Kapitel 18

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Nachdem wir das Lernen eingestellt hatten, wollten wir zusammen zurück zum Internat gehen. Martha wollte aber noch ihre Sachen in den Spind packen, weswegen ich an den Fahrradständern auf sie wartete. Ich schaute gerade auf die Uhr als vor mir Karteikarten landeten. Ich sah auf und sah Rike an mir vorbei laufen. "Ey Rike du hast was verloren. Ey Labertasche!", rief ich lauter, als sie nicht reagierte. "Du hast die hier verloren.", sagte ich, während ich ihr die Karteikarten reichte. "Oh danke." "Ja kein Ding.", tat ich es ab und wollte mich schon wieder umdrehen, als sie noch ein Tut mir übrigens Leid hinterher setzte. Verwirrt sah ich sie an. "Was?" "Naja, wir hatten zwar nicht so viel miteinander zu tun, aber einer für alle, alle für Einstein." "Ich hab dir doch nur deine Karteikarten aufgehoben.", sagte ich mit gerunzelter Stirn. "Nein. Ich meine du warst so anders, als du vom Sportcamp zurück gekehrt bist. Hast Null Stress mehr gemacht und so. Hätte ich ja auch gleich drauf kommen können, dass es dir so schlecht geht." "Schlecht?" "Ja, ich hätte auch nie gedacht, dass ausgerechnet dir der Druck zu viel wird. Also wenn du mal reden willst. Ich bin für dich da." "In deinem Labercast oder was?" "Ähm ja klar, gerne. Also wenn du so offen darüber reden kannst. Das wäre echt super. Ist ja ein Thema was uns alle angeht. Leistungsdruck. Wir können ja einen Art Kummerkasten machen und du eröffnest den dann. Das wäre ja so..." "Rike Stopp mal. Ich habe keinen Plan wovon du da redest." "Na von Hauser und dir. Du bist doch so traurig, seitdem er dich aus der Staffel geschmissen hat. Martha hat ihm gerade voll die Ansage gemacht. Das hättest du echt mal sehen müssen.", lachte sie und ging dann einfach. Was hatte Martha wieder gemacht?! Man. Sie sollte sich nicht in Angelegenheiten einmischen, die sie so gar nichts angehen. Ich stürmte ins Gebäude um sie zu suchen. Die Alte nervte echt. Als ich zurück zu den Fahrrädern kam, lief sie vor mir. "Ich war echt SO bescheuert!" Sie drehte sich zu mir um und sah mich verwirrt an. "Was?" "Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich dir nochmal irgendetwas erzähle.", schnaubte ich. Sie schaute mich irritiert an. Ich war echt enttäuscht von ihr. Da hatte ich mich endlich geöffnet und sie nutze es aus und rannte direkt zu Hauser und posaunte es so laut rum, dass auch Rike und bestimmt noch mehr, es mitbekommen hatten. Das war echt das Letzte. "Du weißt, dass ich zu Hauser bin.", checkte sie die Situation langsam. Obwohl. Eigentlich checkte sie rein gar nichts, denn das ganze hatte NICHTS mit Hauser zutun und das sagte ich ihr dann auch. "Sondern?", fragte sie. "Ach komm. Lass mich.", flüsterte ich nur noch und schob mich dann an ihr vorbei, um von ihr weg zu kommen. "Man Till jetzt warte!", rief sie und versperrte mir den Weg. "Ich habs dir im Vertrauen gesagt.", sagte ich und ging dann wieder weiter. Doch Martha gab nicht auf und stellte sich erneut in meinen Weg. "Boar Till. Immer rennst du weg! Schon das ganze Schuljahr über. Erzähl mir jetzt gefälligst was los ist.", forderte sie mich auf. Ich seufzte genervt auf. "Okay. Wenn du mich dann endlich in Ruhe lässt. Timo und Nick sind weg. In meinem Zimmer, wie auch zu Hause wurde ich einfach so ersetzt und Hauser kickt mich einfach aus der Staffel und keine Sau interessiert das. Von meiner Familie ganz zu schweigen." Das Wort Familie spuckte ich vor ihre Füße, als wäre es ein ekeliger Klumpen Schleim." Also was hält mich hier noch mh?! Stimmt. Das ätzenste Mädchen der Schule, als beschissene Lernpartin. ", presste ich zwischen meinen Zähnen hervor. Ihr Gesichtsausdruck änderte sich schlagartig. Und mir tat es direkt leid, dass ich ihr sowas an den Kopf geworfen hatte. "Alles klar.", hörte ich sie leise sagen und jetzt war sie es, die sich an mir vorbei drängte und einfach nur weg wollte. Jedoch hielt ich sie am Arm fest. "Martha, das..." "LASS mich! Sonst sag ich dir mal was du für mich bist." Mit jedem Wort wurde ihre Stimme leiser und ihr Gesicht kam meinem immer näher. Wir schauten uns tief in die Augen. In ihren sah ich wieder den Schmerz. Der Unterschied diesmal war, dass ich selbst dafür verantwortlich war. Und das zerbrach mir mein Herz. Ich war so ein Idiot. Wieso musste ich auch sowas Gemeines zu ihr sagen?!
Wir starrten uns immer noch an und mein Blick wechselte zwischen ihren Augen und Lippen hin und her. Diese Lippen. Wie sie sich wohl auf meinen anfühlen würden?
Und dann geschah es. Ich nahm sanft ihren Kopf zwischen meine Hände und drückte meine Lippen auf ihre. Und es fühlte sich noch tausend mal besser an, als ich es mir je vorgestellt hatte.

What if?Where stories live. Discover now