Kapitel 22 - Der Händler

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So, hallo nochmal von meiner Seite. Bevor ihr weiterlest, will ich noch etwas wichtiges anmerken. Dieses Kapitel ist der Hauptgrund, wieso ich in der Info erwähnt habe, dass ich teils in Themen eintauche, die ziemlich schlimm sind und von denen ich nur versuchen kann nachzuvollziehen, wie es sich tatsächlich anfühlen muss. Deshalb: Lesen auf eigene Gefahr und zusätzliche Triggerwarnung!!

Ich frage mich selbst, wie ich darauf gekommen bin, so etwas in die Story einzubauen. Wahrscheinlich war es eine Nachtaktion, die ich irgendwann bereuen werde und mich deshalb schonmal dafür entschuldige.
Man muss dieses Kapitel nicht lesen, um zu verstehen, was passiert ist, die nachfolgenden Kapitel sagen genug. Hier muss niemand den Helden spielen. Jeden, den ich nicht abgeschreckt habe: Viel Spaß?



Der Mann war ein reicher Seidenhändler und bewohnte ein großes, aber abgeschiedenes Haus am Rande des Dorfes. Er zeigte sich selten in der Öffentlichkeit und doch wurde viel über ihn geredet.

Er lebte schon lange allein und schien das Leben wahrlich zu genießen. Da er ein vielbeschäftigter Mann war, brauchte der Händler Hilfe im Haushalt und da kam der heranwachsende Hexenmeister ins Spiel.

Seine Aufgabe war nicht genau definiert, denn er sollte dem älteren Händler bei allem unter die Arme greifen, was so anfiel. Sei es Putzen oder das Tragen der Bestellungen in schweren Kisten. Er zahlte guten Lohn, der seine Familie zusätzlich über Wasser hielt, weshalb der Hexenmeister nichts von den Eigenheiten seines Herrn berichtete.

Diese waren sehr ... exotisch und oft war dem Jungen die Freundlichkeit des älteren Manns unangenehm. Das wäre es nicht, wenn es normale Nettigkeit gewesen wäre, doch das war es nicht.

Immer mal wieder ließ der Händler Komplimente über sein Aussehen fallen oder wie gut er etwas tat. Auch war ihm sein eigenes Ansehen wohl ziemlich egal, denn nicht nur einmal hatte der heranwachsende Hexenmeister ihn in nichts als einem halbgeöffneten Morgenmantel herumlaufen sehen.

Allerdings war es auch sein Haus, also herrschten seine Regeln. Selbst die Berührungen an seinem Arm, seiner Brust oder seinem unteren Rücken ließ er unkommentiert.

Es gefiel ihm nicht und war ihm mehr als unangenehm, aber was sollte er denn machen? Er war immer noch sein Arbeitgeber und somit ihm überlegen. Der heranwachsende Hexenmeister war machtlos und brauchte zudem das Geld. Also schwieg er und behielt dafür das höfliche Lächeln und sein respektvolles Verhalten bei.

Hätte er es vorhersehen müssen? Hätte er früher bemerken müssen, dass etwas nicht stimmte? Dass es nicht normal war, wenn der eigene Chef einem stets 'Hübscher' oder 'Süßer' ins Ohr hauchte? Dass es nicht normal war, diese Geräusche aus dem Schlafzimmer des Händlers zu hören, wenn er gerade seiner Arbeit nachging? Hätte er eher eine Grenze ziehen und es nicht nur schweigend hinnehmen sollen?

Wahrscheinlich, aber er war so damit beschäftigt, sich nicht unangemessen zu verhalten, dass er es eben nicht bemerkt hatte, bis es schließlich eskalierte.

Der Tag fing an wie alle anderen sonst auch. Der Händler begrüßte ihn mit einem breiten Lächeln und leuchtenden Augen, bevor er ihm seine heutigen Aufgaben erläuterte. Zuerst half er seinem Herrn beim Zählen seiner neusten Einnahmen und hörte ihm mit einem höflichen Lächeln zu, als dieser eine alte, und in seinen Augen wohl lustige, Geschichte erzählte.

Der heranwachsende Hexenmeister kannte diese Angewohnheiten bereits und obwohl ihn viele Geschichten mehr langweilten als unterhielten, so ließ er es sich nicht anmerken. Er wollte den freudigen Ausdruck auf dem Gesicht seines Gegenübers nicht zerstören, wenn dieser ihm von einem längst vergangenen 'Abenteuer' erzählte.

Zehn und eine NachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt