Kapitel 42

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Tills Sicht:

Verwirrt schaute ich Martha nach. Was war denn jetzt los?
"Okay kommt Jungs ab ins Bett jetzt. Aber Morgen kommt ihr bitte nochmal zu mir. Einverstanden?" Viktor und ich nickten. Ich hatte ihr gar nicht richtig zu gehört, da meine Gedanken schon wieder bei Martha waren. Wieso war sie nur weggerannt?

"Hat mein Plan wenigstens funktioniert?", fragte mich Viktor dann, als wir endlich im Zimmer waren. "Kommt drauf an, was du damit erreichen wolltest?", stellte ich die Gegenfrage.
"Naja Martha war echt fertig, heute Nachmittag und ich wollte halt, dass ihr euch aussprecht und wieder miteinander klar kommt. Ist das gelungen?" Ich nickte nachdenklich. Ja ich hatte ihr echt weh getan heute und dann fiel mir auf einmal ein, dass ich sie ja eigentlich fragen wollte wieso sie mit Kasimir Schluss gemacht hatte. Hatte es wohl was mit mir zu tun? Ach Quatsch! Wieso sollte es? Nur weil wir uns einmal geküsst hatten?! Never ever würde sie wegen mir etwas aufgeben. Niemand tat das. Aber sie war nicht wie alle anderen.
"Ich glaube schon, dass es funktioniert hat. Aber wieso war dir das so wichtig?", fragte ich Viktor dann. "Sie tut dir gut.", sagte er so, als wäre es das offensichtlichste auf der Welt. "Naja gute Nacht.", ergänzte er dann noch, als ich ihm nicht antwortete. Dann drehte er sich um und machte das Licht aus. "Nacht", sagte ich und grübelte über seine Worte nach. 'Sie tut dir gut'
Ja er hat recht. Sie tat mir gut. Die Frage war, tat ich ihr auch gut?
Daran hatte ich so meine Zweifel.

Am nächsten Morgen wurde ich schon um 5 Uhr wach. Die Sonne ging gerade auf und kurzerhand entschloss ich mich dazu, ne Runde laufen zu gehen. Doch diesmal war es nicht, weil ich vor irgendwas wegrennen wollte, sondern einfach weil ich mich so gut fühlte. So gut wie schon lange nicht mehr. Meine Schritte waren diesmal nicht schleppend, sondern ich fühlte mich federleicht. So als wäre eine riesen Last von mir abgefallen, seit ich Martha gestern alles erzählt hatte. Da kamen mir Viktors Worte wieder in den Kopf: 'Sie tut dir gut.'
Und genau mit diesem unbeschwerten Gefühl wollte ich jetzt unbedingt laufen gehen. Also schlich ich mich leise aus dem Zimmer, um Viktor nicht zu wecken, und ging dann durch den Flur. Ich legte mir gerade meine Kopfhörer um den Nacken und drehte dabei meinen Kopf nach links. Dabei sah ich zufällig in den Fitnessraum und blieb ruckartig stehen.
Martha?! Was machte sie denn im Fitnessraum? Und das um die Uhrzeit!
Also ging ich rein. Sie lag auf den Sportmatten und schlief?
Tatsächlich schlief sie. Hatte sie etwa die ganze Nacht hier verbracht? Wieso? Wegen gestern? Wegen mir?!
Sollte ich sie wecken? Oder Frau Schiller holen? Ne das wäre für uns beide nicht gut ausgegangen. Denn eigentlich sollte ich auch nicht um die Uhrzeit draußen meine Runden drehen.
Unschlüssig was ich jetzt tun sollte, stand ich also nur da und beobachtete sie beim Schlafen. 'Sie sieht schon süß aus' , schoss es mir durch den Kopf. Oh, sie hat sogar noch meinen grauen Pullover an, stellte ich dann fest, als ich sie weiter musterte.
Dann sammelte ich mich wieder und schüttelte leicht den Kopf. Was genau machte ich hier eigentlich?! Und ehe ich weiter darüber nachdenken konnte, öffnete sie verschlafen die Augen und zuckte zusammen, als sie mich vor ihr stehen sah.  Ups erwischt.
"Boar willst du, dass ich an nem Herzinfarkt sterbe?!", murrte sie und stütze sich auf ihren Ellenbogen auf. Dann schaute sie sich erstmal um und blickte verwirrt im Raum umher. So als wüsste sie gar nicht wie sie hier her gekommen war. "Sorry. Ich wollte dich nicht erschrecken. Eigentlich wollte ich laufen gehen, aber dann hab ich dich hier liegen sehen und...", stockte ich mitten im Satz. Ja was war und? Ich wusste es selbst nicht so genau. "Schon gut. Ich muss wohl gestern hier eingeschlafen sein.", überlegte sie laut, richtete sich dann ganz auf und streckte sich erstmal. Dabei verzog sie ihr Gesicht. Ja so eine Sportmatte war nicht gerade Rücken freundlich. "Wie viel Uhr ist es überhaupt? Die Sonne ist ja schon auf.", fragte sie, während sie durchs Fenster schaute und das rötliche Sonnenlicht in ihr Gesicht schien. "Halb 6.", sagte ich. "Was?! So früh?! Ich muss definitiv nochmal ins Bett.", sagte sie und stand dann auf. Ich musste leicht lachen. Wir hatten ja echt schon viele Gemeinsamkeiten, aber in dem Punkt waren wir Grundverschieden. Ich war ein Frühaufsteher und sie ein totaler Langschläfer.
"Das lohnt sich doch jetzt gar nicht mehr.", sagte ich verwundert. Sie schaute mich nur mit einem Jede- 5- Minuten- lohnen- sich- du- Idiot- Blick an. Sie sah echt zu süß aus mit ihren verstrubbelten Haaren. Und schon wieder erwischte ich mich dabei wie ich sie anstarrte.
"Komm doch einfach mit." Okay Stopp! Was war falsch mit mir?! Als ob sie jemals mit mir laufen gehen würde und selbst wenn, könnte sie bei meinem Tempo eh nicht mithalten.
Jetzt war sie es die kurz auflachte. "Ja klar. Als ob ich mitten in der Nacht Sport mache. Als ob ich überhaupt freiwillig Sport machen würde." Okay sie hatte ja wirklich recht und deswegen musste ich auch lachen.
Aber ich wollte wieder Zeit mit ihr verbringen, deswegen ich nicht lockerließ. "Okay dann lass uns wenigstens eine Runde durch den Park spazieren gehen." "Na gut. Wenn du dann Ruhe gibst?", sagte sie genervt. Aber ihr funkeln in den Augen verriet mir, dass sie nicht wirklich genervt war.
Zufrieden mit ihrer Antwort nickte ich und so machten wir uns auch schon auf den Weg raus aus dem Internat, über den Hof, Richtung Park.

What if?Where stories live. Discover now