Kapitel 32

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Tills Sicht:

Man schon wieder hatte ich nur Chaos hinterlassen. Egal wo ich aufkreuzte, richtete ich nur Schaden an. Nun hockte Martha hier vor mir, weiß wie die Wand hinter ihr und einem Zusammenbruch nahe. Nur weil ich sie so angemacht hatte. Ich wollte das nicht. Aber diese unbändige Wut in mir, ließ mich so schnell explodieren, dass ich meine Reaktionen nicht kontrollieren konnte.
"Martha?! Till? Was ist passiert?!", holte Frau Schillers Stimme mich in die Realität zurück. Ich hatte mich komplett in Marthas wunderschönen grünen Augen verloren. "Sie hat sich geschnitten. Und ihr ist jetzt total schlecht und schwindlig, weil sie kein Blut sehen kann.", sagte ich ganz aufgeregt. "Wir müssen die Wunde verbinden. Moment, ich hole den Erste-Hilfe-Kasten.", sagte sie direkt sachlich und verschwand im Flur, nur um sich kurze Zeit später mit dem orangenen Köfferchen neben uns zu knien. Frau Schiller öffnete ihn und zog einen Verband und eine Salbe heraus. "Hey Martha, ganz ruhig okay? Wir kriegen das wieder hin. Einfach ruhig weiteratmen. Du machst das prima so.", redete Frau Schiller beruhigend auf sie ein. Also so hätte ich das nie im Leben hinbekommen. Ich war echt so ein Versager. Anstatt Hilfe zu hohlen, starrte ich sie nur dumm an. Wie erbärmlich. Und schon wieder kroch dieser Selbsthass durch jede Zelle meines Körpers und hinterließ das reinste Durcheinander. "Till du bist echt so dumm! Hättest du nicht besser auf sie aufpassen können?! Kein Wunder, dass dich niemand mag." "Wie bitte?", fragte ich entsetzt und gekränkt. "Till, Was ist denn genau passiert?", wiederholte Frau Schiller. Okay jetzt drehte ich echt vollkommen durch. Ich dachte echt, sie hätte mir auch sowas fieses an den Kopf geknallt. Ich atmete einmal tief durch bevor ich ihr dann erzählte was passiert war. "Martha und ich sind hier in der Küche zusammen gestoßen. Dabei ist ihr der Teller aus der Hand gerutscht und beim Aufheben der Scherben hat sie sich in die Hand geschnitten. Ja und dann ging alles ganz schnell. Sie ist blass geworden und zusammengebrochen. ". "Okay. Am besten ruhst du dich jetzt aus Martha. Kannst du laufen?", fragte sie dann an Martha gewandt. Martha war noch komplett weg und ihr Blick flog zwischen mir und Frau Schiller hin und her. "Ich weiß nicht.", murmelte sie ganz leise. Es war eher ein heiseres Flüstern. "Okay komm Till, hilf mir mal. Wir stützen sie." Gesagt getan. Wir nahmen Martha in unsere Mitte und legten uns jeweils ihren Arm um die Schulter. "Ist dir immer noch schlecht?" "Geht schon ein bisschen besser." hörte ich ihnen zu. Und schon wieder zog ich mich selbst mit meinem Selbsthass runter. Ich hatte so eine wie Martha, doch eh nicht verdient. Ich würde nie gut genug für irgendwen sein. Ich war ein Niemand.

Wir legten Martha ins Bett. Für einen Bruchteil der Sekunde verlor ich mich wieder in ihren Augen, da unsere Gesichter dabei sehr nah waren. Doch dann riss ich mich los und ließ die beiden alleine. Ich schaute auf die Uhr. Fuck! Die Schule! Es war schon die zweite Stunde vorbei. Schnell zog ich mich um und machte mich im Laufschritt in Richtung Schule. "Alter wo warst du?", fragte mich Viktor, als ich dann auf den Schulhof ankam. Also erzählte ich ihm die Story und er klopfte mir anerkennend auf die Schulter. "Respekt man. Früher hättest du sie da wahrscheinlich einfach liegen lassen. Mir gefällt der neue Till.", fügte er noch hinzu und ließ mich nachdenklich zurück. Er hatte recht. Ich hatte mich verändert. Ich war viel offener und hilfsbereiter geworden. Ich meine ich hatte sogar bei der Abschiedsparty von Carolin geholfen. Und letztens habe ich sogar Hermann ein paar Tipps gegeben, wie er seinen Muskelaufbau stärken könne. Mit einem verwunderten Grinsen, ging ich ins Gebäude. Sollte echt Martha der Grund dafür sein? Verrückt.

What if?Where stories live. Discover now