Kapitel 59

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Ich wollte nicht ganz so verächtlich und unhöflich ihrerseits sein. Ich wusste auch, wenn ich sie nicht richtig behandelte würde sie wieder gehen und sich überhaupt nicht mehr melden. Es würde dann wieder schwer für mich sein in den Bereich ihres Verlobten einzudringen, damit ich sie um ein klärendes Gespräch beten könnte. Aber daran wollte ich einfach nicht denken.

„Danke, Mo, ich schätze diese Worte."

„Wieso?"

„Weil sie von dir kommen."

„Weißt du, Amina, was ich darüber denke?"

Sie ließ ihre Hand auf meinem Oberschenkel und blickte mich an, dass konnte ich nun im Augenwinkel ersehen.

„Ich will nicht verarscht werden und ich weiß auch nicht, worüber du mit mir reden willst. Aber wenn du weiterhin so herum stotterst, sitzen wir heute Abend auch noch da. Ich hab Zuhause Gäste, die wahrscheinlich schon wach geworden sind."

Sie löste ihre Hand und blickte mich entschuldigend an. Auf einmal stand sie auf und lief in Richtung Teich.

„Ich würde dich nie verarschen, genauso wie ich keinen anderen nach dir verarschen will. Ich weiß auch nicht, warum ich mich selber in Scheiße reite. Ich weiß auch nicht, warum ich mich immer wieder naiv auf andere einlasse. Ich weiß es nicht."

„Amina, ich kann es dir verraten."

Ihr Körper drehte sich erwartungsvoll zu mir. Ihre Augen lagen auf meinen Körper und durchbohrten mich.

„Kamst du schon auf den Gedanken, dass du Bindungsängste hast?"

„WO von den?"

„Es gibt viele Gründe, aber bei dir würden mir zwei einfallen: Wegen Scheidung deiner Eltern? Weil wir uns getrennt hatten?"

Ihre Augen wurden mit einem Schlag größer. Ihr Kopf senkte sich nachdenklich auf die rechte Schulter. Ihre Nase vibrierte wieder. Ich wusste, dass sie nun etwas lauter werden würde, doch ich ließ ihre Laune einfach raus. Sie sollte mit realistischen Tatsachen konfrontiert werden, vielleicht würde sie es verstehen und irgendwann akzeptieren. Vielleicht schrie sie erst, bevor sie nachdachte um schließlich sich wieder zu entschuldigen.

„DU SPINNST DOCH!!!!" schrie sie mich an.

Sie wollte es wirklich nicht wahr haben, also konnte Jonas wirklich mit seiner Vermutung recht haben.

„WIESO SOLLTE ICH WEGEN DIR, BITTE, BINDUNGSÄNGSTE HABEN, WIR HABEN ES DAMALS GEMEINSAM UND EINVERNEHMLICH BESCHLOSSEN??? MEINE ELTERN HATTEN ES MIR ERKLÄRT UND ICH WAR EBENFALLS EINVERSTANDEN, NACHDEM SIE SICH FÜR MICH ZEIT GENOMMEN HATTEN."

„Ich weiß nicht, vielleicht hattest du innerlich mehr zu kämpfen, weil du dich nur noch hinter deinen schulischen Aufgaben versteckt hattest. Kamst du je über mich hinweg?"

„MO?? HÖR EINFACH AUF!!"

„Nein, ich werde damit nicht aufhören. Du kannst mich anbrüllen wie du willst. Du kannst sagen, dass dir der Sex in Sydney egal war. Du kannst mit mir umspringen, wie mit einer Puppe. Du kennst mich seit Jahren und ich bin immer ruhig geblieben, weißt du auch warum?"

Sie wollte gerade anfangen weiter zu zicken, als ich ihr das Wort abschnitt.

Zeiten ändern dich.Where stories live. Discover now