Kapitel 56

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Tills Sicht:

Der Tag heute war richtig schön und ich fühlte mich so frei und lebendig wie schon lange nicht mehr. Auch wenn sich mein Dauergrinsen immer noch komisch und ungewohnt anfühlte, mochte ich es. Verrückt, dass es nur an einem einzelnen Menschen lag. Das war dann wohl der Beweis dafür, dass wenn der richtige Mensch in dein Leben tritt, alles gut werden kann. Verwundert schüttelte ich meinen Kopf. Martha war dieser ganz besondere Mensch, der meine Welt zu einer besseren machte. Sie machte mich zu einem besseren Menschen. Und das schon nach dieser kurzen Zeit. Dank ihr fing ich langsam an meine Sichtweise auf bestimmte Dinge zu verändern. Ja, vielleicht sollte ich mal einen Schritt auf meine Mum zugehen und, nicht wie sonst immer, nur wegzurennen. Vielleicht hatten wir doch noch eine Chance. Und ganz vielleicht war auch ich der, der sie aufgegeben hatte. Ich hatte mich genau so wenig gemeldet wie sie. Ich glaube ich sollte ihr doch mal eine Nachricht hinterlassen. Vielleicht würde ja was zurück kommen und falls nicht, dann hatte ich es wenigstens versucht. Wahrscheinlich war das der Hauptgrund wieso ich es noch nicht versucht hatte. Die Angst schon wieder zurückgewiesen zuwerden. Schon wieder diese endlose Enttäuschung zu spüren. Schon wieder in dieses bodenlose Nichts zu fallen. Anderseits hatte ich jetzt Martha an meiner Seite und sie würde da unten auf mich warten und ein Netz spannen, damit ich nicht wieder vollends versinke. Nicht wieder auf dem harten Boden der Realität aufschlug und dort zerschellte.
Okay, ich würde meine Mum noch heute eine Nachricht schicken. Am besten jetzt sofort. Ich griff automatisch in meine rechte Hosentasche. Leer. Hatte ich es doch in der linken? Leer. Mist wo war denn mein Handy?! Im Badezimmer vergessen? Also drehte ich nochmal um, aber auch dort fande ich es nicht. Ah! Ich hatte es in der Küche liegen gelassen. Also ging ich dort hin zurück.
"Was machst du da?!", rief ich empört als ich Martha mit meinem Handy in der Hand erwischte. Spionierte sie mir etwa nach?! Hatte sie echt so wenig Vertrauen in mir?! Erschrocken drehte sie sich zu mir um und ließ mein Handy zurück auf den Tisch fallen. "Ich.. Ich kann das erklären!", stammelte sie.
Mit verschränkten Armen stand ich ihr gegenüber und sah sie sauer an. Auf die Erklärung war ich jetzt aber mal gespannt.
"Ich wollte deiner Mutter schreiben. Naja eigentlich haben Sibel und ich gestern den ganzen Tag damit verbracht irgendwelche Informationen über sie herauszusuchen, damit ich sie kontaktieren konnte. Aber wir waren uns dann nicht sicher, ob sie es wirklich ist. Dann wollte ich erst deine Schulakte klauen, aber das war mir dann doch zu riskant. Naja und eigentlich wollte ich dich dann heute unauffällig nach ihr fragen, aber das habe ich total vergessen. Und dann lag da dein Handy und ich dachte.... naja schreib ich ihr eine Nachricht in deinem Namen. Einfach damit ihr euch mal aussprecht. Ich glaube nämlich, das würde dir gut tun. Und ihr auch. ", sagte sie leise und schaute dabei auf ihre Schuhe. Meine Gesichtszüge wurden direkt wieder weich und ich sah sie liebevoll an. Dieses Mädchen war der Wahnsinn. Ich war richtig gerührt, dass jemand so einen Aufwand für mich betrieb. Ich machte einen Schritt auf sie zu und sieh sah unsicher auf. "Bitte sei nicht sauer.", flüsterte sie ängstlich. "Ich wollte.." Mit meinem Kopfschütteln brachte ich sie zum Schweigen. "Ich bin nicht sauer. Du bist die beste. Sowas hat noch nie jemand für mich gemacht." Ich war sprachlos. Dieses Mädchen steckte voller Überraschungen. "Du bist einfach die beste. Womit habe ich dich nur verdient.", meldeten sich wieder meine Selbstzweifel. "Till. Lass das.", kam es sanft von ihr und dann nahm sie meine Hände in ihre. Sofort fühlte ich Sicherheit und entspannte mich innerlich. Sie hatte so eine krasse Wirkung auf mich. Einfach unglaublich. "Danke", sagte ich dann leise und lehnte meine Stirn an ihre und ich schloss meine Augen. In diesem Moment fühlte ich mich ihr so nah und so verbunden. Nichts würde uns trennen können. Ich liebte dieses Mädchen. Und konnte es nicht oft genug erwähnen.
Auch wenn da immer noch die leise penetrante Stimme im Hinterkopf rumspukte, die es immer wieder schaffte mich zu verunsichern.

What if?Where stories live. Discover now