Kapitel 36

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Marthas Sicht:

Das hatte er jetzt nicht wirklich gesagt?! Mit tränenverschleierter Sicht, stolperte ich zurück zum Internat. Ich wollte mich jetzt einfach nur unter meiner Decke verkriechen und nie wieder drunter hervor kommen. Doch ein kleiner Teil, wünschte sich, dass er mir nachlaufen würde. Aber es war Till. Nein besser gesagt war das der Tillinator. Der, der alle nur von sich wegstieß. Natürlich würde er mir nicht hinterher laufen. Diese Erkenntnis trieb mir nur noch mehr Tränen in die Augen und mein Inneres zog sich schmerzhaft zusammen. Fühlte sich so Liebeskummer an? Ich wusste es nicht, aber was ich wusste war, dass es unglaublich weh tat. So verdammt weh, dass es mir die Kehle zuschnürrte.
"Martha? Hey Martha! Warte doch mal!", rief Viktor plötzlich hinter mir. Ich hatte gar nicht gesehen, dass ich an ihm vorbei gelaufen war. Ich blieb zwar nicht stehen, aber natürlich hatte er keine Probleme damit mich einzuholen. Jetzt lief er neben mir. "Lass mich in Ruhe.", schniefte ich mit verweinter Stimme. Scheiße war das peinlich. Ich, Martha Pracht total fertig und verheult wegen dem blöden Turnbeutel aka Till Hainzinger. Hätte mir das mal einer vor dem Schuljahr gesagt, hätte ich ihn für verrückt erklärt. Aber jetzt lief ich hier wie ein emotionales Wrack herum und wusste nicht wohin mit meinen Gefühlen. "Was ist denn passiert? Hey Martha bitte rede mit mir.", gab Viktor nicht nach. Er war zwar nett, ja wirklich nett, aber wieso sollte ich ausgerechnet ihm die ganze Story auf die Nase binden? Andererseits kannte er Till schon länger als ich und konnte mir vielleicht helfen ihn und seine Handlungen besser zu verstehen und seine Worte einzuordnen. "Komm schon Martha. Mir kann man vertrauen. Ich bin übrigens ein guter Zuhörer.", ergänzte er dann mir einem verschmitzten Lächeln. Unwillkürlich musste ich kurz auflachen. "Ach ja? Na dann zeig mal was du drauf hast." Und so liefen wir gefühlte Ewigkeiten durch den Park und ich erzählte ihm alles. Und ich meine wirklich alles. Vom Kuss, bis hin zum Streit vorhin. "Naja und ich habe mich anscheinend in ihn verliebt. Aber das Einzige was er mit mir macht ist nur spielen. So als wäre ich ein riesen großes Piano. Ich meine erst ist er so lieb und wirklich fürsorglich und dann im nächsten Moment wirft er einem wieder diese wirklich fiesen Worte an den Kopf. Ich meine ja ich habe ihn auch sehr verletzt, aber ich habe mich entschuldigt und würde es niemals wiederholen. Aber er? Er macht es jedes Mal aufs Neue. Und ich bin so dumm und mache mir jedes Mal wieder Hoffnungen, dass es nicht doch was wird, sobald er mal wieder seine nette Phase hat. Ich meine wie er sich nach dem Unfall in der Küche um mich gekümmert hat, war krass. Da war er Till und nicht dieser blöde Tillinator. Es scheint so als hätte er zwei Gesichter. Man Viktor ich weiß auch nicht. Vielleicht sollte ich einfach das Einstein verlassen.", beendete ich meinen Monolog. Viktor war tatsächlich ein guter Zuhörer, denn er hatte einfach nur stumm zugehört und zwischendurch mal genickt. "Ganz ehrlich Martha ich weiß auch nicht warum er so ein Arschloch ist. Ich meine klar, es ist offensichtlich, dass da was nicht mit ihm stimmt und ich glaube es ist auch alles tiefgreifender als man denkt, aber egal was ihn da beschäftigt, entschuldigt das trotzdem nicht sein Verhalten. Man kann nicht alles damit rechtfertigen. Er muss sich mal klar werden was er anderen damit antut. Denn ich glaube das ist ihm gar nicht bewusst. Ich denke aber, und auch wenn es schwer sein wird, hilft es nur wenn du nochmal mit ihm redest. Und sag ihm wie du fühlst. Dann siehst du ja wie er reagiert und du weißt dann endlich woran du bist. Dieses hin und her macht dich nur auf Dauer kaputt." Wow sowas hätte ich nie von Viktor erwartet. Und dann wurde mir wieder klar, dass ich eigentlich mit Till solche deepen Gespräche führen sollte. Ich meine so als Freunde? Aber abgesehen davon, hatte Viktor recht. Außer, dass ich es weiter bei Till versuchte, blieb mir nichts anderes übrig. Auch wenn es verdammt hart werden würde. "Ja ich glaube du hast recht. Aber wie mache ich das ohne dass er wieder direkt abblockt?" "Mh ich hätte da ne Idee, aber die ist ziemlich Klischeehaft.", sagte Viktor. "Ich mach alles.", sagte ich verzweifelt. "Okay. Mh dann lass mich mal machen.", sagte er nur und ließ mich dann verwirrt zurück. Ich dachte wir würden jetzt zusammen irgendeinen coolen Plan aushecken, aber so war es nicht.
Also ging ich erstmal zum Internat und sprang unter die Dusche. Als ich dann fertig war und gerade mein T-Shirt und die Jogginghose an hatte, ging plötzlich die Tür auf und ich stand Till gegenüber. Aprupt blieb er stehen und wir starrten uns an. Ich spannte mich an und sofort schlug mir mein Herz bis zum Hals. Erst das Knallen der Tür ließ uns zusammen fahren und holte uns zurück in die Realität. Dann hörte ich wie der Schlüssel umgedreht wurde. Gleichzeitig stürmten Till und ich zur Tür. "Was soll das?! Macht die scheiß Tür auf!!", rief er wütend und boxte wie wild gegen die Tür. "Hallo?!" Ich rüttelte an der Klinke, aber nichts passierte. "Ich lasse euch erst raus, wenn ihr euch ausgesprochen habt", hörte ich Viktor sagen. Na ganz großes Kino, dachte ich nur. Till schnaubte und drehte sich dann wutentbrand zu mir um. "War das etwa deine Idee?!" "Nein! Bist du blöd?!", sagte ich jetzt genau so wütend und brachte erstmal Abstand zwischen uns, indem ich mich mit verschränkten Armen auf die Bank, die links von der Tür stand, fallen ließ. Er stellte sich an die Waschbecken auf der anderen Seite und lehnte sich dagegen.
Das konnte echt nicht Viktors ernst sein uns hier einfach einzusperren?!

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