Kapitel 14

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Marthas Sicht:

Ich schlurfte in die Küche und blieb wie angewurzelt stehen, als ich Till sah. Es war mir so unglaublich peinlich, dass er mich gestern so aufgelöst gesehen hatte. "Guten Morgen. Na gut geschlafen?", fragte er mich, als er aufblickte und mich sah. "Seit wann sprichst du freiwillig mit mir?", antwortete ich ihm kühl. Ich war einfach nur müde und schlecht gelaunt. Ich hatte die Nacht kein Auge zu gemacht und fühlte mich einfach nur mies. "Dann halt nicht.", hörte ich ihn sagen. "Wehe du erzählst jemanden von gestern.", warnte ich ihn noch, bevor ich dann genervt ging. Hunger hatte ich keinen mehr. Ich machte mich auf den Weg zur Schule und versank in Gedanken. Ich achtete gar nicht mehr auf den Weg, bis ich plötzlich lautes Hupen und ein Reifenquietschen wahr nahm. Ich blickte auf und sah ein Auto auf mich zu kommen. Ich konnte mich nicht rühren und starrte es nur an, wie ein Reh welches ins Scheinwerferlicht blickte. Plötzlich riss mich jemand zur Seite.
Es war Till! Wo kam er plötzlich her? Egal. Er hatte mich gerettet und das war was zählte. "Ich... Ich hab das Auto nicht gesehen. Ich dachte ich sterbe.", stotterte ich schockiert. "Was ist los mit dir Martha? Was ist gestern Abend passiert? Wieso geht es dir so schlecht?" "Ich will nicht darüber reden. ", murmelte ich. "Was interessiert es dich überhaupt?!", fragte ich ihn verwundert. "Du hast mich auch die ganze Zeit genervt mit deinen Fragen, also wieso darf ich das nicht auch?" "Ach genervt hab ich dich also?! Gut zu wissen. Ich wusste ja nicht, dass es so schlimm ist, mit mir Zeit zu verbringen?!", warf ich ihm wütend und enttäuscht an den Kopf. "Man Martha, so war das doch gar nicht gemeint." Ich drehte mich um und ging wütend davon. "Jetzt warte doch!" "Lass mich!", schrie ich über meine Schulter und wischte die dummen Tränen weg, die jetzt in mir hochstiegen und über meine Wangen kullerten. Plötzlich fühlte ich seine Hand an meinem Handgelenk und ich spürte wie kleine Blitze durch meinen Körper fuhren. "Es tut mir Leid.", sagte er aufrichtig und ich nickte kurz.

"Gestern hat mich meine Mutter angerufen. Sie hat mir erzählt, dass mein Opa gestorben ist. Es war ganz plötzlich und unerwartet. Er war doch mein Lieblingsmensch." Meine Hände zitterten und ich legte sie schnell zusammen. Ich war so durcheinander und aufgewühlt, dass ich es tatsächlich Till erzählte. Wir saßen auf dem Bordstein und wir starrten beide geradeaus." Das tut mir Leid. Er war wohl ein besonderer Mensch in deinem Leben mh?" Ich nickte. Oh ja das war er. Dann war es erstmal still zwischen uns und jeder hing seinen eigenen Gedanken nach.
"Du hattest recht.", durchbrach er plötzlich die Stille. "Ich war in keinem Sportcamp, sondern zu Hause. Aber da will mich keiner. Deshalb bin ich zurück. Aber hier fühlt es sich auch nicht mehr richtig an." Seine Stimme wurde immer leiser. "Was?", fragte ich ihn entsetzt. Wie konnte man ihn nicht wollen? WARTE. Was dachte ich hier für einen Unsinn? Natürlich wollte ich ihn auch nicht. "Sie sind glücklicher ohne mich und brauchen mich nicht mehr.", sagte er niedergeschlagen. "Das tut mir wirklich Leid. Sowas hat keiner verdient.", sagte ich und sah ihn an. Er schaute immer noch auf den Asphalt vor ihm. "Wir sollten langsam los." "Bist du sicher, dass du in die Schule und nicht zu einem Arzt willst?", fragte er. War er besorgt um mich? Wieso? "Nein geht schon.", sagte ich. Also erhoben wir uns und gingen zusammen zur Schule.

Den ganzen Tag konnte ich mich nicht konzentrieren und mein Blick huschte immer wieder zu Till. "Sie sind glücklicher ohne mich.", schallten seine Worte durch meinen Kopf. Was war da bei ihm zu Hause los? Wie konnten seine Eltern ihn so etwas antun? Aber wenigstens erklärte das sein komisches Verhalten, nachdem er wieder aufgetaucht war. Oh man und ich hatte ihn auch noch so bedrängt, mit meiner Neugierde und blöden Aktionen.
"Martha, schön dass du dich so aktiv am Unterricht beteiligst.", sagte Herr Zech und stand direkt neben mir an meinem Tisch. "Hä Was? Hä Ja.", stotterte ich. Prüfend sah er mich an. "Geht es dir nicht gut?" "Ich glaube ich brauche ein bisschen frische Luft." Mir schwirrte langsam der Kopf und ich fühlte mich wirklich nicht gut. "Okay, aber du gehst nicht alleine. Nicht, dass du uns auf dem Flur zusammenklappst." "Till begleitest du sie bitte?" "Natürlich.", sagte er und schon verließen wir den Raum. Toll ausgerechnet Till. So würden meine Gedanken auch nicht besser werden, wenn der Grund des Chaoses in meinem Kopf genau vor mir stand.
"Brauchst du etwas zu trinken?" Ich schüttelte den Kopf. "Komm wir gehen raus.", sagte er und so setzten wir uns auf die Tischtennisplatte. "Du solltest wirklich zum Arzt", versuchte er wieder ein Gespräch anzufangen. "Ich brauche einfach nur meine Ruhe.", sagte ich, legte mich auf den Rücken und schloss meine Augen. Natürlich war das gelogen. Es wäre besser zum Arzt zu gehen, aber ich wollte nicht. Irgendwie war ich doch froh, dass Till mit hier war und ich nicht alleine war.

What if?Where stories live. Discover now