Kapitel 26

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Marthas Sicht:

Ich fühlte mich schrecklich. So schrecklich wie noch nie in meinem Leben. Sein Blick, als ich ihm diese wirklich fiesen Worte gesagt habe, ging einfach nicht mehr aus meinem Kopf raus. Ich hatte ihn zutiefst verletzt und mein schlechtes Gewissen kroch nur so durch meinen Körper und hinterließ dort die reinste Verwüstung. Mein Magen zog sich schmerzhaft zusammen, als ich ihn dann am Spind traf. Sein Blick war starr auf den Bildschirm gerichtet und ich folgte seinem Blick. Na super. Ausgerechnet unsere beiden Bilder flimmerten gerade auf. Das ließ meinen Magen nur noch mehr verkrampfen. Traurig sah ich ihn an. Ich musste ihm irgendwie beweisen, dass es mir wirklich leid tat. Denn als Freund wollte ich ihn einfach nicht verlieren. Er hatte mich hinter seine Fassade blicken lassen und der Till, der da hinter steckte, war ein toller Mensch. Doch von diesem Till, war momentan nichts zu sehen. Und ich ganz alleine war daran schuld. Aktuell war er wieder der einsame Tillinator, der jeden Tag wie verrückt Sport trieb und allen aus dem Weg ging.
Auch die nächsten Tage waren einfach nur seltsam. Die einzigen Minuten, wo wir uns sahen war am Spind. Und selbst da würdigte er mich keines Blickes. Wieso musste ich auch so was sagen?! Er hatte es mir anvertraut und ich benutze es gegen ihn. Aber ich wollte ihm doch nur klar machen, dass ich einfach nichts von ihm wollte.
In Gedanken versunken, ging ich zurück zum Internat. Doch auf dem Weg dahin, sah ich Till, wie er schon wieder wie ein Irrer durch den Park rannte. Und das schlechte Gefühl in meinem Inneren wurde dadurch noch größer.
Dann als ich im Internat ankam, wartete Sibel schon auf mich. Ich war ihr so unendlich dankbar, dass sie mich so unterstützte und einfach immer für mich da war. "Ich halte das echt nicht mehr aus. Ich bin so froh, dass Kasimir Morgen kommt.", sagte ich ihr. "Dann wird endlich wieder alles normal." Da war ich immer noch ganz fest von überzeugt. Wenn ich Kasimir sah, ihn in den Arm nehmen konnte und küssen würde, würde ich Till schnell wieder vergessen und alles wäre wie vorher. "Hast du denn schon alles zusammen gesucht für euren Campingtrip?", fragte sie und schien dabei aufgeregter zu sein als ich. "Ne, aber das mache ich gleich.", sagte ich und dann nach dem Essen suchte ich erstmal das Zelt, welches sich in dem hintersten Abstellraum befand. Plötzlich vibrierte mein Handy und ich nahm es in die Hand und checkte ab, was der Grund dafür war. Eine Nachricht von Kasimir. *Ich freue mich schon total auf Morgen. 💓😍*. *Ich mich auch😊💞* schrieb ich ihm zurück. Dann scrollte ich unseren Chat hoch und mir fiel auf, dass ich die letzten Tage noch abweisender und distanzierter zu ihm war als davor schon. Wieso war ich so? Nachdenklich wollte ich gerade mein Handy wieder in die Tiefen meiner Jeanshose verschwinden lassen, als eine Erinnerung aufploppte. "Physiklernen mit Till" Na toll. Das würde ich garantiert nicht machen und er würde es auch genau so wenig wollen.
Ich seufzte und trug die Sachen in mein Zimmer. Dann überlegete ich was man noch so brauchte und mir fiel auf, dass ich gar keine zweite Isomatte hatte. Kasimir würde seine ja gar nicht mitbringen können. Im Zug wäre das etwas problematisch. Also fragte ich mich im Internat durch und wurde schließlich bei Viktor fündig. "Danke Viktor.", sagte ich, klemmte mir die rote Isomatte unter den Arm und ging Richtung meines Zimmers. Doch dabei kam ich am Fitnessraum vorbei und hörte jemanden dort trainieren. Unfreiwillig schaute ich hinein und sah Till auf einen der Spinning Räder sitzen. Erst ging ich weiter, doch hielt dann doch an und drehte mich um und ging zur Tür. An der Türschwelle zögerte ich nochmal kurz, gab mir dann aber einen Ruck und ging in den Raum. Ich fühlte mich total unwohl und spannte mich deswegen auch an. Till bemerkte mich, sah aber nur starr gerade aus. "Verlaufen? Oder willst du was von mir?" Die Frage war ziemlich zweideutig. "Ne. Ich.. Ich ähm.. sorry ich wollte dich nicht stören.", stotterte ich verunsichert und wollte schon wieder gehen, doch er hielt mich mit seinen Worten zurück. "Zu spät. Also was gibt's?" Dabei hörte er nicht auf in die Pedale zutreten. "Ich möchte mich bei dir entschuldigen.", brachte ich unter viel Mühe raus und wartete auf seine Reaktion. "Okay", war alles was er dazu sagte. Verwirrt sah ich ihn an. Doch sein Blick war nur auf seine, sich im Kreis bewegenden, Füße gerichtet. Mich brachte das alles ein bisschen aus dem Konzept, weswegen ich ihn fragte ob er nicht kurz ne Pause machen könne. Und tatsächlich wurde er langsamer und richtete sich dann auf und ergriff seine Trinkflasche um einen Schluck zu nehmen. Dabei lag sein Blick erwartungsvoll auf mir. "Till, was ich da zu dir gesagt habe tut mir wirklich leid. Es war sowas von fies von mir, aber du sollst wissen, dass es nicht so gemeint war. Ich hätte das nicht tun sollen. Ich wollte halt einfach nur, dass du mich in Ruhe lässt." Sein Blick wurde wieder starr und er stellte seine Flasche zurück und fing wieder an in die Pedale zutreten." Könntest du vielleicht auch was dazu sagen? Bitte? ", fragte ich verwirrt. Es konnte ihm doch nicht einfach so egal sein. "Wieso sollte ich? Du wolltest doch, dass ich dich in Ruhe lasse.", sagte er gleichgültig. "Ja, aber nur mit deiner ewigen Anmache.", versuchte ich ihm klar zu machen. "Können wir nicht bitte einfach Freunde sein?" Aprupt stoppte er und sah mir jetzt direkt in die Augen. "Das hast du dir ja jetzt schön ausgedacht." Ich verstand nicht was er damit meinte. "Ausgedacht?" "Vertrage ich mich noch eben schnell mit Till, bevor er Kasimir den Kuss steckt. Aber was ist dann? Hoppelt er dann wieder weg?!" "Du glaubst ich entschuldige mich aus Berechnung?!", fragte ich ihn ungläubig. Das konnte er nicht ernst meinen. Sein Blick wurde immer wütender "Ups. Bin ICH jetzt fies?!" Seine eiskalte Stimme jagte mir ein Schauer über den Rücken. "Okay. Ich wollte mich ernsthaft versöhnen, aber gut dann halt nicht.", sagte ich enttäuscht und drehte mich um und verließ den Raum. "Dann vergiss du das mit dem Freunde sein, aber auch!", rief er mir noch nach. Diesem Typen war doch echt nicht mehr zu helfen!

Hey Leute mich würde an dieser Stelle mal interessieren, ob ihr genau so wie Till reagiert hättet oder hättet ihr Martha verziehen?

PS: Dieses Kapitel ist mein längstens jemals 😅 1.070 Wörter 🤙🏼

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