Kapitel 9

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"Wie ihr nehmt mich jetzt doch vom Internat?! Könnt ihr euch vielleicht mal entscheiden?!", meckerte ich meine Mutter an. Mittlerweile waren Sommerferien und ich war wieder zu Hause. "Du bist schon von der Schule abgemeldet.",sagte Lutz. "Hä, wollt ihr mich eigentlich verarschen?!", rief ich empört. Jetzt wo doch alles wieder cool war, wollten sie mich nach Hause holen? Das war so unfair. Sie machten es so wie sie es gerade brauchten. Ich wurde da nicht gefragt. "Achte mal auf deinen Ton mein lieber Freund.", warnte mich Lutz. "Ihr könnt mich mal!", rief ich und stürmte an ihnen vorbei, nach draußen. Ich wusste gar nicht mehr was ich denken sollte. Ich wollte ja nach Hause, aber es fühlte sich einfach nicht mehr wie ein Zu Hause an. Meine Stiefgeschwister und auch das Baby, wurden die ganze Zeit bevorzugt und sie gaben mir jeden Tag das Gefühl ich würde nicht mehr dazu gehören. Selbst meine Mum hatte dieser manipulative Dreckskerl, auf seine Seite gezogen. Ich war nur noch der Sündenbock für alles. Klar war das letzte Schuljahr nicht optimal gelaufen, aber ich hatte mich geändert. Nur das sahen sie natürlich nicht. Sie sahen immer noch den ungehaltenen und ungezogenen Till. Das es vielleicht auch an ihnen liegen könnte, darauf kamen sie natürlich nicht.
Die Ferien waren so ätzend, wie nie. Ich machte noch mehr Sport als sonst, denn das war das Einzige was mir geblieben war. Auf meiner neuen, alten Schule fand ich auch keinen Anschluss. Okay ich bemühte mich aber auch nicht, denn dafür hatte ich einfach keine Kraft mehr. Nach drei Wochen reichte es mir. Ich packte ein paar Sachen zusammen und fuhr mit dem Zug einfach nach Erfurt zum Internat. Sie würden mich hier doch eh nicht vermissen.

Natürlich war das erste Gesicht, welches ich sehen musste Martha ihrs. "Boar was willst du jetzt schon wieder? Nur zu Info. Ich bin froh, dass du weg bist und ich habe echt keine Lust mehr auf deine Sprüche.", warf sie mir direkt an den Kopf. "Schön für dich.", antwortete ich matt. Was für eine herzliche Begrüßung. Aber okay was hatte ich auch von ihr erwartet? Ich schob mich an ihr vorbei, jedoch hielt sie mich am Rucksack fest und dreht mich um. Dann kniff sie mir in meine Wange. "Hä warte mal du bist ja echt.", sagte sie verwundert. " Was soll ich denn sonst sein? Gott du bist ja noch schräger als sonst." "Was machst du hier? Woher kommst du?" "Sportcamp.", sagte ich knapp. Es brauchte ja keiner zu wissen, dass ich von zu Hause weg war, weil mich dort niemand will. Ich drehte mich also wieder um und ging in mein altes Zimmer. Dort traf mich der nächste Tiefschlag. Über meinem alten Bett hingen Urkunden, die definitiv nicht von mir stammten. Also wurde ich hier ebenfalls, schnell ausgetauscht und einfach so ersetzt. Meine Brust zog sich schmerzhaft zusammen. Das konnte doch alles nicht wahr sein. "Till? Was machst du denn hier? Ich dachte du kommst nicht mehr? Deine Eltern haben dich doch für das Schuljahr abgemeldet.", bombardierte mich Frau Schiller plötzlich mit Fragen. Ich drehte mich um. "Tja Überraschung. Hier bin ich. Wer ist denn hier eingezogen?", fragte ich und zeigte auf mein ehemaliges Bett. "Anton. Der erste Berger-Stipendiat. Ich hab die Zimmer neu verteilt. Tut mir Leid, mit dir habe ich nicht gerechnet. Deine Eltern haben mich auch nicht informiert, dass du kommst. Aber hey wir finden eine Lösung okay? Und ich bin froh, dass du da bist." Ich seufzte." Frau Schiller mir ist es egal wo ich schlafe. Ist irgendwo noch ein Bett frei? " "Ja, in Zimmer 11." Ich nickte und ging dann zum Zimmer Nr. 11. Dort packte ich meine Sachen aus, zog mir meine Laufsachen an und wollte eine Runde drehen. Doch da klebte Martha wieder an meinen Fersen. Sie schnitt mir mit ihrem Fahrrad den Weg ab. "Alter was ist denn mit dir?!" "Das Frage ich dich. Dein Zimmer ist weg und du meckerst nicht und machst keinen blöden Spruch?" Ich schüttelte nur den Kopf und lief weiter. "Und warum lügst du?!", rief sie mir hinter her. Sofort blieb ich stehen. Sie redete weiter auf mich ein. "Von wegen Sportcamp. Du warst bei deiner Familie und wolltest überhaupt nicht mehr zurück ans Einstein." "Wer sagt das!", sagte ich wütend und ging die paar Schritte zu ihr zurück. "Na Hauser." "Ist irgendwas passiert?", fragte sie nach paar Sekunden Stille. "Das geht dich gar nichts an.", sagte ich schroff. Das wäre ja noch schöner, wenn sie meine Familieverhältnisse weiß. Sie weiß so schon viel zu viel. "Ich bin so froh, dass du weg bist. Das hast du doch selbst gesagt. Also wieso läufst du mir dann jetzt hinterher?!" "Das frag ich mich auch gerade." "Ich will nichts mit dir zu tun haben also. Lass. Mich. Einfach. In. Ruhe. Bitte.", sagte ich, ließ sie stehen und rannte so schnell und viel ich konnte. Bis ich stoppen musste und einfach los schrie. Was war das nur alles für eine abgefuckte Scheiße?! Natürlich war das gelogen. Ich wollte was mit Martha zu tun haben, aber ich musste sie von mir fern halten, sonst würde sie alles herausfinden und das wollte ich einfach nicht. Das würde alles ändern.

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