Kapitel 7

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In den nächsten Tagen sammelten die Schüler Ideen, um die Trennung der Schulen aufzuhalten. Ich hingegen konzentrierte mich nur auf mein Training und ging allen und jedem aus dem Weg. Ich war ein einsamer Wolf und das wurde mir von Tag zu Tag bewusst. Ich war der Loser. Ich hatte verloren.
Ich kam gerade mal wieder von meiner Laufrunde, als ich sah wie sich alle auf den Weg zum Schulministerium machten. Ich sah wie Pit mit seinem Fahrrad und einem Packen Kartons los wollte. Doch er wurde von Martha abgehalten. "Willst du dir noch dein zweites Bein brechen?! Komm ich fahr dich.",hörte ich sie sagen. Also nahm sie ihr Fahrrad, die Kartons und Pit mit der Krüke in der Hand auf ihren Gepäckträger. Sie wollten losfahren, aber wären beinahe umgekippt. "Braucht ihr Hilfe?", fragte ich und stütze das Fahrrad. Dabei lag meine Hand auf Marthas und wir schauten uns für einen Bruchteil einer Sekunde tief in die Augen. Dann riss ich mich aus diesem Moment und sagte zu Pit, "Hier, du nimmst die Kartons auf den Rücken und du die Krüke.", und reichte sie Martha. "Danke.", sagte Pit und schon fuhren sie los. Ich sah ihnen nach und da trafen sich die Blicke von Martha und mir erneut, als sie sich nochmal umdrehte. Ich stand ne Weile einfach nur da, bis ich merkte, dass ich lächelte. Fuck man, was war das denn?! Ich hatte eine Art Stromschlag bekommen, als sich unsere Hände berührten. Ich schüttelte den Kopf und versuchte meine Gedanken wieder zu ordnen. Dann ging ich noch in den Fitnessraum und zog mein Workout durch.
Gerade als ich von der Dusche in mein Zimmer kam, hörte ich jubelnde Menschen. Hatten sie es echt geschafft Berger zu überzeugen?! Heftig. Und dann wurde mir mal wieder bewusst, dass ich kein Teil des Teams war. Also auch kein Teil des Erfolgs.

Abends, als alle den Sieg feierten, fasste ich einen Entschluss, der mir alles andere als leicht viel. Ich rief zu Hause an. Man ich wollte dort nicht wieder angekrochen kommen, aber hier bleiben konnte ich auch nicht weiter. Das ging jetzt nicht mehr. Nicht nachdem ich meine Freunde verloren hatte und auch noch aus der Staffel geflogen war. "Kein Teamplayer" hatte Hauser gesagt. Ja klar.
Ich stand im Flur und wählte die Nummer. "Hallo das ist das zu Hause von Ben, Marie, Lutz, Susanne und Felix. Wir sind gerade unterwegs und können nicht ans Telefon gehen. Rufen aber gerne zurück, wenn ihr uns eine Nachricht hinterlasst. Nach dem Piep", schallte es mir aus dem Hörer entgegen. "Hallo Mama, hier ist Till. Ich hab echt kein Bock mehr aufs Internat.Kann ich... Kann ich bitte wieder zu euch ziehen? Ruf mich zurück... Bitte.",sprach ich auf die Mailbox.
Wie tief war ich nur gesunken? Das war doch einfach nur peinlich. Ich war so ein Versager.

Ich hatte so viel Wut in mir, dass ich es an jedem ausließ. Auch am nächsten Morgen als ich Kasimir und Frau Schiller in der Küche antraf, machte ich wieder eine ironische Bemerkung in Richtung Kasimir, da er für sich und Martha das Frühstück zubereitete. Die beiden hatten sich wieder versöhnt und waren wieder zusammen. "Na Frühstück für die Liebste ans Bett?" "Sagt der einsame Tillinator." "Hey Jungs beruhigt euch mal.", meinte Frau Schiller und ich wollte gerade noch was erwidern, als mein Handy aufpiepte. Eine Nachricht. Hoffentlich von meiner Mutter. Schnell verzog ich mich in eine ruhige Ecke und hörte mir die Sprachnachricht von dem Stieftrottel an. Wieso er und nicht meine Mutter?! Nicht mal anrufen konnten sie.
"Hey Till, schön von dir zu hören. Ich hoffe es geht dir gut da drüben. Also wir.. Naja.. Im Moment sind wir alle glücklich so wie es ist und wir wollen doch auch alle, dass es so bleibt. Deine Mutter und ich haben das besprochen und wir glauben es ist besser für uns alle, wenn du erstmal im Internat bleibst. Aber wir können ja vielleicht mal im Sommer zusammen wegfahren. Die ganze Familie. Melde dich gerne wieder, Lutz."
Das konnte nicht deren Ernst sein. Sie wollten mich nicht zurück haben? Verletzt stürmte ich aus der Küche und lief in Frau Schiller rein."Geht's noch?" "Nein!" "Kann man dir helfen?" Ich schaute sie an, aber drehte mich schnell um, damit sie nicht sah, dass ich mit den Tränen kämpfe. Das fehlte ja jetzt auch noch. Dass ich hier vor ihr anfing zu heulen.

Später lief ich im Stadion meine Runden, um all meine Emotionen zukontrollieren, jedoch gelang mir das einfach nicht. Als ich in ein Mädchen reinrannte schrie ich sie an, dass sie gefälligst aufpassen sollte, obwohl ich schuld war. "Till! Was ist los mit dir? Du bist frustriert wegen der Staffel versteh ich, aber das ist kein Grund hier alle Leute anzumachen. Außerdem hab ich dir gesagt, dass du jeder Zeit wieder kommen kannst, wenn du dein Verhalten änderst. Die Staffel ist nun mal keine Egonummer." Ich lachte auf."Das hat meine Mutter auch gesagt. Als sie mich aufs Internat geschickt haben, hieß es auch es wäre nicht für immer und jetzt wollen sie davon nichts mehr wissen und lassen mich hier versauern." Und schon wieder kämpfte ich mit den Tränen. Herr Hausers Hand streckte sich zu meiner Schulter aus, jedoch wich ich zurück und ging dann ohne ein weiteres Wort zur Umkleide und ins Internat.

What if?Where stories live. Discover now