Kapitel 14 - Angriffslust

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Magnus' Sicht

Magnus konnte sich das Grinsen nicht verkneifen, als er dem König den Dolch, der als Sicherheit stets auf seinem Nachtschrank geruht hatte, an die Kehle hielt.

Alexander hielt sich selbst bestimmt für ziemlich schlau und vielleicht war er das ja auch, aber er war auch nur ein Mann mit Trieben und Bedürfnissen, mit denen Magnus mittlerweile nur zu gut spielen konnte.
Er hatte diesen Trick auch bereits öfter angewandt, wenn auch nicht in dieser Variation.

Er war recht simpel. Erst einen Mann so bezirzen, bis er alles um sich herum vergaß und dann kam schon das Messer ins Spiel. Mit seinem Aussehen war das kein Problem und wenn Magnus einen Mann ersteinmal in dieser Position hatte, machte er zumeist alles, wonach er verlangte.

Nicht nur einmal hatte er sich durch diesen Trick etwas Geld oder ein Pferd für die Weiterreise erschlichen. Magnus war nicht stolz darauf, aber es brachte ihn weiter und wenn es um Freiheit oder Überleben ging, tat man fast alles, auch wenn das hieß, seinen Anstand mal für ein paar Augenblicke zu vergessen.

Neu war allerdings, dass er selbst den Kuss ebenfalls genossen hatte. Er hatte gebrannt wie Feuer und heiße Funken schienen sich flackernd auf seinem Körper verteilt zu haben.

Es war für ihn aber auch klar gewesen, dass es nur bei diesem Kuss bleiben würde, der seinen Zweck glücklicherweise erfüllt hatte.

~Netter Trick. Was hast du jetzt vor?~
~Ersteinmal werde ich dich bewusstlos schlagen, bevor ich mir den Proviant schnappe, den mir dein Küchenpersonal freundlicherweise überlassen hat, und schließlich abhaue. Du hast so viele schöne Pferde in deinem Stall, dass es dich sicherlich nicht schmerzen wird, wenn ich mir eins davon ausleihe. Und dann heißt es, auf in die Freiheit. Du wirst mich natürlich nicht verfolgen und mich stören, nicht wahr Alexander?~

~Und was ist, wenn ich mich weigere und stadessen dich überwältige?~, fragte der König, seine blauen Augen funkelten härter und schöner als Saphire.

Er hatte keine Angst, aber das hatte Magnus auch nicht erwartet. Stadessen wirkte er beinahe belustigt, während seine Augen dunkel vor Angriffslust strahlten.

~Dann werde ich wohl härtere Maßnahmen ergreifen müssen, damit du tust, was ich dir sage und mich in Ruhe lässt.~, säuselte er und drückte die Klinge etwas fester, sodass sie leicht in die helle Haut des Königs drang. Sofort quoll Blut aus dem flachen Schnitt hervor und lief träge seinen Hals hinab.

~Du willst wirklich noch einen Tod auf dem Gewissen haben? Sollte es dir nicht reichen, dass du das Leben deines Vaters genommen hast?~

Diese Worte trafen Magnus wie eine eiskalte Dusche und verschiedenste Bilder flogen vor seinem inneren Auge vorbei. Bilder von Blut, leeren Augen und einem hämischen Grinsen.

Beinahe konnte er die anklagenden Worte der so verhassten Stimme hören und die Hitze der Sonne auf seiner Haut spüren, genau wie die geschockten Blicke der Dorfbewohner, die sich wie Brandmale auf seiner Haut anfühlten.

Schnell schob er diese Bilder beiseite und konzentrierte sich wieder auf die jetzige Situation. Dennoch zitterte seine Stimme, als er zischte~Das habe ich nie getan! Genug geredet.~

Er hob seine andere Hand, die sich eine kleine, aber schwere Skulptur geschnappt hatte und wollte sie gerade auf den Kopf des Königs herunterfahren lassen, als er plötzlich den Boden unter den Füßen verlor und umgeworfen wurde.

Er fand sich auf dem Rücken liegend wieder, mit Alexander auf sich, der seine Hände über dem Kopf gefangen hielt und ihn siegessicher angrinste.

~Weißt du, bevor ich König wurde, hatte ich viel Training, um im Falle einer Entführung oder eines Überfalls vorbereitet zu sein. Außerdem habe ich mehrere Jahre in der Armee gedient. Solltest du also versuchen, mich zu überwältigen, musst du dir schon etwas Besseres einfallen lassen, als einen mikrigen Dolch~, murmelte Alexander,~Allerdings muss ich zugeben, dass mir diese Position gefällt und ich es bedauere, dass wir uns nicht in der Situation befinden, in der ich sie gerne hätte.~

Magnus begann zu grinsen, als er in das Spiel miteinstieg~Wirklich? Also ich mag es ja eher mit mehr Freiraum. Mein Partner sollte nicht die ganze Arbeit machen müssen sondern sich zurücklehnen und genießen, wenn ich uns beide befriedige.~

Ruckartig schlang Magnus die Beine um Alexanders Hüfte und drehte sie beide schwungvoll herum, sodas er nun auf seinem Schoß thronte. Alexander war unter ihm und blickte mit dunklen Augen zu ihm auf. Magnus musste zugeben, dass dieser Anblick etwas an sich hatte, das ihn trotz der Schatten der Vergangenheit nicht ganz kalt ließ, aber jetzt war der falsche Augenblick, um über solche Dinge nachzudenken.

Aus dem Augenwinkel sah er den Dolch, den er bei seinem Sturz losgelassen hatte und dachte kurz nach, bevor er seine überlegene Position aufgab und darauf zuhechtete.

Ehe er ihn aber erreichen konnte, wurde er am Fuß gepackt und sofort war wieder dieses schwere Gewicht von Alexanders muskelbepackten Körpers auf ihm, das ihn auf den Boden pinnte. Er erschauderte, als er einen heißen Atem an seinem Ohr spürte.

~So unerfahren und doch so hohe Ansprüche. Wir sollten dir ein paar Manieren beibringen, nicht wahr?~
Magnus änderte die Taktik und ließ seine Hüften kreisen -so weit das möglich war.
~Mhmm, ja bitte.~, wimmerte er und stieß, so weit das möglich war, sein Becken dem von Alexander entgegen.

Er erntete einen dumpfen Laut, der auch ein unterdrücktes Stöhnen hätte sein können. Allerdings bestätigte Magnus das so weit, dass er nochmals seine Hüften bewegte und damit seinen Hintern nach oben stieß.
Er spürte wie der König sein Gewicht verlagerte und sich etwas aufrichtete, was er als seine Chance ansah.

Gerade war Magnus im völligen Tunnel mit dem Ziel, endlich wieder frei zu sein.
Er war sogar so konzentriert, dass ihm noch nicht einmal diese ganzen Berührungen unangenehm waren. Er blendete sie einfach aus und hatte nur sein Ziel vor Augen, was das, das ihm unter anderen Umständen Übelkeit verschafft hätte, jetzt kaum noch negativ berührte.

Er drehte sich ruckartig nach rechts und schaffte es mithilfe des Überraschungsmoments den König von sich herunterzubekommen. Schnell streckte er sich und packte den juwelenverzierten Griff der Waffe.

Dann drehte er sich herum, richtete sich auf und ließ den Knauf der Waffe auf Alexanders Kopf prallen. Kurz geschah gar nichts, bevor sich dessen Augen leicht verdrehten und er vornüberkippte.

Magnus lächelte außer Atem, als er überprüfte, ob er dem König wirklich die Lichter ausgemacht hatte, bevor er sich mit zitternden Beinen aufrichtete.

Glück, Erleichterung und aufgeregtes Adrenalin schossen durch seinen Körper, als er sein Werk nochmals betrachtete, bevor er sich der Tür zuwandte. Immerhin hatte er nicht ewig Zeit und musste sich noch von etwas verabschieden.

Mit neuer Hoffnung im Herzen stieß er leise die unbewachte Tür auf und schlich durch den einsamen, dunklen Gang davon, der Freiheit immer einen Schritt näher kommend.

Zehn und eine NachtDonde viven las historias. Descúbrelo ahora