Kapitel 24

623 21 10
                                    

Mein Blick fiel auf die verschränkten Hände von Sibel und Martha, als sie dann um Punkt 15 Uhr die Treppe zum Volleyballfeld hinunter kamen und über die Wiese zu mir liefen. Ich musste mir echt das Lachen verkneifen, weil die Show einfach sowas von billig war.
"Danke", sagte Martha und die beiden umarmten sich nur. Gerade frisch verliebt? Ja klar. Martha sah mich siegessicher an. Aber ich war Till. Ich verlor nie.
"Ähm Sibel, kommst du noch mal bitte?", sagte ich ruhig und ließ Martha dabei keine Sekunde aus den Augen. Direkt wurde ihr Blick wieder panisch und nervös.
Erwartungsvoll sah Sibel mich an. "Ich soll ja Martha so ablichten wie sie wirklich ist. Und da ihr ja jetzt ein Paar seid, wäre es doch gut wenn ich ein Foto von euch zusammen mache. Während ihr euch küsst.", ergänzte ich nach einer kleinen Pause. "Vergiss es! Das ist doch komplett lächerlich.", kam es direkt von Martha. "Nur wenn ihr euch das ausgedacht habt. Also habt ihr?" "NEIN!", riefen sie beide energisch. "Ey Till, vielleicht wollen die beiden auch einfach nicht, dass du sie fotografierst beim Küssen.", schaltete sich jetzt auch noch Pawel ein. Oh man, offensichtlicher ging es echt nicht mehr. "Wollen die es nicht oder DU nicht?", fragte ich Pawel und er schaute mich ertappt an. "Ihr glaubt doch nicht im Ernst, dass ich eure peinliche Nummer hier, nur eine Sekunde lang geglaubt habe.", sagte ich kopfschüttelnd, sah Martha ein letztes Mal an und ging dann davon.
Also hatte ich von Anfang an recht gehabt. Das war alles nur ein Fake und das, obwohl das Thema des Fotoprojektes doch #nofake war. Wie ironisch.
Die ganze Aktion nahm mich doch mehr mit als ich gedacht hätte. Ich meine es zeigte mir nur nochmal mehr, wie wenig mich jemand mögen musste, dass er so eine Show macht. Und das nur, damit sie nicht dieses Fotoprojekt mit mir machen musste.
"Till bitte warte.", hörte ich Martha hinter mir. "Jetzt bleib doch mal stehen!", rief sie und kurze Zeit später spürte ich ihre Hand, die sich um mein Handgelenk legte. Ich blieb stehen und drehte mich dann langsam um. Als sie dann realisierte, dass sie mich berührte, ließ sie meinen Arm blitzschnell wieder los. Sie sah mich an und schien nach den passenden Worten zu suchen. Aber die gab es nicht. Das Ganze hier war einfach nur abgefuckt. Mehr nicht.

"Okay, ich habs kapiert. Du willst nichts von mir. Aber wieso habe ich dann das Gefühl, dass du mich jeden Augenblick wieder küssen würdest?!", fragte ich sie ohne Vorwarnung. Die angestaute Wut musste jetzt raus. "Das mit uns wird NIE etwas werden. Verstehst du?! Selbst wenn es Kasimir nicht geben würde oder du der letzte Kerl auf der Erde wärst.", sagte sie genau so angriffslustig zurück. "Du lügst!", erwiderte ich verzweifelt. "Vielleicht kannst du auch einfach nicht damit umgehen, wenn dich jemand nicht will! Genau wie deine Familie, die konnte dich auch nicht schnell genug wieder loswerden!" Mir fiel alles aus dem Gesicht. Das hatte sie jetzt nicht ernsthaft gesagt oder?!
Sie öffnete erschrocken ihren Mund, aber ihr kam kein Ton mehr von den Lippen. Ich taumelte ein paar Schritte rückwärts von ihr weg. Sie sah mich geschockt an. Ihr war bewusst geworden, was sie da gesagt hatte. Sie sah beschämt zur Seite. Ich wusste nicht wieso, aber ich nahm die Kamera und fing diesen Moment ein. Dann drückte ich ihr die Kamera in die Hand. Erst sah sie mich verwirrt und überfordert an. Ich atmete tief durch und versuchte wieder mein Pokerface aufzusetzen. Was mir so mittelmäßig gelang. Dann machte auch sie ein Foto von mir. Direkt nachdem ich das Klicken der Kamera hörte, stürmte ich davon. Sie hatte mich mit ihren Worten in Einzelstücke zerrissen. Es war genau das passiert, wovor ich am meisten Angst hatte: Sie hatte mein Geheimnis gegen mich verwendet. Das Geheimnis, welches ich nur ihr anvertraut hatte. Genau das Geheimnis, welches mir jetzt die Kehle zuschnürrte und den Boden unter den Füßen wegriss.
Es war alles umsonst. Einfach alles. Genau das passierte wenn man Menschen an sich ran lässt. Sie verletzten dich. Ich hätte es wissen müssen. So war es immer.

What if?Where stories live. Discover now