Kapitel 47

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Marthas Sicht:

"Also. Was willst du?", sagte ich kühl während ich mich zu Till umdrehte. Wir waren jetzt draußen vor dem Volleyballfeld unter den Bäumen und ich lehnte mich mit verschränkten Armen an der Mauer an. Vielleicht wollte ich dadurch stärker wirken, obwohl mir bewusst war, dass ich aussehen musste wie ein kaputtes Schiffswrack. Zumindest fühlte ich mich innerlich so. Aber das musste ich ihm ja nicht so direkt nach Außen hin zeigen.
'Man sieht es dir eh an.' Wie ich meine innere Stimme doch liebte. Sie war immer so gnadenlos ehrlich.
"Martha es tut mir wirklich leid. Das musst du mir glauben. Ich wollte dir antworten heute morgen, aber ich konnte nicht. Ich war wie gelähmt. Ich weiß auch nicht, aber irgendwie hat es mir Angst gemacht. Ich hatte Angst davor was ich fühle, Angst davor was du fühlst. Es war alles total verwirrend für mich. Ich wusste nicht mal, dass ich überhaupt sowas wie Liebe empfinden kann. Und noch unvorstellbarer ist es, dass mich jemand lieben könnte. Mich jemand wirklich so mag wie ich als Till bin und trotzdem den Tillinator versteht. Ich bin es nicht gewohnt, dass mir jemand so direkt seine Gefühle offenbart. Bei uns war nie Platz für Gefühle. Und ja wahrscheinlich bin ich einfach abgefuckt und kann mit sowas nicht umgehen. Aber ich hätte dich nicht gehen lassen dürfen. Und das tut mir Leid.", sprudelte es nur so aus Till heraus. Wow, diese Ehrlichkeit und dass er Fehler zugab, waren immer noch so ungewohnt. Ich versuchte seine Worte zu verstehen, aber es gelang mir nur langsam. Hieß das, er will mich doch?
"Was heißt das jetzt?", fragte ich verwirrt.
"Dass ich dich liebe. Du Nervensäge." Mit großen Augen starrte ich ihn an. Hatte er das gerade wirklich laut ausgesprochen?! Mein Puls war schlagartig auf 20938 gestiegen. Und sofort hatte ich dieses dämlich- verliebte Grinsen im Gesicht.
Auch sein Gesicht zierte ein seeliges Lächeln und er machte einen Schritt auf mich zu, doch ich wich zurück. Mein Blick wurde wieder ernster. Verwirrt sah er mich an. "Till, ich bin dir dankbar für deine Ehrlichkeit, aber ich brauche noch etwas Zeit. Ich weiß es ist nicht fair dich jetzt hier quasi abblitzen zulassen, aber es geht nicht anders."
Schon wieder zog sich mein Magen schmerzhaft zusammen. Ich wollte es ja mit ihm probieren und alleine, dass ich so litt, zeigte ja wie sehr ich ihn liebte, aber irgendwas in meinem Inneren hinderte mich daran jetzt einfach mit ihm zusammen zu sein.
Es fühlte sich nicht richtig an. Sein Blick war traurig und ich wendete mich dann von ihm ab und wollte wieder rein gehen. Doch als ich dann an ihm vorbei ging, hielt er mich plötzlich am Handgelenk fest. "Martha.", sagte er nun mit fester Stimme und nagelte mich dann mit seinem Blick fest, als ich mich wieder zu ihm umgedreht hatte. Direkt breitete sich ein angenehmes Kribbeln in meinem Körper aus.
Er kam meinem Gesicht immer näher und sein Blick huschte zwischen meinen Augen und Lippen hin und her. Er hatte mich in seinen Bann gezogen. Ich rührte mich nicht mehr. Dann lagen seine Lippen plötzlich auf meinen und ich musste an unseren ersten Kuss denken. Der war genau so unerwartet wie dieser jetzt, aber eben auch genau so schön.
Der Unterschied war, dass ich ihn dieses Mal nicht von mir wegstieß. Im Gegenteil. Ich zog ihn sogar noch näher an mich ran und ich spürte die Verzweiflung und den Schmerz, den er in den Kuss legte mehr als deutlich. Meine Zweifel waren wie weggeblasen. Dieser Junge mit diesen himmelblauen Augen war das was ich wollte. Und das was ich brauchte. Egal was andere darüber denken oder sagen würden.

What if?Where stories live. Discover now