Kapitel 29 - Der erste Widerstand

277 41 9
                                    

~Wie ist es möglich, dass ich dich vermisst habe, wenn es kaum einen halben Tag her ist, dass wir uns das letzte Mal gesehen haben?~, fragte Magnus mit einem Lächeln, nachdem sie sich am Abend endlich wieder in den Armen lagen.

Wenn Alec ehrlich zu sich selbst war, hatte er Magnus auch irgendwie vermisst. Die körperliche, aber vor allem seelische Wärme, genau wie das sanfte Lächeln und seine stets passenden Worte hatten ihm gefehlt, was ihn erstaunte. Das war noch nie vorgekommen und normalerweise wäre spätestens jetzt der Zeitpunkt zum Rückzug gewesen, damit er sein Herz vor Schmerz schützen konnte.

Doch das war im Moment der letzte Gedanke, denn er genoss es schlichtweg zu sehr. Magnus schaffte es einfach, ihn aus seinem geregelten Alltag in etwas Neues, Farbenfrohes, absolut Verrücktes und Wundervolles zu ziehen, was andere wohl als Leben bezeichnen würden. Es war unglaublich!

~Ich weiß es nicht, aber es ist mir auch egal. Solange du hier bist.~
Mit diesen Worten verband er ihre Lippen zu einem erneuten Kuss, der aber wesentlich länger andauerte als die geplanten paar Sekunden.

Er liebte es einfach Magnus zu küssen, denn diese Welt, die er dabei jedes Mal dabei betreten durfte, kam dem gleich, was manche das Paradies nannten. Nichts Böses durfte dorthin und es herrschte reine Glückseligkeit.

Wer also konnte es ihm verübeln, wenn er eine Dauerkarte zu diesem Reich haben wollte?

Nur mit äußersten Widerwillen trennten sie sich und sofort war wieder dieses dümmliche Grinsen auf seinem Gesicht. Es klebte schon seid ein paar Tagen dort und bisher konnte nichts es vertreiben, aber wieso sollte er das denn auch wollen?
Es war ein Zeichen dafür, dass es ihm gut ging und er wollte diesen Beweis nicht missen.

Er war noch nicht bereit sich das Offensichtliche endgültig einzugestehen, doch er wusste, dass Magnus ihm wichtig war. Ziemlich wichtig sogar.

Hand in Hand setzten sie sich auf sein Bett und sahen sich wieder an.
~Und was wirst du mir heute erzählen?~, fragte er neugierig.

Magnus lächelte zwar weiterhin, aber es bekam eine leicht traurige Note.
Jedoch sagte er nichts dazu und Alec fragte auch nicht nach.

Er wusste, dass Magnus ihm vertraute und irgendwann von alleine zu ihm kommen und ihn einweihen würde. Zu gegebener Zeit.

Jetzt jedoch hoffte er, dass das Leben dieses Hexenmeisters nicht nur so miserabel war, wie Magnus es beschrieb. Unglaublich, wie sehr er mitterweile mit anderen mitfühlten konnte, die nicht in seinem engsten Vertrauenskreis standen und dann auch noch bei einer fiktiven Figur.

Aber er konnte und wollte es nicht ändern, denn es schadete nicht. Gerade schadete ihnen rein gar nichts in ihrer rosaroten Blase.
Magnus schloss seine schönen Augen und begann zu erzählen ...

Die Stimmung in seinem Elternhaus wurde, wenn möglich, noch kälter.

Der Onkel war erbost darüber, dass der jüngliche Hexenmeister einfach so eine gut bezahlte Arbeit hinschmiss. Er wusste allerdings auch nicht, was im dunklen Haus vorgegangen war.

Der jüngliche Hexenmeister hatte es ihm nie erzählt. Um genau zu sein hatte er niemandem erzählt, was vorgefallen war, denn er schämte sich zutiefst dafür.

Er schob die Schuld am Geschehen auf sich, denn er fürchtete, vielleicht falsche Signale gesendet zu haben, obwohl er eigentlich nichts getan hatte, um das zu verdienen.

Selbst sein Vater war wütend, was ihm zusetzte, denn er liebte seinen Vater schließlich. Obwohl er sich nach dem Tod seiner Mutter so stark verändert und so viel seiner ehemaligen Lebenslust verloren hatte, liebte er ihn abgöttisch.

Zehn und eine NachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt