn ich zu ihr kam, lachte die Sonne außer an dem Tag als ihre Beerdigung war. Da hatte es geregnet. Ich konnte mich erinnern, wie Amina in meinen Armen eingesunken da stand und weinte. Oma Traudl war uns sehr am Herzen gelegen, doch es war nur eine Frage der Zeit, wann wir hier stehen würden um sie ihren letzten Weg angenehmer zu gestalten.

„Weißt du, was ich nie verstanden habe?" fing Leo auf einmal hellwach an.

Zeiten ändern dich.Where stories live. Discover now