Kapitel 30 - Schwindelig Küssen

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Wieder war Alec überrascht, denn er hatte nicht erwartet, dass die Geschichte so weiterging.

Auch spürte er erneut, wie tiefstes Mitgefühl in ihm aufkeimte. Wie gerne würde er in diese fiktive Welt, von der Magnus ihm nachtnächtlich erzählte, reisen und den Hexenmeister einfach mal in den Arm nehmen.

Er musste schon so viel durchmachen und war wohl noch lange nicht am Ende seines Leidenswegs. Wie gerne Alec ihn diesen ersparen wollte, überraschte ihn selbst, immerhin handelte es sich bloß um eine ausgedachte Person mit ausgedachten Gefühlen.

Das änderte jedoch nichts daran, dass er diesem Onkel Azazel gerne eine verpassen würde, denn er verhielt sich einfach unmöglich. Alec wollte sich gar nicht vorstellen, wie er in der Situation des Hexenmeisters gehandelt oder was er getan hätte, hätte er so ein grausames Familienmitglied.

Wahrscheinlich wäre er schon viel früher explodiert oder hätte sich noch kleiner gemacht, um möglichst ungesehen davonzukommen.

Er war sich da nicht ganz sicher. Auf alle Fälle hätte er nicht die Stärke und schon gar nicht dieses gute Herz des Hexenmeisters gehabt.

Alec hatte Glück, denn er war mit sehr liebevollen Eltern aufgewachsen, die stets wollten, dass er seinen eigenen Weg fand, um glücklich zu sein. Er liebte sie natürlich auch, obwohl er ihre Art zu regieren verurteilte. Dass sie die Herrscher eines Königreichs waren, hatte sie jedoch nie definiert und sie waren stets mehr als das gewesen.

Über Magnus' Eltern wusste er leider nicht viel. Nur dass seine kluge Mutter verstorben war.

Jedoch konnten sie nicht die schlechtesten Menschen gewesen sein, denn Magnus war einfach ... wundervoll. Vielleicht auch perfekt oder zumindest perfekt für ...

Er zuckte leicht zusammen, als er eine Hand spürte, die sich an seine Wange legte und sanft darüber strich. Ohne nachzudenken lehnte er sich in die Berührung und seufzte leise, bevor er die Augen wieder öffnete.

Magnus sah ihn mit einem ruhigen, aber auch etwas neugierigen Blick an. Sicherlich fragte er sich, was gerade in ihm vorging, aber Alec wollte seine Gedanken nicht so gern teilen, vor allem weil er nicht wusste, wie er das tun sollte.

Den Teil mit seinen Eltern könnte er zwar bedenkenlos sagen, aber dass Magnus einfach perfekt war? Das traute er sich dann doch nicht, auch wenn er sich in dessen Gegenwart stets wohl fühlte. Das war einfach ein Schritt zu früh zu weit.

Anstatt also zu antworten, zog er Magnus an sich und verwickelte ihn in einen langen Kuss, der hoffentlich all das zeigte, das in ihm vorging.

Er liebte es Magnus zu küssen und er bezweifelte, jemals damit aufhören zu können. Diese Lippen waren einfach eine süße Sünde und gaben ihm das Gefühl zu fliegen.

Und dann natürlich noch dieses verlockende Paradies, in dem alles gut und unbeschwert war. Frei von allen Problemen. Wie könnte er jemals müde werden, dieses Reich zu betreten?

Langsam zog er Magnus auf seinen Schoß, damit er ihn enger an sich drücken und seine Wärme an seinem Körper spüren konnte. Dieser hatte mittlerweile seine Hände in Alecs dichten und unzähmbaren Haaren vergraben und zerwühlte diese nur noch mehr.

Alec gefiel das. Er mochte es, wenn Magnus sich in seiner Nähe so wohlfühlte, dass er tat, wonach ihm war.

Er wollte es sogar, denn so konnte er sich sicher sein, dass er es genauso genoss wie er selbst. Das war nämlich Alecs höchste Priorität bei allem, was sie auf dieser Ebene taten.

Magnus war durch seine Vergangenheit negativ geprägt und brauchte Sicherheit und Vertrauen. Alec war mehr als gewillt, ihm das zu schenken und im Gegenzug alles zu nehmen, was Magnus ihm zu geben bereit war. Solange dieser sich wohlfühlte.

Ruhelos fuhren Alecs Hände über seinen schlanken Körper und strichen immer mal wieder über die nackte Haut am Nacken oder am unterem Rücken -dort, wo das dünne und zu seiner Freude leicht durchscheinende Hemd etwas hochgerutscht war.

Weiter tat er nichts, aber die Küsse, die sie austauschten, waren genug, damit sich sein Kopf drehte und er am liebsten vor Freude Luftsprünge gemacht hätte, hätte er seine Lippen dann nicht von Magnus' lösen müssen.

Seid ihrem ersten Kuss war Magnus verdammt gut darin geworden, ihn schwindelig zu küssen und so ließ Alec den Kontrollverlust kurz zu. Dieser sorgte dafür, dass die Mauern um sein Herz vorübergehend komplett unten waren und alles frei in ihm herumwirbeln konnte, was sonst ordentlich weggesperrt hinter den Mauern lag.

Nur Magnus schaffte es, dass er kurz alles losließ und er jegliche Vorsicht schwungvoll über Bord warf, bevor er selbst nachsprang, direkt in das Gefühlsmeer hinein. Niemand hatte es je vermocht, dass er alles um sich herum vergaß außer das elektrisierende Gefühl in seinem Körper, das ihn so lebendig machte.

Langsam ließ er sie zurückgleiten bis Magnus unter ihm lag, aber dieser schien das kaum zu bemerken sondern ihn viel eher noch etwas näher an sich zu ziehen. Er genoss das hier wohl genauso wie Alec.

Dass beide bei jeglichen Küssen heimlich beobachtet wurden, entging ihnen und erst das laute Klopfen an der Tür riss sie aus ihrer kleinen Paradiesblase.

Magnus hatte gerade damit begonnen, seinen Gefallen zu erwiedern und saugende Küsse auf seinen blassen Hals zu setzten, als er genervt aufmurrte. Aec konnte nicht anders als ihn tadelnd und doch liebevoll anzulächeln, bevor er sich schwerenherzens aufrichtete.

~Herein.~
Die drei bekannten Soldaten traten ein, aber ehe sie Magnus von ihm wegzerren konnten, sagte er~Schon gut. Er darf bleiben. Ihr könnt auch schon wieder gehen. Ich möchte nicht gestört werden.~

Falls die Soldaten über seine Unhöflichkeit empört sein sollten, so ließen sie sich das nicht anmerken und verließen schweigend den Raum.

Mit einem Lächeln wandte er sich wieder Magnus zu, der einfach wunderschön aussah mit den vom Küssen geschwollenen Lippen, den kleinen, erblühenden Knutschflecken am Hals, dem dunkelroten Hemd, unter dem er eine trainierte Brust und einen flachen Bauch erahnen konnte und dem bezaubernden Funkeln in den Augen. Sie strahlten heller als jeder Stern, den er je gesehen hatte und schöner als jedes Gemälde, das ihm je gezeigt wurde.

Kurz überlegte er, Magnus zu fragen, ob er sich so malen lassen würde, aber den Gedanken verwarf er genauso schnell wieder. Kein Künstler dieser Welt würde es schaffen, Magnus' Schönheit und vor allem dieses Funkeln in seinen bunt getupften braunen Augen in einem einfachen Gemälde einzufangen.

Alec musste wohl auf seine Fantasie und seine Erinnerung vertrauen, die diesen Anblick auf ewig festhalten würden. Nur um sich zu versichern, dass das kein Traum war -er gab es ja zu, er war gerade etwas sentimental- berührte er Magnus' warme Wange, während ihm dieser einen leicht fragenden Blick zuwarf.

Erst dann realisierte er, dass er schon seid gewisser Zeit kein Worte mehr gesagt hatte und spürte augenblicklich eine verräterische Hitze im Gesicht. Blöder Kontrollverlust, dachte er sich, meinte es aber nur bedingt ernst.

Stadessen hauchte er rau~Bitte mach weiter, sodass bei dem Termin später jeder wissen wird, mit wem ich diese Nacht verbringen durfte.~
Zu dem warmen Funkeln gesellte sich ein diebisches Grinsen, als Magnus kokett antwortete~Dein Wunsch sei mir Befehl, mein König.~

Zehn und eine NachtWhere stories live. Discover now