Kapitel 60

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Tills Sicht:

Langsam öffnete ich meine Augen, kniff sie aber direkt wieder zu, da mich das grelle Licht der Deckenbeleuchtung blendete. Das Licht flackerte immer wieder auf und als ich meine Augen erneut öffnete, erkannte ich langsam, dass ich auf einer Trage lag und ich durch einen Flur geschoben wurde. Die Lichter waren in bestimmten Abständen, weswegen es immer wieder aufflackerte. Dann drangen langsam Stimmen in mein Ohr und ich versuchte sie herauszufiltern, jedoch ohne Erfolg. Es war nur ein Stimmengewirr, welches ich verschwommen wahr nahm. Wo war ich? Was war passiert? Wieso dröhnte mein Kopf? Warum lag ich hier? Verwirrt ließ ich meine Augen umher wandern, konnte aber nichts erkennen was mir helfen sollte zu erkennen wo ich genau war. Das Internat war es schon mal nicht. War es ein Krankenhaus?! Aber wieso?
"Na endlich du bist wach.", hörte ich nun eine Stimme deutlich heraus und schon beugte sich die Person über mich und leuchtete mir mit einer Taschenlampe kurz in jedes Auge. Endlich? Wie lange war ich denn weg?! "Kannst du dich langsam aufrichten?", fragte der Arzt dann. "Ich denke schon.", krächzte ich, da mein Mund und Hals total trocken waren. Also richtete ich mich langsam auf und saß nun auf der Liege, die mittlerweile in einem Behandlungszimmer stand. Aber ein wenig mulmig wurde mir dabei schon. Was war denn los mit mir? Ich konnte mir das einfach nicht erklären. "Wir werden Ihnen jetzt Blut abnehmen, Ihren Blutzuckerspiegel und den Blutdruck messen.", sagte der Arzt dann. Ich nickte nur kurz und ließ sie einfach machen. In meinem Kopf, versuchte ich die Geschehnisse der letzten Stunden irgendwie zu ordnen und mir einen Reim darauf zu machen, aber kam zu keinem Ergebnis.
Wieso war ich umgekippt? Ich wusste nur noch, dass mich meine Mum schon wieder enttäuscht hatte und ich zu Martha wollte. Hatte ich etwa eine Art emotionalen Zusammenbruch erlitten?
"Wir werden sie heute über Nacht noch hierbehalten. Einfach zur Kontrolle.", meinte der Arzt dann als sie fertig waren. Ich nickte und dann brachten sie mich auch schon auf ein Zimmer. "Haben Sie Verwandte denen wir Bescheid sagen können?" Ich verneinte und setzte wieder mein Pokerface auf. Hallo Tillinator. Er war zurück.
Doch ich hatte gar nicht lange Zeit mich mit ihm zubeschäftigen, da mich mein Handy aus meiner Grübelei riss. Das  hatte ich komplett vergessen und hatte auch keine Sekunde lang daran gedacht.  Ich blickte drauf und sah schon 4 verpasste Anrufe von Martha und über 10 Nachrichten von ihr. Ich lächelte matt. Sie war so süß. Aber ich hatte jetzt einfach nicht den Kopf mit ihr zu reden. Also legte ich mein Handy wieder weg und schlief dann auch schnell ein.

Dann am nächsten Morgen der Schock. Nachdem ich aufgewacht war schaute ich direkt auf mein Handy, da ich Martha ja eine Antwort schuldig war. Doch dann sah ich tatsächlich den Namen meiner Mum auf dem Display. Ich hatte eine Nachricht von meiner Mum. Direkt wurde ich nervös und mein Puls beschleunigte sich. Ungläubig starrte ich auf den Chat, bevor ich drauf tippte. Das war doch wohl ein Traum oder? Das konnte nicht sein. Das war nicht real. Dann fing ich an zu lesen. "Hallo Till, mein Schatz. Frau Schiller hat mich heute ganz aufgeregt angerufen und sagte du wärst ins Krankenhaus gekommen. Ich hoffe dir geht es bald wieder gut. Hab dich lieb, Mama" Ich schluckte schwer. Diese Nachricht war so kalt und distanziert formuliert, als wäre ich ein alter Bekannter und nicht ihr Sohn. Kein 'Wie geht es dir?' Kein 'Was ist passiert?' Ich war ihr echt egal. Meine Kehle schnürrte sich augenblicklich zu und ich spürte einen unangenehmen Druck auf meinem Brustkorb. So als würde jemand dagegen drücken und ich war nicht in der Lage diesen Druck loszuwerden. Schon wieder wurde mir schwindelig und so mulmig zu Mute. So hatte ich mich gestern vor meinem Zusammenbruch auch gefühlt und schon stieg Panik in mir auf. Nicht schon wieder. Bitte nicht schon wieder. Ich kniff meine Augen zu und versuchte ganz ruhig zu atmen, aber es ging nicht. Es war so, als bekäme ich zu wenig Luft.  Was war nur falsch mit mir? Ich wollte doch, dass sie mir schreibt, also wieso reagierte mein Körper jetzt so? Meine Gedanken überschlugen sich und wirbelten wie ein unbändiger Sturm durch meinen Kopf. Alles begann sich zudrehen und die Wände schienen sich auf mich zuzubewegen. Mein Blick wanderte unkontrolliert durch den Raum. Ich versuchte mir einen Punkt zusuchen den ich fixieren konnte, aber es funktionierte nicht.
"Hallo?! Hey! Ganz ruhig. Tief ein- und ausatmen.", redete ein Krankenpfleger plötzlich beruhigend auf mich ein. Wo kam der denn so schnell her? Er redete weiter beruhigend auf mich ein und langsam konnte ich meine Atmung wieder kontrollieren. Meine Hände zitterten nur noch leicht und der Raum wurde ebenfalls wieder größer. "Was war das?", fragte ich verwirrt. "Du hattest eine Panikattacke. Wahrscheinlich hattest du so eine gestern auch, nur in noch ausgeprägter Form." "Woher kommt sowas? Ich hatte das doch sonst auch nie." Ich hatte wirklich Angst. Pure Angst. Ich hasste es die Kontrolle zuverlieren und hierbei hatte ich nicht mal den Hauch einer Chance irgendwas kontrollieren zu können. Ich war hilflos. Machtlos. Ich verlor gegen mich selbst.
"Ich muss jetzt leider zum nächsten Zimmer. Aber wenn was ist dann drück einfach auf diesen Knopf hier und es kommt jemand okay?", sagte der Krankenpfleger dann und zeigte auf einen Schalter der an meinem Bett hing. Ich nickte und er ging dann. Verwirrt blieb ich zurück. Panikattacken. Ich? Wieso?!

What if?Nơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ