Kapitel 17 - Süße Kleinigkeiten

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Magnus' Sicht

Am späten Morgen kehrte Magnus schwerenherzens in sein Zimmer zurück. Dabei wäre er viel lieber bei Alexander geblieben und hätte ihn weiter geküsst, aber dieser musste leider zu seinen Pflichten.

Sein einziger Trost war, dass er ihn am Nachmittag wiedersehen würde. Darauf freute Magnus sich schon riesig.

Kaum zu glauben, wie schnell sich Meinungen ändern konnten.

Noch vor ein paar Stunden war er fest entschlossen, dem Palast, dem König und allem Bekanntem den Rücken zuzukehren und erneut zu flüchten und jetzt?
Jetzt schritt er frohen Mutes durch den Gang und konnte an nichts anderes mehr denken als an den attraktiven König.

Er empfand etwas für ihn! Und Magnus war weder abgeschreckt noch sauer. Im Gegenteil, er war ... glücklich. Es war einfach unglaublich!
Er fühlte sich wie in einem Karussel, so schnell änderten sich seine Stimmungen.

Mit einem sanften Lächeln stieß er die Tür auf und trat in das vertraute Zimmer ein. Es war nicht mehr ganz so ordentlich wie zu Anfang, aber das war nicht das, was ihn überraschte.

Viel mehr war es Andrew, der teilnahmslos mitten im Raum stand und ein seltsames Grinsen im Gesicht trug. Als er ihn jedoch bemerkte, verschwand es und stadessen zierten feine Falten seine Stirn.

~Magnus? Was machst du denn hier? Ich dachte, du wolltest aussteigen?~
Er zuckte lächelnd die Schultern, als er sich auf die Bettkante setzte und den Beutel mit dem Proviant fallen ließ.

Gerade war es sein letzter Gedanke aufzuhören, denn wie könnte er Alexander loslassen, wenn ihn dieser mit diesem unwiderstehlichem und vor allem ehrlichem Lächeln ansah? Allein wenn er daran dachte, schmolz sein Herz hinter den Gittern zu einer Pfütze aus Glücksgefühl zusammen.

Magnus hatte keine Ahnung, was nicht mit ihm stimmte, aber er kümmerte sich auch nicht darum, um ehrlich zu sein.

~Wollte ich auch, aber ... sagen wir mal so, der König hatte überzeugende Argumente, die mich davon abgebracht haben.~
~Das sehe ich.~, erwiederte Andrew trocken.

Doch Magnus hörte ihm nicht zu. Stadessen ließ er sich nach hinten fallen und dachte mit einem seeligen Lächeln an Alexanders süße Worte.

Gegensätze ziehen sich an und ich kann dir sagen, dass ich mich mehr als hingezogen
zu dir fühle.
Du bist besonders für mich.

Du bist auch besonders für mich, dachte er sich leise.

~Ich treffe mich sogar heute Nachmittag mit ihm. Er hat extra einen Termin abgesagt~, berichtete er abwesend,~Kannst du mich rechtzeitig wecken? Ich will nicht wie eine Leiche aussehen, wenn ich Alexander treffe. Oder noch schlimmer, ihn sitzen lasse, weil ich verschlafe.~
~Natürlich, Magnus.~, sagte Andrew und verließ beinahe wutentbrannt den Raum.

Magnus hingegen zog sich noch schnell aus und machte es sich dann auf dem Bett gemütlich. Das Chaos im Zimmer, das von seiner kleinen Auseinandersetzung mit dem König stammte, ließ er ersteinmal in Ruhe, denn er war zu erschöpft, um sich jetzt darum zu kümmern.

Stadessen schloss er die Augen und träumte von weiteren Augenblicken mit ihm und Alexander. Glücklichen Augenblicken.

Alexanders Sicht

Alec lächelte zufrieden vor sich hin, als er sich am Nachmittag in den großen Palastgarten begab.

Der Vormittag war stressig gewesen, aber nichts, was er nicht irgendwie gewohnt war. Es war sein Alltag, aber trotzdem hatte er sich heute anders gefühlt.

Leichter und irgendwie ... energiegeladener. Auch war er um einiges besser gelaunt gewesen, was sogar Simon aufgefallen war.

Alec konnte zwar nur raten, aber irendetwas sagte ihm, dass Magnus für dieses Stimmungshoch verantwortlich war. Das und die Vorfreude auf ihr Date. Zumindest sah er dieses Treffen als Date an und hoffte, dass Magnus derselben Ansicht war.

Er freute sich darauf, ihn wiederzusehen und die Zweifel in seinem Kopf sperrte er sorgsam in eine Kiste, die er verschloss und in einen Abgrund warf. Zwar war er durchgehend mit seinen Gedanken bei dem schönem Mann und deshalb sehr unkonzentriert gewesen, aber das musste ja nicht heißen, dass das für immer so bleiben würde.

Alec hoffte einfach, dass das nachlassen würde, sobald er Magnus in die Geschäfte des Königsdaseins miteinbezog.

Nervös setzte er sich am vereinbarten Treffpunkt auf die Decke und betrachtete aufgeregt die Kleinigkeiten vor ihm. Er hatte ein Picknick im Garten geplant und hoffte, dass es Magnus gefallen würde. Notfalls könnten sie auch einfach wieder in die Bibleothek gehen oder ...

~Wow! Alexander, hast du das gemacht? Für mich?~, fragte plötzlich jemand. Alec sah auf und sein Lächeln wurde breiter. Die Überraschung war ihm definitiv gelungen und Magnus' gerührtem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, freute er sich.

Deshalb nickte er zögerlich.
~Ja, also, ich habe es zwar nicht selbst angerichtet, aber es war meine Idee, also ...~
Gott, was redete er da für einen Quatsch? Er fühlte sich wieder wie ein Jugendlicher: Komplett unsicher in allem, was er tat.

Aber vielleicht rührte daher auch die Leichtigkeit, die er empfand. Er fühlte sich jünger und ... einfach lebendiger. Und das nur wegen Magnus.

Besagter lächelte sanft, während er sich neben ihn setzte und ihm plötzlich einen kleinen Kuss auf die Lippen drückte. Er war viel zu kurz, um wieder in die perfekte Blasenwelt einzutauchen, aber doch reichte er, damit ihm warm ums Herz wurde.

~Danke! So etwas hat noch nie jemand für mich gemacht.~, murmelte er sanft, bevor er nach einem der süßen Teigteilchen griff und es vorsichtig kostete.

Sofort schlossen sich seine Augen und er stöhnte genussvoll auf. Alec atmete tief durch, damit jetzt nichts Unpassendes bei seinem Körper geschah. Stadessen griff er auch nach einer der süßen Kleinigkeiten, die das Küchenpersonal auf seine Bitte hin zubereitet hatte.

Es war lecker, keine Frage, und doch hatte er nicht dieselbe Reaktion wie Magnus. Aber vielleicht lag das auch nur daran, dass er derartige Leckereien gewohnt war und Magnus ... eben nicht.

Alec setzte sich gedanklich das Ziel, das bei dem anderen möglichst schnell zu ändern.

~Dann bin ich ja erleichtert, dass es dir gefällt.~
~Warum sollte es das nicht?~
Alec schwieg.
~Aww, du warst nervös!~, rief Magnus aus und begann zu kichern.

Nur kurz gönnte Alec es sich, dieses wunderbare Geräusch zu genießen, bevor er zu seiner -mehr als mangelhaften- Verteidigung ansetzte.
~Nein, war ich nicht! Ich ... wusste sicher, dass es dir gefallen wird. Wieso sollte ich auch unsicher sein? Ich meine, äh ... Ich bin der König!~

~Natürlich, wie konnte ich nur an deiner Autorität zweifeln?~, summte Magnus zufrieden, als er sich auf den Rücken legte und sich entspannt im Halbschatten der Bäume räkelte,~Wie dem auch sei, es ist ziemlich süß, also danke.~

Alec erwiederte nichts, denn er war abgelenkt. Konzentriert beobachtete er Magnus' Gesicht und versuchte sich dabei alle Kleinigkeiten einzuprägen. Von den perfekt geschwungenen Augenbrauen und den langen Wimpern, bis zu dem sanften Schwung seines Kinns.

Vor allem seine vollen Lippen bekamen so viel Aufmerksamkeit, dass es Alec unter anderen Umständen vielleicht peinlich wäre. Doch gerade fühlte es sich einfach richtig an, diese Schönheit zu betrachten und ihr so den verdienten Tribut zu zollen.

Er könnte das wahrscheinlich ewig tun, wenn da nicht diese eine Sache wäre ...
~Wir haben zwar vereinbart, dass wir nichts ohne meine Zustimmung tun, aber küssen darfst du mich immer und überall, Alexander.~

~Woher ...?~
~Intuition, mein Lieber. Das und vielleicht etwas Egoismus.~, entgegnete er mit einem zarten Lächeln.

Seine Augen waren noch immer geschlossen, was gut war, denn so konnte er die sanfte Röte in Alecs Gesicht nicht sehen. Später würde er leugnen, dass sie überhaupt da gewesen war.

Jetzt jedoch beugte er sich zufrieden hinab und bedeckte Magnus' Lippen mit seinen eigenen. Er war einfach so glücklich.

Zehn und eine NachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt