Kapitel 49

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Marthas Sicht:

Ich lag inzwischen in meinem Bett und dachte über diesen echt verrückten Tag nach.
Ich war noch ganz durcheinander. So eine Achterbahn der Gefühle hatte ich echt selten erlebt.
Jetzt waren wir also so richtig ein Paar. So ganz glauben konnte ich es ja nicht. Till mein Freund. Das klang wirklich seltsam, aber war gleichzeitig so schön. Endlich hatten wir es geschafft uns aufeinander einzulassen.
Das Vibrieren meines Handys riss mich aus meinen Träumereien. Ich schaute aufs Display. 'Mum', stand drauf. Oh nein, wieso rief sie an? War schon wieder etwas schlimmes passiert?! Direkt war ich angespannt und hob dann nervös ab. "Hallo?", fragte ich verunsichert. "Hallo Martha, mein Schatz! Was ist denn bei dir los? Frau Schiller hat mich heute Morgen angerufen. Du willst nach Hause kommen?!" Die letzte Frage klang wie ein Vorwurf und brachte mich direkt auf 180." Ja, stell dir vor auch mir geht es mal schlecht und auch ich vermisse mein zu Hause! Tut mir Leid, dass ich dann nach Hause will und meine Mutter um mich haben möchte! ", schrie ich schon fast wütend in den Hörer. "Martha wieso bist du denn jetzt so wütend? Ich hab dich gerne hier das weißt du doch. Nur ist es doch alles gut so wie es ist. Und jetzt wo das mit Opa war, da brauche ich etwas Zeit für mich verstehst du?" "Klar da störe ich natürlich nur. Mir geht das ja offensichtlich nicht nah. Mir ist es ja total egal, dass mein Opa tot ist. Aber weißt du was?! Also falls es dich interessiert. Ich möchte jetzt eh nicht mehr nach Hause. Mir geht es nämlich wieder besser. Mir ging es wieder besser. " Meine Stimme brach ab und ich legte dann einfach auf. Dieses Telefonat hatte mich erneut fertig gemacht. Deswegen telefonierte ich so ungern mit ihr. Es endete immer im Streit. Auch als sie mir von Opas Tod erzählt hatte vor 2 Wochen lief es nur wieder darauf hinaus, wie traurig sie jetzt wäre und dass es so stressig wäre die Beerdigung zu planen. Meine Mum war so egoistisch geworden, seit Papa tot war. Sie sah nur ihre Probleme und die der anderen waren egal. Traurig ließ ich mich in meine Kissen sinken und schloss meine Augen. Doch leider verhinderte das auch nicht, dass mir schon wieder Tränen die Wangen runter liefen. Ich war so aufgewühlt. Die Worte meiner Mum, die Erinnerungen mit meinem Opa, die mit meinem Vater und Till wirbelten nur so durch meinen Kopf und gaben mir keine Chance Ordnung hinein zubekommen.
Dann leuchtete mein Handy erneut auf. Ich hatte eine Nachricht bekommen. Es war schon wieder meine Mum. Ich entsperrte mein Handy aber nicht, sondern legte es dann einfach zur Seite, sodass ich es nicht mehr sah. Dann schloss ich wieder meine Augen und viel in einen unruhigen Schlaf.

Erschrocken riss ich meine Augen auf und schnappte nach Luft. Dann setzte ich mich auf und rieb mir über mein verschwitztes Gesicht. Ich hatte einen schrecklichen Traum: 'Ich wollte meiner Mum Till vorstellen, aber sie hat es gar nicht interessiert und mochte ihn nicht. Dann hat sie mich ausgelacht, wie ich denn mit so einem zusammen sein könnte. Till ist dann weggelaufen und kam nicht mehr zurück. Dann habe ich geweint und stand plötzlich vor dem Grab meines Vaters und mein Opa stand neben mir. Doch dann war auch er verschwunden und ich stand vor seinem Grab.'
Und jetzt lag ich hier vollkommen fertig in meinem Bett. Ich schielte auf mein Handy. 3:27 Uhr. Ich seufzte, drehte mich um und versuchte weiter zuschlafen, aber es gelang mir einfach nicht. Ich wälzte mich nur von rechts nach links und von links zurück nach rechts. Dann um halb 6 entschied ich mich dazu eine Dusche zunehmen, weil ich echt verschwitzt war von dem Traum. Also suchte ich mir leise meine Sachen zusammen und ging in den Waschraum.
Nach der Dusche war ich zwar ein bisschen wacher, aber meine Laune war trotzdem noch im Keller.
Dann ging ich tatsächlich schon um halb sieben runter zum Frühstück. Das war eine Premiere. Ich war sonst nie vor halb 8 da.
Dennoch erstaunte es mich, dass ich hier alleine im Speisesaal saß. Vereinzelt kamen Sportler vorbei, die sich aus der Küche nen Apfel oder so holten und dann wahrscheinlich die erste Trainingseinheit starteten. 'Die waren doch echt verrückt, diese Sportler', dachte ich kopfschüttelnd. Gedankenverloren stocherte ich in meiner Schüssel mit Cornflakes herum. Der Traum zerrte immer noch an meinen Nerven, sodass ich kaum einen Bissen hinunter bekam. Man wieso musste sich auch Stress immer auf meinen Magen auswirken?! Das war echt uncool.

"Ist das etwa Martha Pracht, um 7 Uhr am Frühstückstisch? Bist du etwa krank?", kam ein strahlender Till mit einem breiten Grinsen zu meinem Tisch. Er trug natürlich seine Laufsachen und die eine Locke, die an seiner Stirn klebte verriet mir, dass er bereits seine Runde hinter sich hatte.
"Witzig.", sagte ich und verzog mein Gesicht zu einer Grimasse. Irritiert zog er seine Augenbrauen zusammen und musterte mich prüfend. "Was ist los?", sagte er dann und setzte sich neben mich. "Nicht so wichtig.", versuchte ich ihm abzuwimmeln. "Martha rede mit mir." Er klang ein wenig enttäuscht. Bestimmt dachte er jetzt ich würde ihm nicht vertrauen, aber das stimmte nicht. Ich wollte ihm nur nicht schon wieder etwas von meiner komplizierten Familiensituation erzählen. Ich hatte ihm nämlich im Waschraum nicht die ganze Wahrheit erzählt.

What if?Where stories live. Discover now