Kapitel 44

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Tills Sicht:

Mist. Mist. Mist. Mist. Wütend schlug ich auf den Sandsack ein. Wieso verdammt hatte ich nichts gesagt?! Wieso war ich ihr nicht nachgelaufen?! Wieso stand ich einfach nur dumm da und schaute ihr nach?! Ich bin so ein Vollidiot.

"Deine Energie hätte ich so früh morgens auch gerne.", hörte ich plötzlich Viktor sagen, der auf der Türschwelle stand. "Kannst sie gerne haben.", sagte ich mit zusammen gebissenen Zähnen, während ich unbeirrt weiter auf den Sack einschlug. Meine Knöchel waren schon ganz rot und drohten aufzuplatzen. Verdient hätte ich es. Ich hätte es sowas von verdient Schmerzen zuspüren. Auch wenn sie in dem Fall nur körperlich waren. Ich hatte Marthas Blick gesehen bevor sie sich umgedreht hatte. Ich hatte ihr, ihr kleines, zartes Herz gebrochen und werde wohl nie in der Lage sein es wieder zusammen zusetzen.
Sie war bestimmt jetzt total fertig, aber sie war eh besser dran ohne mich. So wie alle.
Ich wollte ihr ja antworten. Ja sogar küssen wollte ich sie, aber ich war so überrascht, dass ich nichts machen konnte. Ich war gelähmt. Und jetzt war ich zu feige um zu ihr zu gehen und ihr es zu erklären. Abgesehen davon würde sie mir sowieso nicht zuhören. Natürlich nicht. Würde ich an ihrer Stelle genau so wenig machen.
"Till, Alter mach mal ne Pause.", durchbrach Viktor erneut meine Gedanken. "Man was willst du?!", fuhr ich ihn an und ließ dann meine Fäuste sinken. Schon wieder ließ ich meine Wut auf mich selbst an andere aus. Schon wieder versuchte ich alle damit von mir weg zustoßen.  Ich seufzte laut. "Sorry, war nicht so gemeint." "Willst du drüber reden?", fragte er dann. "Keine Ahnung.", sagte ich und ließ mich frustriert auf die Bank, die an der Wand stand, fallen. Ich rieb mir übers Gesicht und stütze dann meinen Kopf auf ihnen ab. "Man ich hab Mist gebaut. So richtigen Mist.", fing ich dann doch an zu erzählen. Ich hob meinen Kopf wieder und sah Viktor an, der nun vor mir stand. Er sah mich mit einem Blick an, der mich automatisch weiter sprechen ließ. Bei ihm hatte ich das Gefühl er würde mir zu hören. "Heute Morgen habe ich Martha hier im Fitnessraum gefunden. Sie war auf der Matte eingeschlafen." Automatisch wanderte mein Blick zu den Sportmatten und im geistigen Auge sah ich sie dort genau wie heute Morgen liegen. Dann erzählte ich ihm alles was heute passiert war. "Man wieso bin ich auch so ein Feigling und habe nichts gesagt?! Ich hätte so viel machen können. Machen müssen. Aber ich stand einfach nur da, wie der letzte Trottel und hab sie gehen lassen.", sagte ich aufgebracht und zupfte an meinen geschundenen Knöcheln herum. "Till, tief im Herzen weißt du doch was du zu tun hast. Mach es einfach. Denk nicht darüber nach. Kämpfe dafür. Hol sie dir zurück. Es ist doch noch lange nichts verloren. Wer kämpft kann verlieren, wer es nicht erst versucht hat schon lange verloren." "Hast du den Spruch von Hauser ?", schmunzelte ich doch wurde schnell wieder ernst. Selbst wenn, dann hatte er verdammt nochmal recht. Ich musste es wenigstens versuchen. Anders könnte ich mir nie verzeihen.
"Danke Viktor.", sagte ich und wir schlugen ein. "Kein Ding." 
Jetzt hatte ich neuen Mut und würde direkt nach der Schule mit Martha reden und alles erklären und vielleicht gab sie mir ja die Chance ihr zu zeigen wie ernst mir es war. Denn ja verdammt. Ich, Till Hainzinger aka der Tillinator, aka der Egotill, war tatsächlich in Martha Pracht, aka den Kampfhund, aka Körperklaus, aka Martha-Mathebrain verliebt. Und das so richtig.
Wie Viktor schon sagte: Sie tut mir gut.
Jetzt war ich dran ihr auch gut zu tun und sie glücklich zu machen.

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