Kapitel 66

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Mein Herz klopfte mir bis zum Hals. "Hallo hier ist Martha Pracht?" "Hallo Martha. Hier ist Marion. Tills Mutter. Ich habe heute Morgen deine Nachricht gelesen und wollte mich persönlich davon überzeugen, ob das kein blöder Scherz von Till ist. Du bist also wirklich seine Freundin?" "Wie bitte?! Wieso sollte Till sich denn sowas ausdenken?", fragte ich entsetzt. Was war das nur für ein Mensch am anderen Ende der Leitung? "Tut mir Leid. Ich wollte dir damit nicht zu Nahe treten. Ich bin ja froh, dass er jemanden gefunden hat, den er vertrauen kann." "Ja ich liebe ihn. Aber deswegen habe ich Sie nicht kontaktiert.", kam ich dann direkt zur Sache. Ich musste echt all meine Kraft aufwenden, um dieser Hexe nicht vor Wut irgendwelche gemeinen und unüberlegten Dinge an den Kopf zu knallen. Auch wenn sie es meiner Meinung nach mehr als verdient hätte. "Was möchtest du denn?" "Ich möchte, dass Sie mit Till reden. Ihm zuhören und endlich mal wieder wahrnehmen. Und zwar so wie er jetzt ist und nicht wie Sie ihn in Erinnerung haben. Er ist nämlich schon lange nicht mehr der ungehaltene, immer nur auf Stress aus, dauerhaft wütende Junge, sondern er ist ein Junge, der seine Mum vermisst. Der von ihr hören will, dass sie ihn lieb hat und von ihr in den Arm genommen werden will.", redete ich drauf los. "Und das muss ich mir von einem 16-jährigem Kind vorschreiben lassen?", sagte sie respektlos. "Sie wissen gar nicht was sie Till damit antun! Aber gut, dann seien Sie halt weiter so eine Rabenmutter!", platzte es wütend aus mir heraus und ich legte dann auf. "Was für eine blöde Ziege.", murmelte ich wütend vor mich hin und steckte mein Handy in meine hintere Hosentasche. Dann drehte ich mich um und stand Till gegenüber. Hatte er das Gespräch etwa mitbekommen?! Er schaute mich undurchdringlich an. "War das meine Mutter?" "Ja. Ich wollte...." "Wieso ruft sie dich an, aber schafft es nicht mal mir eine vernünftige Nachricht zu schicken?!", sagte er wütend und hielt sich an seinen Kopfhörern fest, die um seinen Hals baumelten. "Till, bitte lass mich das erklären.", bat ich ihn ruhig. "Wollte sie dich auch auf ihre Seite ziehen? Dich gegen mich ausspielen? Hat sie dir erzählt wie schrecklich ich bin?", ließ er mich gar nicht weiter zu Wort kommen. "Till Nein. Ich hab mir ihre Nummer besorgt und ihr gestern geschrieben. Daraufhin hat sie mich eben angerufen. Das war für mich auch überraschend. Ich wollte ihr nur klar machen, wie sehr du sie vermisst und sie brauchst. Aber sie ist eine schreckliche Person. Sie scheint überhaupt nichts zu kapieren." "Das hast du für mich getan?" Er klang überrascht. "Natürlich. Weil ich dich liebe.", sagte ich sanft und nahm sein Gesicht in meine Hände. "Du bist der Wahnsinn. Ich liebe dich jeden Tag noch ein Stückchen mehr.", flüsterte er leise. Und dann küssten wir uns. Es war so schön und ich bekam am ganzen Körper eine Gänsehaut.
Den restlichen Tag verbrachten wir auf der Wiese auf einer Decke und ließen uns die Sonne ins Gesicht scheinen. Wir redeten über alles Mögliche und lachten viel. Es war so schön Till wieder lachen zu sehen und zu hören.

Am nächsten Morgen kam dann die Überraschung. Wir saßen gerade beim Frühstück, als Frau Schiller zu uns an den Tisch kam. "Till kommst du mal bitte in mein Büro. Martha du kannst auch gleich mitkommen.", sagte sie dann. Verwundert schauten Till und ich uns an, standen aber dann auf und folgten ihr. "Till da wartet jemand auf dich.", sagte Frau Schiller und öffnete dann die Tür zu ihrem Büro. Ich wusste zwar nicht wie sie aussah, aber ich wusste sofort, dass es seine Mutter sein musste. Und der Mann neben ihr musste dieser Lutz aka Stieftrottel sein. Direkt nahm ich Tills Hand um ihn zuzeigen, dass ich da war. Egal was sie von ihm wollten. Till war angespannt. Wie ein Bogen, bereit den Pfeil abzufeuern. Ich drückte seine Hand leicht und er sah mich kurz dankbar an, drehte aber dann direkt wieder seinen Kopf auf die zwei Personen vor uns, die mit dem Rücken zu uns standen. Doch als sie dann die Tür hörten drehten sie sich um. "Hallo Till, mein Schatz.", strahlte Marion ihn an und kam auf ihn zugestürmt. "Komm lass dich drücken.", sagte sie und keine Sekunde später fand Till sich in einer festen Umarmung wieder. Überfordert mit der Situation stand er nur regungslos da und wartete ab, bis seine Mum wieder von ihm ablieẞ. "Hallo Mama.", sagte er nur leise. "Na Till? Hast ja dieses Jahr wohl nicht so viel Mist gebaut was?", lachte dieser Lutz und haute ihm auf die Schulter. Kopfschüttelnd beobachtet ich diese Szene. Ich wusste direkt wieso Till ihn nicht ausstehen konnte. Der war ja noch ätzender als Till ihn beschrieben hatte.
"So du musst Martha sein was? ", sagte die Mutter dann an mich gewandt. "Ja. Hallo.", sagte ich. "Ich muss mich wohl bei dir entschuldigen. Was ich da gestern gesagt habe, war mehr als unangebracht. Deine Worte haben mich zum Nachdenken gebracht und deswegen sind wir heute her gefahren. Du hattest nämlich recht. Es war an der Zeit her zu kommen und mal wieder einen Tag mit meinem Sohn zu verbringen.", sagte sie dann auch zu Till. Dieser stellte sich neben mich und nahm meine Hand. "Ach ihr seid so ein süßes Paar.", sagte sie ganz verzückt.

Tills Sicht:

Was passierte hier gerade? Waren das wirklich meine Mutter und der Stieftrottel, die da vor uns standen?! Wieso waren sie hier? Doch nicht wirklich um mich zusehen. Das konnten sie Martha erzählen, aber ich glaubte das nicht. Sie hatten bestimmt einen Plan, um uns auseinander zubringen. Weil sie mir mein Glück nicht gönnten.
"Hey Junge, jetzt guck doch nicht so skeptisch. Wir machen uns heute zu dritt, äh zu viert," und deutete dabei auf Martha, "einen schönen Tag.", sagte Lutz überraschend freundlich. Ich hielt immer noch Marthas Hand fest, die ich umklammerte, als ginge es um Leben und Tod.
"Na komm Till. Du kannst uns doch mal ne Führung durchs Internat geben.", sagte meine Mum dann. Martha drückte erneut leicht meine Hand, was wohl so viel heißen sollte wie 'Komm schon. Gib dir nen Ruck.'. Also seufzte ich geräuschvoll auf und sagte dann: "Okay. Dann los."
Ich musste zugeben, dass der Tag echt schön war. Nach der Tour durchs Internat, hatten Martha und ich ihnen noch die Innenstadt von Erfurt gezeigt und den Dom natürlich. Bei den Treppen kam Lutz ganz schon ins Schwitzen und wir konnten sogar zusammen darüber lachen. Was wohl eine Premiere war. Ich konnte sogar mit meiner Mum ganz vernünftig reden, so wie wir es früher auch immer getan hatten.
Es würde zwar noch etwas Zeit brauchen, bis es wieder so werden würde wie früher, aber wir waren definitiv auf dem richtigen Weg dahin. Und wenn wir alle ein bisschen an uns arbeiten, dann könnten wir auch endlich wieder eine Familie werden.
Ohne Martha an meiner Seite hätte ich das nie geschafft. Wahrscheinlich hätte ich nicht mal den Raum betreten und wäre direkt wieder umgedreht und hätte die beiden einfach da stehenlassen. Aber sie machte mir immer wieder Mut. Sie war da für mich. Egal bei was. Sie gab mir den Halt, die Sicherheit, die mir so lange gefehlt hatte. Zusammen hatten wir den Tillinator besiegt. Er hatte verloren. Ihn gab es ab heute nicht mehr. Und egal was kommen würde, wir würden als Team alles meistern.

~~Das kommt wahrscheinlich etwas überraschend, aber hier endet die Fanfiction. Ich möchte mich bei all euren Reads, Votes und Kommentaren bedanken, die mir immer wieder neue Motivation gegeben haben. Ich freue mich, dass mich so viele Leute durch diese Geschichte begleitet haben und kann versprechen, dass es nicht die letzten Worte waren, die ihr von mir lesen werdet. Also DANKE für alles und wir sehen uns hoffentlich bei der nächsten Fanfiction 💓~~

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